
Vom Becki aus Naturgeschichte bewundern


Hübsche Villen, Steuerflüchtlinge und viel Verkehr: Das kam mir vorher in den Sinn, wenn ich an Wollerau dachte. Der von der LEK Höfe erstellte Rundweg Wollerau-Becki-Erlenmoos hat dieses Bild etwas erweitert und mir gezeigt, dass Wollerau auch Naturschönheiten und Rückzugsorte zu bieten hat.
Der rund 1,5 stündige Spaziergang beginnt und am Bahnhof Wollerau. Von dort aus gilt es erst einmal, das Dorf zu durchqueren und beim Kreisel – vorbei an Kirche und Friedhof – den Aufstieg zu nehmen. Es empfiehlt sich, die Karte schon zu Hause gut zu studieren, da Wegmarkierungen für diese Route fehlen. Schritt für Schritt entfernen wir uns mehr vom lauten, lebhaften Dorftrubel. Nach rund einer halben Stunde gehen wir an der letzten Villa vorbei und sehen eine grosse Linde, die den Wegbeginn zum Becki-Hügel markiert. Je höher unsere Beine uns tragen, umso mehr sehen wir vom Zürichsee, dem Zürcher Oberland und dem Obersee. Der Säntis ist leider von einer Wolke verdeckt, an einem sonnigen Tag sollte aber auch das Alpstein-Gebilde sichtbar sein.
Auf Goethes Spuren
Oben angelangt, geniessen wir auf einem der roten Bänke die wunderbare Aussicht. Ein eigenartiges Gefühl, zu wissen, dass Goethe vor genau 245 Jahren auf seiner Reise zum Kloster Maria Einsiedeln hier langging. Er reiste nicht alleine, sondern mit den Grafen Friedrich und Christian von Stolberg, dem Grafen Christian von Haugwitz und seinem Jugendfreund Jakob Ludwig Passavant. Gut möglich, dass er in seinem Reisetagebuch von der Weitsicht über den Zürichsee vom Bachtel bis zum Tanzboden schwärmte oder mit der Reisegesellschaft auf dem Becki-Hügel eine Pause einlegte!
Der Aussichtshügel Becki ist ein Rundhöcker aus Hartgestein, der durch den Linth-Rhein-Gletscher geformt wurde. Die sogenannten Schichtrippen sind im Gebiet deutlich erkennbar (siehe Box). Vielen Höfnerinnen und Höfnern ist das Becki vor allem von der grossen 1.-August-Feier bekannt, die – mit Ausnahme von diesem Jahr – alljährlich stattfindet und von der «Alten Garde» organisiert wird. Auch die Fasnacht wird auf dem Becki zelebriert. So wird beim Beckitogg-Verbrennen der «Totsch« oder Geist vom Becki durch das traditionelle Malefizgericht abgeurteilt und verbrannt. Er muss für die Sünden aller Wollerauer büssen!
Naturnaher Krebsbach
Beim Abstieg bewundern wir die bis zu drei Meter hohen Maispflanzen und erreichen schon bald wieder schöne Häuserreihen, bevor es weiter geht zum Freizeitpark Erlenmoos. Der Park ist ideal für Familien mit Kindern und bietet sich für eine kurze Mittagsrast an. Neben diversen Sportplätzen ist besonders der naturnah gestaltete Kinderspielplatz ein beliebter Treffpunkt.
Es ist noch nicht lange her, seit der Krebsbach im Gebiet Erlenmoos wieder freier fliessen kann. Am 26. Juli 2016 suchte Wollerau ein Unwetter heim, welches zu massiven Ausuferungen im Siedlungsgebiet führte. Danach wurde ein Ingenieurbüro beauftragt, ein Hochwasserschutzkonzept und in einem zweiten Schritt ein Vorprojekt für die Einzugsgebiete der Bäche Krebs-, Sihlegg- und Roosbach auf Gemeindegebiet von Wollerau und Feusisberg auszuarbeiten. Aus einem eingezwängten Bach entstand so Lebensraum für zahlreiche Pflanzen und Tiere. Am Bachufer befinden sich etwa kiesige Ruderalstandorte, die Pflanzen locken verschiedene Insekten an. Durch den vergrösserten Gewässerraum kann der Krebsbach bei starken Niederschlägen viel Wasser aufnehmen, wodurch Überschwemmungen reduziert werden dürften. Zudem sorgt eine natürliche Bachsohle dafür, dass ein Teil des Wassers ins Grundwasser versickert.
Vom Freizeitpark Erlenmoos geht es über eine abwechslungsreiche Kulturlandschaft mit einem Hangried zurück zum Bahnhof Wollerau. Fazit: Das Becki ist ideal zum Durchschnaufen und der Spaziergang vor allem für Familien geeignet. Gutes Schuhwerk wird empfohlen.
20 Höfner Rundwege zu entdecken
Das LEK (Landschaftsentwicklungskonzept) Höfe ist ein Projekt der Gemeinden Feusisberg, Freienbach und Wollerau sowie des Bezirks Höfe. Es will die Höfner Landschaft nachhaltig nutzen und gestalterisch aufwerten. Davon profitieren Menschen, Pflanzen und Tiere. In den letzten Jahren hat das LEK 20 Rundwege durch die Höfner Landschaft erstellt. Diese führen durch Kulturlandschaften, Siedlungen und Wälder, vorbei an Fliessgewässern, Hecken und Seen. Verschiedene Höfner machen sich auf den Weg und berichten von ihren Erlebnissen. Alle Rundwege sind mit Detailbeschrieb, GPS-Daten und Infos auf www.lek-hoefe.ch zu finden.