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Auto & Mobil
03.03.2022
06.05.2022 15:38 Uhr

Eine neue Ära für Wolf Power Racing

Wolf Power Racing aus Wangen hat mit Erfolg zum ersten Mal in Dubai einen Audi eingesetzt.
Wolf Power Racing aus Wangen hat mit Erfolg zum ersten Mal in Dubai einen Audi eingesetzt. Bild: zvg
Wolf Power Racing aus Wangen hat in der 24h Series in Dubai die ersten Erfahrungen mit dem neuen Audi RS3 gemacht. Mit der neuen Generation von Tourenwagen stellen sich dem Team aus Wangen auch vermehrt Fragen nach der eigenen Zukunft.

Seit dem 10. Januar 2019 fährt das Wangner Motorsport Team Wolf Power Racing in der Kategorie Touring Car Racer (TCR) in der 24h Series von Creventic um Ruhm und Ehre. Gleich beim ersten Start im Emirat gewannen die Märchler auf Anhieb ihr erstes Rennen in überlegener Manier. In der Folge gab es für die internationale Konkurrenz kein Vorbeikommen mehr am Autorama VW Golf GTi, der in Wangen rennbereit gemacht wird. Raphael und Adrian Wolf sind für die Technik am Auto zuständig, vor, während und nach dem Rennen.

Erste Erfahrungen mit dem leistungsfähigen Rennauto sammeln

In dieser Saison wird der erfolgreiche Golf mit der Startnummer 112 zwar auch wieder eingesetzt, aber nicht nur das: «Wir sind die Ersten, die den neuen Audi RS3 LMS rennmässig einsetzen», freut sich Raphael Wolf. So auch Mitte Januar in Dubai. Es galt, erste Erfahrungen mit dem leistungsfähigen Rennauto zu machen. Das galt sowohl für das Wangner Rennteam wie auch für den Hersteller, der das Projekt hautnah und intensiv begleitete.

Seitenscheibe musste ausgewechselt werden und Stau beim Tanken

Es war ein strenges Rennen, mit vielen Zwischenfällen. «Kein Wunder, es waren über 80 Autos auf der Rennstrecke », sagt Adrian Wolf. Er musste gesundheitshalber als Zuschauer das Rennen auf Monitoren verfolgen. Bei diesem gedrängten Verkehr sind Zwischenfälle vorprogrammiert. Auch das Wangner Team kam nicht ungeschoren davon. Nach einem Zusammenstoss musste die Seitenscheibe ausgewechselt werden, denn beim Tanken müssen die Scheiben natürlich geschlossen sein. Auch bei der Tanksäule gab es einen Stau, wo etwas Zeit verloren ging.

  • Das neue Auto im Fokus. Bild: zvg
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Schnellste Rundenzeit

Doch viel wichtiger war das rennmässige Abschneiden des neuen Autos sowie die Verlässlichkeit der Technik. «Der Audi RS3 ist zuvor noch nie über eine so lange Distanz gegangen», so Raphael Wolf. «In Dubai fuhren wir in 24 Stunden mehr als 2500 Kilometer.» 484 Runden waren es ganz genau. Dass das Rennauto konkurrenzfähig ist, zeigte sich schnell einmal. Der Audi RS3 fuhr die mit Abstand schnellste Rundenzeit der Kategorie TCR. Trotzdem reichte es nur auf den sechsten Rang. Denn auch das Auto mit der Nummer 116 kam nicht ohne Zwischenfälle über die Runden. «Nach 16 Stunden mussten wir das Getriebe auswechseln.» Der damit verbundene Zeitverlust von zweieinhalb Stunden liess sich natürlich nicht mehr wettmachen.

Absoluter Profi im Cockpit

Ein wichtiger Faktor für das unter dem Strich sehr gute Abschneiden des neuen Autos war einer der vier Fahrer, die sich in einem 24-Stunden-Rennen das Cockpit teilen: Rob Huff ist wohl einer der besten Tourenfahrer der Welt. Er stand in Dubai in Diensten des Wangner Rennstalls. «Mit seiner Routine und Klasse hat er uns unheimlich geholfen», wissen beide Wolf-Brüder. «Er ist ein sehr angenehmer Kerl, der genau weiss, worum es im Tourenwagen- Rennsport geht.» So überliess der routinierte Engländer seinen eher unerfahrenen Mitfahrern bei den Probeläufen das Cockpit, um ihnen mehr Zeit für die Angewöhnung zu geben. «Huff steigt in ein Auto und weiss genau, wie damit umzugehen ist. Er ist ein absoluter Profi», schwärmt Raphael Wolf. Und das passt zum Team Wolf Power Racing. Seit dem Eintritt in die 24h Series haben die Märchler versucht, die Rennen so professionell als möglich anzugehen. Die drei Weltmeistertitel in Folge sind ein deutliches Zeichen dafür.

Das Team aus Wangen sowie drei der vier Fahrer, darunter Rob Huff (weisser Anzug) waren mit dem erstmaligen Renneinsatz des Audi RS3 in Dubai sehr zufrieden. Bild: zvg

Das Auto muss renntauglich sein

Für die Fahrer war das Handling des Audis neu, vieles ist anders. «Das muss ja auch so sein», erklärt Adrian Wolf, «denn der Audi ist eine neue Generation von Rennautos.» Die Einstellmöglichkeiten, das Handling und das Fahrverhalten sind ganz anders als beim Golf GTi. Ebenso verhält es sich mit der Technik. War einiges im Golf schwer zu erreichen und damit während eines Rennens nur zeitintensiv zu reparieren, so ist beim neu eingesetzten Audi alles auf die Renntauglichkeit ausgelegt. Vieles kann innerhalb von wenigen Sekunden eingestellt, repariert oder gerichtet werden. Ein total neues Auto also. «Das Einzige, was gegenüber dem alten Auto gleich geblieben ist, ist der Benzintank», lacht Adrian Wolf. Begleitet wurde das Projekt von Detlef Schmidt, der praktisch jede Minute des Rennens minutiös alles protokollierte, das Team unterstützte und schon einen Tag nach dem Rennen eine fünfseitige, detaillierte Aufstellung der Probleme und der damit verbundenen Lösungsansätze bei Audi und beim Rennteam in Wangen ablieferte. «Das ist ein unglaublich professioneller Aufwand von Audi», staunen beide Wolfs. Im Normalfall hat das Wangner Rennteam keine technische Unterstützung des Herstellers. «Das war in Dubai schon sehr cool», erklären beide.

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Wie weiter?

Bedeuten diese Erfahrungen sowie das schnellere Auto einen Kategorienwechsel in die GT4-Klasse? Werden die Golf GTi eingemottet? «Der Audi RS3 ist eine neue TCR-Generation. Es wird schwierig für den Golf», sagt Raphael Wolf. Im Moment ist es für Audi gar nicht einfach, die Rennautos zu liefern. «Wenn im nächsten Jahr mehrere der Audis auf der Rennpiste sind, wird man nicht mehr viele Golf GTi sehen.» Mit dem Audi wird Wolf Power Racing voraussichtlich die ganze Saison fahren. Wie oft die alten Autos in dieser Saison noch eingesetzt werden, das ist noch nicht klar. «Das eine oder andere Rennen wird es schon sein, eventuell Barcelona und Spa.» Ein Kategorienwechsel will in Wangen sehr gut überlegt sein. Vieles ist im Wandel, auch bei der Rennserie. Diese Entwicklung beobachten die beiden Wolf-Brüder intensiv. Wo und wie es für sie weitergehen wird, können sie im jetzigen Moment noch nicht sagen. Ein wichtiger Faktor wird auch sein, was die Konkurrenz macht. Rüsten die anderen in der TCR mit neuen Autos auch von anderen Herstellern auf? Oder muss zwangsläufig in eine andere Kategorie gewechselt werden, um sich mit einer starken Konkurrenz messen zu können? Denn darum geht es ja im Rennsport. GT4 wäre möglich, GT3 ein Quantensprung, vor allem, was das Finanzielle betrifft. Kostet ein Auto in der jetzigen Kategorie ab 150 000 Franken, wären es in der GT3 mehr als 450 000 Franken. Das würde vor allem teuer für die Fahrer, die ihren Sitz im Cockpit bezahlen. «Alles wäre mindestens um Faktor drei teurer», so Raphael Wolf. Sportlich wäre ein Wechsel in die GT3 sehr reizvoll, aber eben…

Franz Feldmann, Redaktion March24 & Höfe24