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19.10.2022
07.11.2022 10:13 Uhr

Frag deine Ärztin/deinen Arzt – unsere neue Kolumne

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Ein Leser/eine Leserin will von Dr. med. Andreas Meier vom Spital Lachen wissen: Wie gefährlich sind eigentlich Röntgenstrahlen? Die Antwort des Chefarzts für Radiologie findet du hier.
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Wie gefährlich sind Röntgenstrahlen bei der Computertomographie?

von Dr. med. Andreas Meier

Röntgenstrahlen sind elektro-magnetische Strahlen im Energiebereich oberhalb des ultravioletten Lichts. Im Unterschied zu normalen Lichtwellen können Röntgenstrahlen den menschlichen Körper durchdringen. Diese Fähigkeit nutzt die Medizin zur Diagnostik. Als Nebenwirkung liefern diese bildgebenden Strahlen aber nicht nur wichtige Informationen zur Diagnosestellung, sondern können Körperzellen potentiell auch dauerhaft schädigen. Röntgenstrahlen sind somit nicht harmlos und bedürfen einen sorgfältigen Umgang.

In Europa ist die durch medizinische Exposition verursachte Strahlendosis etwa gleich hoch wie die natürliche Hintergrundstrahlung von durchschnittlich 3.1 mSv (Sv = Sievert, die SI-Einheit der Äquivalentdosis). Dies entspricht in etwa derselben Dosis wir der einer CT-Thorax-Untersuchung (3.9 mSv). In der westlichen Welt liegt das Lebensrisiko, an Krebs zu erkranken, bei durchschnittlich 25%. Bei einer Untersuchung mit 10 mSv (entspricht etwa einer CT-Untersuchung von Kopf, Thorax und Abdomen) erhöht sich dieses Risiko um 0.05% (25.05%). Oder anders ausgedrückt: die gleiche Zunahme des Sterblichkeitsrisikos ergibt sich auch, wenn man 450 Tage in London City lebt – aufgrund der Luftverschmutzung – oder wenn man mit einem Raucher für 540 Tage in derselben Wohnung lebt. 

«Röntgenstrahlen sind nicht harmlos und bedürfen einen sorgfältigen Umgang.»
Dr. med. Andreas Meier, Chefarzt Institut für Radiologie Spital Lachen

Die Medizin reagiert auf diese Gefahren mit verschiedenen Massnahmen. Zum einen muss der erwartete medizinische Nutzen immer höher sein als das mögliche Risiko. Dies gilt es vor einer Untersuchung immer zu beurteilen. Im Unterschied zu Röntgen bzw. CT-Untersuchungen hat etwa die Magnetresonanztomographie (MRT, MRI) keine Strahlenbelastung zur Folge. Die eingesetzten Magnetfelder und Radiowellen sind nach heutigem Wissensstand mit keinem gesundheitsschädlichen Risiko behaftet. Wenn immer möglich und sinnvoll, wird deshalb die Untersuchung mittels MRI derjenigen mittels CT vorgezogen.

Technische Fortschritte ermöglichen es ständig, die verwendete Strahlenbelastung kontinuierlich zu senken, ohne dabei Kompromisse bei der Bildqualität eingehen zu müssen. Dies richtet sich auch nach dem ALARA-Prinzip (As Low As Reasonably Achievable), welches besagt, dass die geringstmögliche Strahlendosis eingesetzt werden soll, die benötigt wird, um eine diagnostische Bildqualität zu erreichen. Eine weitere wirksame Methode, die zur Reduktion der Strahlendosis beiträgt, ist es, die Scanparameter an die Anatomie des Patienten anzupassen. Grosse und schwere PatientInnen benötigen dabei mehr Dosis, als kleine und schlanke PatientInnen. Moderne Computertomographen, wie sie auch am Spital Lachen zur Anwendung kommen, verfügen über Kontrollmechanismen, welche die Strahlendosis automatisch und individuell dem jeweiligen Patienten anpassen. So wird sichergestellt, dass immer nur so viel Dosis appliziert wird, wie notwendig ist. 

Für eine reduzierte Strahlenbelastung ebenso wichtig ist auch die laufende Schulung und Weiterbildung des medizinischen Personals. Der Fortschritt der Technik ist immens und das gilt es auch in der Ausbildung abzubilden. Komplexe und technisch hochstehende Medizingeräte bedürfen auch einer regelmässigen Kontrolle und Wartung damit die Strahlenschutzparameter jederzeit garantiert eingehalten werden. Hierzu arbeiten wir mit spezialisierten Medizinphysikern zusammen um ein Höchstmass an Sicherheit zu haben. Nicht nur für die Patientinnen und Patienten, sondern natürlich auch für alle unsere Mitarbeitenden. Mit der erst kürzlich erfolgten Strahlenschutz Re-Zertifizierung gemäss Strahlenschutzverordnung des Bundesamt für Gesundheit (BAG) haben wir diesen hohen Level erreicht. 

Abschliessend kann man sagen, dass bildgebende Untersuchungen mit Röntgenstrahlen mit Bedacht angewendet werden sollten, bei korrekter Anwendung aber sehr sicher sind und in der modernen radiologischen Diagnostik für eine zuverlässige und individuelle Patientenbetreuung unabdingbar sind. 

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Diese regelmässig erscheinende Kolumne greift medizinische Fragen aus der Bevölkerung auf und lässt diese von Fachärzten beantworten. Du hast eine medizinische Frage, die sich auch andere Leserinnen und Leser stellen könnten? Schreibe uns deine Frage via E-Mail an redaktion@march24.ch oder redaktion@hoefe24.ch.

Redaktion March24 & Höfe24