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10.03.2022
10.03.2022 16:29 Uhr

Ausserschwyzer schaffen Platz für Flüchtende

Beispiel aus Deutschland: Eine Familie nimmt eine Ukrainerin und ihre Tochter bei sich auf.
Beispiel aus Deutschland: Eine Familie nimmt eine Ukrainerin und ihre Tochter bei sich auf. Bild: Keystone
Die Solidarität mit der Ukraine ist in der Region Ausserschwyz gross. Einige Privatpersonen bieten sogar Unterkünfte für Geflüchtete an. Die Gemeinden und der Kanton scheinen gut vorbereitet.

Fast in jeder Ausserschwyzer Gemeinde haben sich solidarische Frauen und Männer bei der Sozialstelle ihrer Gemeinde gemeldet, weil sie Flüchtlingen aus der Ukraine ein Zimmer oder eine Unterkunft zur Verfügung stellen möchten. In Wollerau zum Beispiel sind es vier Personen, die sich entweder via Schalter oder Telefon bei Dominique Nemeth, Abteilungsleiterin Gesellschaft der Gemeinde Wollerau, gemeldet haben. Ein Angebot habe jedoch abgelehnt werden müssen, weil es die Voraussetzungen nicht erfülle, teilt Nemeth mit.

Unterbringung soll mindestens für drei Monate möglich sein

So reicht es etwa nicht, eine Unterbringung nur kurzfristig zur Verfügung zu stellen. Gastfamilien sollten sich gemäss der Schweizerischen Flüchtlingshilfe auf mindestens drei Monate einstellen. Wichtig sind auch Rückzugsmöglichkeiten für die Geflüchteten und der Zugang zu Sanitäreinrichtungen. Es sei sehr schön, zu sehen, wie gross die Solidarität in der Gemeinde sei, betont Nemeth. Ein Bürger habe sogar einen Tipp für die Unterbringung abgegeben, was sehr geschätzt werde: «Der Wohnraum in Wollerau ist ja sehr knapp.» In Galgenen, Wangen und Altendorf haben sich je zwei Personen bei der Gemeinde gemeldet, in Tuggen, Reichenburg gibt es je eine Person, welche in diesem Sinn helfen möchte.

Schweizerische Flüchtlingshilfe betreibt Plattform

In Freienbach habe es mehrere Anrufe gegeben, wie die Kommunikationsbeauftragte Bianca Bamert mitteilt, diese Freiwilligen habe man jedoch an die Schweizerische Flüchtlingshilfe verwiesen. «Es macht Sinn, wenn alles über die dortige Plattform läuft», erklärt Bamert. Auch andere Gemeinden in Ausserschwyz verweisen Personen, welche mit Wohnraum helfen möchten, deshalb von Anfang an die Schweizerische Flüchtlingshilfe, über deren Homepage sich Gastfamilien anmelden können. Nichtsdestotrotz empfiehlt das Bundesamt für Migration den Gemeinden, Listen von privaten Unterbringungsangeboten zu führen, um Unterkünfte vermitteln zu können.In Lachen sind es gemäss Gemeindeschreiberin Petra Keller eine Handvoll Anfragen. Es werde eine Liste geführt. «Ukrainische Staatsangehörige, welche bereits hier sind, sind nach unserem Wissen alle bei privaten Personen oder Familienangehörigen untergebracht», teilt sie weiter mit. «Wir sind überdies auch am Aufbau der Kapazitäten in unseren eigenen Liegenschaften.» 

Noch kein Ansturm

Im Moment sind Flüchtlinge im Kanton Schwyz abernoch rar. Markus Blättler, Vorsteher des Amts fürMigration des Kantons Schwyz, geht davon aus, dass es ab nächster Woche mehr werden. Es ist aber auch schwierig, zu wissen, wie viele Ukrainerinnen und Ukrainer genau im Kanton Schwyz sind. Rechtlich gesehen müssen sich Geflüchtete, welche in der Schweiz eigenständig eine Unterkunft finden, noch nicht bei der Gemeinde melden. Das Tourismusvisum ist 90 Tage gültig.

Durchgangszentren als Alternative

Können die Betroffenen nicht bei Verwandten oder Bekannten untergebracht werden, sind die beiden Durchgangszentren Biberbrugg und Degenbalm in Morschach im Kanton Schwyz die erste Aufnahmeoption für die Geflüchteten. Nach Vereinbarung mit den Gemeinden folgt anschliessend die Übernahme.

Hotline für Ukraine-Fragen geplant

Rechtlich gesehen sind die Gemeinden verpflichtet, in Notlage Hilfe zu gewähren. Die Schwyzer Gemeinden werden deshalb vom Amt für Migration via «Newsletter» regelmässig über Neuigkeiten, Abläufe und Prozesse informiert. In den nächsten Tagen will der Kanton Schwyz eine Hotline mit einer oder zwei Nummern einrichten – analog der Corona-Hotline –, um die Anfragen zu bearbeiten und den entsprechenden Ämtern zuweisen zu können, wie Markus Blättler mitteilt und Regierungsrat Andreas Barraud gestern nach der Regierungsratssitzung bestätigte. (aa)

Geflüchteten bei der Aufnahme helfen

Neben der Anmeldemöglichkeit potenzieller Gastgeber bietet die Website der Flüchtlingshilfe Organisationen, Gemeinden und Freiwilligengruppen auch einen Überblick zu den Bedürfnissen von Flüchtlingen und wie ihnen am besten geholfen werden kann. Hier eine Auswahl:

  • Bedarfsklärung: Kommunizieren Sie mit den geflüchteten Menschen, um herauszufinden, was diese benötigen. 

  • Informationen aufarbeiten und übersetzen. •

  • Klare Struktur und Koordination: Unterstützung, Aktivitäten und Ideen sollten gebündelt werden. •

  • Eine Freiwilligen liste mit Kontaktund Angebotsangaben erstellen. Infos für Freiwillige über eine Online Kommunikationsplattform teilen.

  • Organisieren Sie einen Treffpunkt für Einwohner und Geflüchtete. •

  • Organisieren Sie Informationsanlässe zum Leben vor Ort (Einkaufsmöglichkeiten, ÖV-Benutzung, Sport, Freizeit). •

  • Organisieren Sie gemeinsame Freizeitaktivitäten. •

  • «Gotti-Familien» für schulpflichtige Kinder der Geflüchteten. •

  • Einen Willkommensanlass organisieren. (aa)
Anouk Arbenz, Redaktion March24 & Höfe24