Mit Hedy Jager sprach Anouk Arbenz
Fünfzig Jahre sind eigentlich nicht viel, wenn man darüber nachdenkt. Heute ist es in der Schweiz selbstverständlich, dass auch Frauen abstimmen und gewählt werden dürfen. Dass es auch in anderen Ländern noch nicht lange her ist, merkt man dann, wenn Frauen gegen Abtreibungsverbote oder andere Gesetze demonstrieren. Und auch während der Coronapandemie fällt auf, dass es vor allem Frauen sind, die leiden müssen. Dieser «Rückwärtstrend» in Sachen Gleichstellung mache Hedy Jager Angst, wie sie im Interview zugibt.
Vor 50 Jahren wurde das Frauenstimmrecht in der Schweiz eingeführt. Was haben Sie für Erinnerungen an den Tag?
Die Freude war gross an diesem Tag, auf den auch ich hingearbeitet hatte. Es ist aber schon davor viel passiert, die Jahren zwischen 1959 und 1971 waren bewegte Jahre. Es war eine Zeit des Aufbruchs, in der man Autoritäten hinterfragte und über Gleichberechtigung sprach. In viele Kantonen gab es auf kommunaler und kantonaler Ebene bereits Abstimmungen zum Frauenstimmrecht. Ich habe gemischte Gefühle, wenn ich an 1971 zurückdenke. Schlechte, weil der Kanton Schwyz das Frauenstimmrecht ablehnte, gute, weil eine Aufbruchsstimmung spürbar war.
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