Wer in diesen Tagen in der March oder den Höfen einen Getränkemarkt besucht, findet dort meist eine Resterampe vor. Wegen der Pandemie werden vor allem im Gastrobereich weniger Getränke verkauft. Nach Monaten des Gastro-Lockdowns müssen die Händler ihre Ladenhüter loswerden, bevor sie das Mindesthaltbarkeitsdatum erreichen. Es gibt Rabatte von bis zu 50 Prozent auf den Einkaufspreis.
Mehr Getränke für zu Hause
Auf ihre Kosten kommen zum Beispiel Liebhaber von Coke Zero. «Sie ist kürzer haltbar als normale Cola, weil kein Zucker drin ist», erklärt Roger Weibel, Inhaber von Getränke Weibel in Pfäffikon. Sein Betrieb beliefert auch Restaurants in der näheren und weiteren Umgebung. «Wir sind von der Coronakrise sehr betroffen. Gastrobetriebe sind geschlossen, Feste fallen weg», sagt Weibel. Spürbar sei auch, dass die Leute im Homeoffice arbeiteten. «In Büros werden oft Getränke zur Verfügung gestellt, auch das fällt weg.»
Zwar habe der Absatz an Private zugenommen. Wenn die Gastronomie wegfalle, würden ihm aber 80 Prozent des Umsatzes fehlen, sagt Weibel. Unter die Härtefallregel falle er dennoch nicht. «Wir fallen zwischen Stuhl und Bank, weil wir vergangenen Sommer fast normal arbeiten konnten», sagt er. Damit seien die Umsatzeinbussen übers gesamte Jahr nicht gross genug gewesen.
Nicht in der Härtefallklausel drin
In Reichenburg sieht es ähnlich aus, heisst es bei Kaspar Hahn Getränkehandel. Das Geschäft laufe aktuell miserabel – gegenüber dem Vorjahr zur gleichen Zeit betrage die Umsatzeinbusse 75 Prozent. Auch hier fehlt der Gastro-Umsatz, der rund 80 Prozent des Absatzes des Drei-Mann-Unternehmens ausmacht.
Den Absatz im Getränkemarkt anzukurbeln sei schwierig. Auch Getränke, die zum halben Einkaufspreis verkauft werden, finden schleppend Abnehmer. «Ein Nachteil für Privatkunden ist, dass wir die meisten Gebinde in Harassen verkaufen.» Man müsse die Leute zuerst überzeugen, diese mitzunehmen.
Trotz des schlechten Starts ins 2021 fällt der Getränkehandel in Reichenburg für letztes Jahr nicht in die Härtefallklausel – der Umsatz-einbruch im ersten Corona-Jahr betrug «nur» 25 % – für die Härtefall-Entschädigung sind jedoch 40 % nötig. «Vor allem der letzte Sommer lief gut, viele Leute blieben in der Schweiz.» Sobald jedoch der Herbst kam und mit ihm und den neuen Restriktionen praktisch alle grösseren Anlässe ins Wasser fielen, wurde es wieder schwierig.
Die Veranstaltungen fehlen
Deutlich schlechtere Zahlen vermeldet die Einsiedler Brauerei Rosengarten, die ihr Geschäft nur etwa zu 10 Prozent im Getränkehandel macht, der Rest entfällt je hälftig auf die Gastronomie sowie auf Veranstaltungen.
Zwar kann Viktor Gmür, Mitglied des Verwaltungsrats, im Getränkemarkt im letzten Jahr eine Umsatzsteigerung von etwa einem Viertel vermelden, bei den Restaurants war es jedoch fast ein Drittel weniger – bei den Festen gab es sage und schreibe ein Minus von 82 Prozent! Der Jahresumsatz der Traditionsbrauerei, die schon seit über 100 Jahren existiert, bewege sich normalerweise um die 10 Millionen Franken. Letztes Jahr wurden es nur rund 3,4 Millionen Franken umgesetzt. Die 27 Angestellten sind schon länger auf Kurzarbeit gesetzt.
Der Negativ-Trend setzt sich im aktuellen Jahr fort. Bis am Josefstag wurde im Getränkemarkt der Brauerei Rosengarten zwar ein Drittel mehr Umsatz verbucht, bei der Gastronomie sind es jedoch minus 99,5 % sowie bei allen Anlässen minus 78 %.
Unterdessen musste das vor dem ersten Lockdown gebraute Bier weggeschüttet werden, vielleicht kommt noch mehr dazu. Theoretisch könne man daraus zwar Desinfektionsmittel herstellen; der Aufwand mit Bier sei allerdings zu gross, als dass er sich lohnen würde. Trotzdem bleibt Gmür positiv und betont: «Innerhalb einer Woche könnten wir unseren ganzen Betrieb wieder auf 100 Prozent rauffahren.»