Die Meldung aus Rapperswil-Jona kommt überraschend: Der geplante und stark umstrittene Ersatzbau für das Jona Center ist vom Tisch. Wie die Grundeigentümerschaft mitteilte, zieht sie die von Einsprachen blockierte Grossüberbauung zurück. Diese hat eine lange Vorgeschichte und stand unter keinem guten Stern. Jetzt bringen die Grundeigentümer ein Alternativprojekt ins Spiel. Und das heisst «Erlenpark».
Im Herbst 2018 hatte die Bevölkerung der Stadt Rapperswil-Jona dem Projekt «Jona Center» zugestimmt. Das Projekt sei in enger Zusammenarbeit mit den kantonalen Fachstellen und der Stadt entwickelt worden, schreibt die Erbengemeinschaft Hans Nef in einer Medienmitteilung. «Entsprechend überraschend kam darum für die Grundeigentümerschaft der Entscheid der Rechtsabteilung des Baudepartements des Kanton St. Gallen, die Rekurse einzelner Einsprecher gutzuheissen.» Die Grundeigentümerschaft hatte gegen diesen Entscheid beim Verwaltungsgericht des Kantons St. Gallen rekurriert.
Rekurs am Verwaltungsgericht soll zurückgezogen werden
Der Entscheid am Verwaltungsgericht ist noch hängig. Die Erbengemeinschaft stellt jedoch in Aussicht, ihren Rekurs zurückzuziehen. Ob das bereits erfolgt ist, war nicht in Erfahrung zu bringen.
In der Mitteilung heisst es zum Grund für den Rückzug des Projekts Jona Center, man wolle die «festgefahrene Situation entflechten». Deshalb wurde eine Machbarkeitsstudie erstellt, die eine Alternative aufzeigen soll. Hauptaugenmerk: Es soll nicht mehr wie beim Vorgängerprojekt zu einer Bebauung mit Spezialregelungen via Sondernutzungs- beziehungsweise Gestaltungsplan kommen. Das neue Projekt «Erlenpark» soll gemäss Mitteilung auf der heutigen Zonierung und dem rechtsgültigen Baureglement der Stadt Rapperswil-Jona basieren.
Der Bauchef der Stadt Rappers-wil-Jona, Christian Leutenegger, bestätigt das: «Das gesamte Grundstück, auf welchem der ‘Erlenpark’ projektiert wird, befindet sich in der Zone ‘K4B’.» Das bedeutet, dass viergeschossig gebaut werden kann, nicht wie beim umstrittenen Vorgängerprojekt geplant bis zu acht Geschosse hoch. Es sei auch der Stadt ein grosses Anliegen, hier weiterzukommen. Man stehe mit Kanton und Grundeigentümerschaft in Kontakt.
Stadt und Kanton planenKnoten Feldlistrasse eigenständig
Neben der geplanten Gebäudehöhe war auch die Verkehrserschliessung rund um den sogenannten Knoten Feldlistrasse/St. Gallerstrasse ein Knackpunkt. Einsprecher befürchteten unter anderem Mehrverkehr. «Wir wollen den Knoten möglichst bald wieder anschieben», sagt Bauchef Leutenegger. Die Stadt wolle diesen zusammen mit dem Kanton eigenständig und unabhängig vom Bauprojekt angehen. «Der Knoten ist ganz wichtig für die Verkehrserschliessung und die Stadtentwicklung», erklärt Leutenegger. Es geht dabei um die Erschliessung des Südquartiers. Und diese sei auch wichtig für das Pflegezentrum Schachen, so Leutenegger.
Die Grundeigentümerschaft will gemäss eigenen Angaben Hand bieten für eine Lösung. Sie halte den notwendigen Grundstücksanteil zur Realisierung der zwingend erforderlichen Verkehrslösung im Bereich des Knotens Feldlistrasse frei, heisst es in der Mitteilung der Erbengemeinschaft Hans Nef weiter. Leutenegger sagt dazu, dass gegenüber der Stadt bestätigt worden sei, dass das Land freigehalten werde. Verträge gibt es gemäss dem Bauchef jedoch noch keine. Aber es sei auch für den nun neu geplanten «Erlenpark» wichtig, dass dieser verkehrstechnisch optimiert erschlossen werde.
In etwa gleich viele Wohnungen – aber weniger Gewerbefläche
Die neu geplanten Nutzungen mit Schwergewicht Wohnen würden zudem gegenüber dem Bestand keinen relevanten Mehrverkehr generieren, schreiben die Grundeigentümer. Gegenüber dem Kanton und der Stadt haben diese signalisiert, damit eine rasche und gute Verkehrslösung für den «Knoten Feldlistrasse» zu unterstützten.
Der neue «Erlenpark» soll zu einem «wichtigen Quartierzentrum mit Charme» werden. Neben den Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Einkauf sowie Dienstleistungsangeboten sollen rund 170 Wohnungen entstehen.
Der neue und konstruktive Ansatz biete eine einmalige Chance, den wichtigen Standort am Stadteingang von Rapperswil-Jona aufzuwerten und dem Quartier mit dem «Erlenpark» ein prägendes Bild zu geben, heisst es in der Medienmitteilung weiter. Und: «Mit dem Rückzug des Rekurses beim Verwaltungsgericht macht die Grundeigentümerschaft zudem den Weg frei, die festgefahrene Situation zu deblockieren und einer städtebaulichen Weiterentwicklung im östlichen Stadtgebiet von Rapperswil-Jona den Weg zu ebnen.»
Über das wirkliche bauliche Ausmass oder die Kosten machen die Grundeigentümer in der Mitteilung keine Angaben. Bauchef Leutenegger stellt in Aussicht, dass man nun den Knoten Feldlistrasse sehr zeitnah neu lancieren wolle.