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Kanton
08.03.2020
08.03.2020 13:13 Uhr

So steht es um die Gleichstellung im Kanton Schwyz

14. Juni 2019 forderten schweizweit 500'000 Frauen und Männer Gleichberechtigung in der Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Was hat sich seither getan? Die Gruppe Gleichstellung hat die Unternehmen befragt. (Bild: Archiv)
14. Juni 2019 forderten schweizweit 500'000 Frauen und Männer Gleichberechtigung in der Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Was hat sich seither getan? Die Gruppe Gleichstellung hat die Unternehmen befragt. (Bild: Archiv) Bild: Johanna Mächler
Heute ist internationaler Tag der Frau. Eine Gruppe von Frauen, die den Frauenstreik 2019 organisierten, haben verschiedene Unternehmen im Kanton Schwyz in punkto Gleichstellung befragt. Mit dem Ergebnis ist die Initiantin zufrieden.

Mit dem Frauenstreik vom 14. Juni 2019 forderten schweizweit 500'000 Frauen und Männer Gleichberechtigung in der Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Auch im Kanton Schwyz gingen viele Menschen für diese Forderungen auf die Strasse.

Eine Gruppe Frauen aus dem Organisationskomitee des Streiks führte das Engagement nahtlos weiter: «Noch im Sommer kontaktierten wir die grössten Arbeitgebenden des Kantons Schwyz mit einem Schreiben. Darin forderten wir die Unternehmen auf, ihre konkreten Massnahmen zur Förderung der Gleichstellung aufzuzeigen», erzählt Diana de Feminis aus Morschach, die Initiantin der Aktion.

«Die Unternehmen haben es erkannt»

Rund 15 Prozent der Betriebe hätten geantwortet und ihre bereits umgesetzten oder geplanten Massnahmen mitgeteilt oder die Arbeitsgruppe zum Gespräch eingeladen.

Mitorganisatorin Natalie Eberhard Staub aus Lachen zieht im Namen der Arbeitsgruppe denn auch ein positives Fazit der Aktion: «Erfreulicherweise wurden einige der Unternehmen durch die landesweiten Frauenstreiks sensibilisiert und motiviert, weitere Optimierungen anzugehen. Sie haben das Potenzial einer gleichgestellten Gesellschaft erkannt und sie arbeiten daran, dieses zu realisieren.»

Weitere Massnahmen vorgeschlagen

Auf der Liste finden sich verschiedene mögliche Massnahmen in den Bereichen Lohn, Familienfreundlichkeit, Personalrekrutierung, Weiterbildung, Prävention, Kommunikation und Dialog (siehe Box). Neben einem transparenten Lohnmodell und der Möglichkeit von Teilzeitarbeit auch in Führungspositionen sind unter anderem flexiblere Arbeitszeiten, Unterstützung von Homeoffice-Lösungen sowie eine gezielte Förderung von Frauen wichtige und teilweise bereits realisierte Massnahmen einiger Schwyzer Unternehmen.

Diese Woche haben die Frauen die bereits angeschriebenen Betriebe nochmals kontaktiert und ihnen die Massnahmensammlung zur Verfügung gestellt. «Sie sollen als Inspiration und Diskussionsgrundlage für die jeweiligen Unternehmungsleitungen dienen», erklärt Diana de Feminis. «Die Arbeitsgruppe Gleichstellung ist zuversichtlich, dass weitere Arbeitgebende dem guten Beispiel folgen werden und sich aus der Zusammenstellung jene Ideen auswählen, die sie ihren Betrieb umsetzen möchten.»

Die Gleichstellungstipps der Schwyzer Unternehmen:

Die Arbeitsgruppe Gleichstellung publiziert als Resultat ihrer Unternehmensumfrage eine Sammlung der Gleichstellungsmassnahmen, die grosse Schwyzer Firmen bereits umsetzen. Für die Umfrage wurden die 150 grössten Arbeitgeber des Kantons Schwyz befragt. 

Lohn

• Transparentes, fixes Lohnmodell anwenden, abgestuft nach Funktionen der Mitarbeitenden

• Lohngleichheit extern prüfen lassen

• Lohncharta unterzeichnen

• Über die obligatorischen Kinder- und Ausbildungszulagen hinaus zusätzliche Familienzulagen bezahlen

• Bei Lohnerhöhungen und bei Beförderungen prüfen, dass Teilzeitpensen oder Abwesenheiten aufgrund von Betreuungsverpflichtungen keinen Einfluss auf Gehaltsentwicklung und Aufstieg haben

• Den Teilzeitmalus bei der Pensionskasse abschaffen, bzw. kompensieren

 

Familienfreundlichkeit

• (Auf allen Stellen) Teilzeitarbeit anbieten – auch in Führungspositionen

• Teilzeit auf Probe ermöglichen und nach 3 Monaten die Machbarkeit evaluieren

• Jobsharing erlauben und aktiv fördern, z.B. indem eine 100% Stelle mit zwei Mal 60% besetzt werden kann

• Top-Sharing ermöglichen: eine Führungsposition wird im Jobsharing besetzt, falls eine Teilzeitstelle nicht ausreicht

• Homeoffice ermöglichen

• Flexible Arbeitszeiten erlauben, z.B. mit Jahresarbeitszeit, die in Abwägung der Bedürfnisse von Unternehmen und Mitarbeiter*in flexibel über das Jahr verteilt werden und z.B. auch in 11 statt 12 Monaten geleistet werden kann

• Den Mitarbeitenden die Möglichkeit bieten, zusätzliche Ferientage, bzw. Ferienwochen zu kaufen, damit Eltern an schulfreien Tagen und in den Schulferien ihre Kinder betreuen können

• Den Mitarbeitenden die Möglichkeit bieten, tage- oder wochenweise unbezahlten Urlaub zu beziehen, um betreuungsbedürftige Angehörige zu pflegen

• Den Mitarbeitenden ermöglichen, den Mutterschaftsurlaub zu verlängern – z.B. 16 Wochen bezahlt, weitere Wochen unbezahlt

• Einen Vaterschaftsurlaub ermöglichen – z.B. 1-4 Wochen bezahlt, weitere unbezahlt

• Finanzielle Unterstützung für familienexterne Kinderbetreuung anbieten, beispielsweise in Form von subventionierten Krippenplätzen

• Einen abschliessbaren Ruheraum als Rückzugsm.glichkeit zur Verfügung stellen, u.a. für Schwangere und stillende Mütter 

Personalrekrutierung

• Ein Programm anbieten, dass es Mädchen erlaubt, die angebotenen technischen Lehrberufe kennen zu lernen

• Wiedereinsteiger*innen bei Bewerbungen bewusst die Chance zu einem Vorstellungsgespräch geben

• Bei der Besetzung von Leitungsfunktionen aktiv Frauen rekrutieren

• Stellen immer geschlechtsneutral ausschreiben. Die Ausschreibungen so formulieren, dass sich beide Geschlechter angesprochen fühlen

 

Weiterbildung

• Mit den weiblichen Arbeitskräften ihre Weiterbildung aktiv planen, sodass auch sie zukünftig Führungsfunktionen übernehmen können

• Ein Mentoring-Programm einführen, welches Frauen erlaubt, sich mit der Unterstützung bestehender Führungskr.fte auf Kaderpositionen vorzubereiten

• Ein Ausbildungsprogramm für Führungskräfte anbieten, welches sie sensibilisiert, die Potenziale der eigenen weiblichen Mitarbeitenden zu identifizieren und zu fördern

• Ein Netzwerk für Frauen aufbauen und/oder Weiterbildungsveranstaltungen anbieten, wo sich Frauen mit Interesse an Kaderpositionen mit Frauen in Führungspositionen austauschen können

 

Prävention

• Einen Code of Conduct / ein Merkblatt mit Verhaltensrichtlinien entwickeln und kommunizieren, um sexuelle Belästigung und Mobbing am Arbeitsplatz zu vermeiden

• Eine neutrale / externe Anlaufstelle einrichten, an die sich Betroffene von Belästigungen, Übergriffen, Mobbing und Diskriminierungen wenden können

 

Kommunikation

• Gleichstellungsmassnahmen aktiv öffentlich kommunizieren, um für Bewerbungen von Frauen attraktiv zu werden und weibliche Mitarbeitende im Unternehmen zu halten

• Familienfreundliche Arbeitsbedingungen aktiv öffentlich kommunizieren, um Männer und Frauen anzusprechen, welche Beruf und Familie gemeinsam gestalten möchten

• Getroffene Massnahmen zur Erhöhung der Chancengleichheit explizit im Personalreglement festhalten, damit sich Mitarbeitende über ihre Möglichkeiten informieren können

 

Dialog

• Ein offenes Ohr für die Bedürfnisse der Mitarbeitenden haben

• Einen Personalrat einrichten, der die Bedürfnisse des Personals aufnimmt und im Dialog mit der Geschäftsleitung vertritt

• Sich mit anderen Unternehmen über ihre Gleichstellungsmassnahmen austauschen und gute Beispiele für den eigenen Betrieb übernehmen 

red