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Kanton
18.02.2021

Einsiedeln legte Schatten über ansonsten ruhige Fasnachtszeit

Bild: Silvia Gisler
Die Kantonspolizei Schwyz zieht abgesehen von Einsiedeln eine gute Bilanz über die Fasnachtstage.

Lange war es im Kanton Schwyz ruhig um die Fasnacht. Bis am Güdelmontag: In Einsiedeln waren über tausend Fasnächtler am Sühudi-Umzug vor Ort. Der inoffizielle Anlass sorgte landesweit für Negativ-Schlagzeilen. Es machen sich aber auch Stimmen breit, die verneinen, dass es beim Umzug zu schweren Verletzungen der Coronaregeln gekommen ist...

Die Polizei musste anrücken und sogar Bussen verteilen, weil auf erste Ermahnungen nicht reagiert worden war. «Wir sind enttäuscht, dass wir zu diesem unschönen Mittel greifen mussten», sagt David Mynall, Mediensprecher der Kantonspolizei Schwyz. Denn während der Fasnachtszeit habe sich an anderen Orten gezeigt, dass die Ermahnungen der Polizei erfolgreich waren, sich die Feiernden dann jeweils aufgelöst haben und keine Bussen verteilt werden mussten. 

March und Höfe vorbildlich

Abends musste die Polizei im Klosterdorf wieder eingreifen, weil Randalierer mit Flaschen und Böller auf die Beamten geworfen haben. Dafür gibt es nun einzelne Verzeigungen wegen Beleidigung, Drohung oder Sachbeschädigung. 

Obwohl der Güdelmontag in Einsiedeln nun einen Schatten über die diesjährige Fasnacht wirft, zieht Mynall eine sehr positive Bilanz der närrischen Zeit. «Man muss den Fasnächtlern auch ein Kränzchen winden. Sie haben sich sehr gut an die Massnahmen gehalten.» Es sei insgesamt eine ruhige Fasnachtszeit gewesen.

Mynall erwähnt auch die Bezirke March und Höfe als positives Beispiel. «Es hatte zwar auch hier Fasnächtler unterwegs, diese hielten sich aber vorbildlich an die Massnahmen», sagt er. 

  • Bild: Redaktion March24 und Höfe24
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Der wilde Sühudi-Umzug in Einsiedeln sorgt auch nach drei Tagen noch für Gesprächsstoff. Anders als in vielen Medien berichtet, wurden die Coronaregeln während des Umzugs laut Direktbeteiligten weitgehend eingehalten. 

Es ist nicht das erste Mal, dass der Kanton Schwyz während der Coronakrise im nationalen Rampenlicht steht. Erst war es das sogenannte Superspreader-Event Jodelfest, dann die Container-Partys im Ybrig und nun am Montag die Fasnacht in Einsiedeln. In den nationalen Medien wurden die Klosterdörfler richtiggehend zerfetzt. «Narren lockten mit Sühudi-Umzug Partygänger an – jetzt geben sie sich unschuldig», schreibt beispielsweise der «Blick». «Einsiedeln will es nicht einsehen», meinte die «Luzerner Zeitung». 

Leute waren zurückhaltend

Eine Nachfrage bei den Einsiedler Fasnächtlern ergibt eine andere Sicht auf die Dinge. Sie relativieren die kritische Berichterstattung. «Die Medien haben nur das Extreme herausgepickt, was in der jetzigen Zeit falsch aussieht», sagt etwa Denis Birchler. Er war als Verkleideter am Umzug unterwegs. Es sei die meiste Zeit zwar ausgelassen, aber auch sehr friedlich gewesen. «Man merkte im Vergleich zu anderen Jahren, dass die Leute viel zurückhaltender waren.» Wo sich grössere Gruppen gebildet haben und der Abstand nicht eingehalten werden konnte, hätten die Zuschauer an den meisten Orten Masken getragen.  

Ähnlich sind auch die Aussagen von Fasnächtlerin Michèle Kuriger, die ebenfalls als Verkleidete am Umzug dabei war. «Jene, die am Umzug mitgemacht haben, waren maskiert oder hatten genug Abstand», sagt sie. Und auch die meisten Zuschauer, hielten sich daran. Ausnahmen gebe es immer. 

Insgesamt sei die Stimmung am Umzug sehr friedlich gewesen, auch als die Polizei das närrische Treiben um den Mittag herum mit Bussen auflöste. «Da gab es praktisch keine Diskussionen, die meisten Leute bezahlten die Busse ohne Murren.» Kuriger merkt aber auch an, dass nicht weniger Menschen in Einsiedeln unterwegs gewesen seien, als dies an aktuell einem sonnigen Wochenende der Fall ist. «Dann stehen auch alle beisammen und niemand kontrolliert, ob der Abstand eingehalten wird.»

Keine Reue

Gar nicht mehr friedlich war die Stimmung am Abend (wir berichteten). Alkoholisierte Randalierer warfen Flaschen und Böller auf die Polizisten. «Es ist schade, dass dies passiert ist», sagt Kuriger. Es habe aber auch mit den Partygängern zu tun, die nachträglich aus dem Tal nach Einsiedeln reisten. «Es waren sicher auch Einheimische dabei, aber die Auswärtigen machten die Mehrheit aus.» 

Für die beiden ist klar, dass es trotz Corona wichtig ist, dass gewisse Bräuche am Leben bleiben. «Ich würde sofort wieder an die Fasnacht gehen – Corona hin oder her», sagt Birchler. Für dieses Stückchen Normalität nahmen die beiden gar eine Ordnungsbusse der Polizei in Kauf. Dennoch: «Es hat sich auf jeden Fall gelohnt», sagt Michèle Kuriger und spricht damit wohl vielen Einsiedler Fasnächtlern aus dem Herzen. 

Lars Morger, Redaktion March24 & Höfe24
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