Neun von zehn Covid 19-Patienten in den Schweizer Spitälern sind nicht geimpft. Das sagte Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit beim Bundesamt für Gesundheit (BAG), am Dienstag vor den Medien in Bern. Urs Karrer, Vizepräsident der wissenschaftlichen Task Force, sprach von einer «Epidemie der Ungeimpften».
Von den 40 Prozent der Covid-Patienten in den Spitälern, die ihren Ansteckungsort angeben, seien 80 Prozent Ferienrückkehrer aus Südosteuropa. Es müssen laut Karrer weitere Anstrengungen erfolgen, um diese Personen zu erreichen und sie für eine Impfung zu sensibilisieren. Im Contact Tracing liegt der Anteil der Rückkehrer je nach Kanton zwischen 20 und 50 Prozent, wie der Zuger Kantonsarzt Rudolf Hauri ausführte.
Patientinnen und Patienten sind viel jünger
Mathys schätzt die derzeitige epidemiologische Lage als «ungünstig und besorgniserregend» ein. Insgesamt habe das Infektionsgeschehen stark an Fahrt aufgenommen, mit einer weiteren Verschlechterung der Lage sei zu rechnen. Es bestehe ein «bedeutendes Risiko für eine starke Infektionswelle».
Die Situation erinnere ihn stark an diejenige vor einem Jahr – mit zwei Ausnahmen, erklärte Karrer: «Die Welle ist zwei Monate früher da, und die Patientinnen und Patienten sind viel jünger.» Die zunehmende Belastung der Spitäler mit Covid-Patienten hat in jüngster Zeit wieder zu vermehrten Verlegungen zwischen den Krankenhäusern geführt, ergänzte Hauri.
Delta gefährlicher als frühere Varianten
Die Zahl der täglich positiv auf das Coronavirus getesteten Personen schwankt laut Mathys in jüngster Zeit zwischen 2500 und 3000 pro Tag. Die Auslastung der Intensivstationen in den Spitälern beträgt zurzeit 75,6 Prozent. 25,4 Prozent der verfügbarenBetten werden von Covid-19-Patientenbelegt (siehe Grafik). Dass diese grossmehrheitlich nicht geimpft seien, hinterlasse beim Pflegepersonal «eine gewisse Frustration», sagte Karrer.
Die Delta-Variante bringe eine Person mit höherer Wahrscheinlichkeit auf eine Intensivstation als dies bei früheren Varianten der Fall gewesen sei. Und wenn 25 Prozent der Betten von Covid-Patienten belegt seien, dann habe es weniger Platz für andere.
BAG empfiehlt Impfung für Schwangere und Kinder ab 12 Jahren
Keine Bedenken hat das BAG, Jugendliche ab zwölf Jahren impfen zu lassen. Die jüngsten Studien zeigten, dass die Nebenwirkungen ähnlich seien wie bei Erwachsenen, erklärte Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen. Neu wird auch allen schwangeren Frauen die Impfung empfohlen.