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Kanton
08.01.2020
08.01.2020 10:11 Uhr

Gleichgeschlechtliche Paare sollen gleiche Rechte haben

Bild: zvg
Eine repräsentative Umfrage im Kanton Schwyz zeigt: Gut drei Viertel der Schwyzerinnen und Schwyzer sind der Meinung, dass gleichgeschlechtliche Paare die gleichen Rechte wie heterosexuelle Paare haben sollen.

In der Silvesternacht wurde im Zürcher Niederdorf ein schwules Paar angegriffen und niedergeschlagen. Während es in Zürich immer wieder zu ähnlichen Vorfällen kommt, sind physische Attacken im Kanton Schwyz seltener. «Körperliche Gewalt habe ich selber noch nie erlebt, verbale Gewalt erlebe ich leider mehr oder weniger regelmässig», bestätigt Elias Studer, Präsident von queerpuzzles, einer Schwyzer Gruppe für lesbische, schwule, bi-, trans- und asexuelle Jugendliche.

Meistens kämen die Anfeindungen im Ausgang, aus Gruppen heraus und von jungen Männern. «Dabei erlebe ich nicht mehr Homophobie von Menschen mit Migrationshintergrund, wie das vielleicht unterstellt werden könnte», hält Studer fest. Eine Beobachtung, die der Oberarther oft macht: «Homophobie und Rassismus gehen Hand in Hand.» Er unterstreicht das mit einer Erfahrung, die er im Dezember gemacht hat: «Wir waren auf Schulbesuch an einer Oberstufe und liessen die Schüler kleine Rollenspiele zum Thema Homosexualität spielen. Einige Schüler mit Migrationshintergrund spielten das so: Ein alter Mann greift ein schwules Pärchen auf der Strasse verbal an – homophob und rassistisch. Für sie scheint das die Realität zu sein.» Wissenschaftlich fundiert sei diese Wahrnehmung aber nicht. «Was ich weiss: Die, die sich in den Parlamenten gegen eine statistische Erfassung von homophob motivierten Verbrechen stellen, sind keine Ausländer, sondern bürgerliche Schweizer», so Studer.

Im Kanton Schwyz seien physische Attacken viel weniger wahrscheinlich als in der Stadt. Hier gäbe es andere Probleme: «Wer homosexuell ist, muss damit leben können, dass das ganze Dorf das weiss und dass alle eine Meinung haben.» Es sei nicht so einfach, aus einem konservativen Umfeld auszubrechen wie in der Stadt. «Deshalb ziehen viele Homosexuelle weg», erklärt Studer. Der 24-Jährige stellt aber auch fest, dass sich momentan viel Positives tut. «Als ich in der Oberstufe war, war ein Outing dort undenkbar.» Inzwischen würden sich Homo- und Bisexuelle immer früher outen. Studer glaubt auch nicht, dass physische Attacken zunehmen, «aber endlich spricht man darüber». Endlich sei Homophobie in der öffentlichen Wahrnehmung nicht mehr normal, sondern inakzeptabel. 

Dass sich viel tut, zeigt sich auch in einer repräsentativen Umfrage im Auftrag unserer Zeitung.

 

Dieser Artikel ist am 8. Januar in voller Länge im March-Anzeiger und Höfner Volksblatt erschienen.

«Wenn ich solche homophoben Aussagen höre, kommt mir die Galle hoch! Noch dazu, wenn sie von jungen Ausländern kommen, die selbst oft Opfer von Diskriminierung werden.»
Irene Lustenberger

Kommentar

von Irene Lustenberger

 

L(i)eben und l(i)eben lassen

Eigentlich bin ich ein toleranter Mensch, getreu dem Motto «Leben und leben lassen». Doch bei einem Punkt hört meine Toleranz auf: Homophobie!

Eine repräsentative Umfrage unserer Zeitung (siehe Artikel rechts) zeigt, dass eine Mehrheit der Einwohner im Kanton Schwyz gleiche Rechte für gleichgeschlechtliche Paare wie für heterosexuelle Paare befürwortet. 54 Prozent sagen «ja», 22 Prozent «eher ja». Wenigstens etwas, das im konservativen Kanton Schwyz angekommen ist …

Für Wut sorgt hingegen ein Vorfall in Zürich, wo in der Silvesternacht ein Schwulenpaar angegriffen worden ist. «20 Minuten» hat sich auf Spurensuche in der Innenstadt gemacht und dabei Sätze wie «Schwulsein ist eine Krankheit, das ist gegen die Natur», «Schwulsein ist ein Defekt im Hirn» oder «Schwule können mit ein paar Schlägen geheilt werden» zu hören bekommen.

Wenn ich solche homophoben Aussagen höre, kommt mir die Galle hoch! Noch dazu, wenn sie von jungen Ausländern kommen, die selbst oft Opfer von Diskriminierung werden. Denen würde ich am liebsten «Dann geht zurück, wo ihr herkommt» erwidern! Denn wer bitte schön hat das Recht, zu beurteilen, wer wen lieben darf? Das ist genauso blöd und unsinnig, wie wenn man seinem Gegenüber vorschreibt, welchen Glauben er haben muss.

Liebe ist das schönste Gefühl auf Erden. Egal, ob zwischen Mann und Frau, Mann und Mann oder Frau und Frau. Jeder Mensch hat das Recht, sich zu verlieben und seine Emotionen auszuleben. Lassen wir also jeden Menschen so leben und glücklich sein, wie er es will.

Irene Lustenberger