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Sport
17.03.2022

«Die Leidenschaft habe ich immer noch»

Bejing lief für Pfyl nicht wie gewünscht. Zudem plagten ihn starke Rückenschmerzen, welche ihm einen Start im Super-G verunmöglichten.
Bejing lief für Pfyl nicht wie gewünscht. Zudem plagten ihn starke Rückenschmerzen, welche ihm einen Start im Super-G verunmöglichten. Bild: Keystone
Für den Steiner Skirennfahrer Thomas Pfyl gingen die letzten Paralympics zu Ende. Letzten Montag trat er die Heimreise an. Nun zieht er Bilanz und wagt einen Ausblick auf kommende Herausforderungen.

Es ist Montag, Thomas Pfyl sitzt am Flughafen Peking, wenn er nach links schaut, sieht er die Swiss-Maschine, die ihn und die gesamte Delegation nach Hause bringen wird. «Wieder ein Schritt mehr Richtung daheim» sagt der Schwyzer aus Steinen. «Das ist schön, gerade auch nach den vielen Kontrollen hier am Flughafen.» China zeigt sich zum Abschied so hermetisch abgeschottet wie in den zwei Wochen davor, durchwegs alle Angestellten, von der Bodenstewardess bis zur Security, tragen Ganzkörper- Schutzanzüge.

«Natürlich ist der vierte Rang immer eine besondere Enttäuschung»

Am Tag davor war die letzte Chance auf eine weitere Medaille bei Paralympics dahingegangen. Pfyl lag in seiner Spezialdisziplin, dem Slalom, nach dem ersten Lauf auf Rang 6, auf Bronze fehlten anderthalb Sekunden. Im 2. Durchgang wuchs die Chance auf das Podest, zwei vor ihm platzierte Fahrer schieden aus, am Ende war es einer zu wenig.

«Natürlich ist der vierte Rang immer eine besondere Enttäuschung», sagte Pfyl, der dann aber schon ein kleines Lächeln wiederfand, weil der zeitliche Abstand auf Rang 3 mit drei Sekunden recht gross war. «Wäre es nur ein Zehntel, könnte ich es noch etwas weniger akzeptieren.»

Grosse Probleme mit dem Rücken

Beijing 2022 waren Pfyls fünfte und letzte Paralympics. So gut und hoffnungsvoll sie begannen, so schmerzhaft endeten sie. Und das nicht nur resultatmässig. Drei Tage vor dem Slalom bekam er plötzlich heftige Rückenbeschwerden. Der 35-Jährige kämpft damit öfter, «aber so schlimm war es noch nie», sagt er. Es begann ein Wettkampf mit der Zeit, der aussichtslos schien, weil es eine heftige Blockade war, die sich nicht einfach so lösen liess.

Thomas Pfyl im abschliessenden Slalom. Bild: Keystone

Letztlich, nachdem auch alle Bemühungen der Physiotherapeuthin keine Linderung der Schmerzen brachten, half nur noch die Spritze – Pfyl konnte im Slalom starten. Wo er nicht dabei sein konnte wegen des Rückens, das war der Riesenslalom heute vor einer Woche. Im Super-G und vor allem in der Super-Kombi, wo er auf dem Weg zur Medaille ausschied, war er sehr gut unterwegs gewesen. Das hatte die Hoffnungen zusätzlich geschürt auf seine eigentlichen Spezialdisziplinen.

Seit 20 Jahren dabei

Zwei Medaillen bei der Premiere 2006 in Turin mit Silber (Slalom) und Bronze (Riesenslalom), danach bei vier Teilnahmen kein Podestplatz mehr, aber neun Diplomränge. «Was haben die Paralympics gegen Sie, Thomas Pfyl?» Er schmunzelt, schüttelt leicht den Kopf und sagt: «Wenn ich das wüsste… » Doch der Schwyzer ist keiner, der meint, das Schicksal sei letztlich verantwortlich.

Andere waren schneller unterwegs, haben nicht eingefädelt bei einem Tor, sind eher in den Rhythmus gekommen, fanden sich besser mit dem Schnee zurecht. Wettkampf halt, das sind so viele Puzzleteile, die zusammenpassen müssen. Und das ist ja auch genau das, was Pfyl so reizt an seinem Tun. «Sonst wäre ich nicht länger als 20 Jahre dabeigeblieben. »

Wie gehts weiter?

Geht es weiter mit ihm in Sachen Skisport? «Um diese Frage zu beantworten, brauche ich noch etwas Zeit», sagt er. Er müsse sich genau anschauen, wie es mit dem Rücken weitergehe, wie es mit der Belastung generell sei und ob es noch Sinn mache. «Ich möchte eigentlich sehr gerne noch die WM in Åre im kommenden Winter fahren.» Es wäre seine neunte WM, elf Medaillen hat er bisher geholt.

Eine Prognose sei an dieser Stelle gewagt: Wenn Thomas Pfyl nicht die sehr realistische Chance auf die 12. WM-Medaille sieht, wird er all das, was nötig ist, nicht auf sich nehmen.

Christian Andiel, Redaktion March24 & Höfe24