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Kanton
19.12.2021
16.12.2021 18:59 Uhr

Studie kritisiert: Reservenausbau lohnt sich für Firmen nicht

Bild: Keystone
Wirtschaftlich kam die Schweiz bislang mit einem Blauen Auge durch die Pandemie. Härtefallentschädigungen erwiesen sich als probates Mittel – Avenir Suisse kritisiert aber das Vorgehen der Kantone bei der Auszahlung.

In der Bewältigung der Covid-19-Krise kommt nach der ersten Pandemiewelle im Frühjahr 2020 den Kantonen nicht nur eine vollziehende, sondern eine tragende Rolle zu – so sieht es die aktuelle «besondere Lage» im Epidemiegesetz vor.

Die liberale Denkfabrik Avenir Suisse bewertet die Leistungen der Kantone in ihrer neusten Untersuchung insgesamt als genügend, die Kantone hätten teilweise Mühe gehabt mit der Bewältigung der Pandemie und seien nicht gut vorbereitet gewesen.

Studie als Zwischenbilanz

Noch ist die Pandemie nicht vorbei, sie befindet sich aktuell auf einem weiteren Höhepunkt. Die Publikation «Die Pandemie als föderale Lern­kurve» von Finanzpolitik- und Föderalismusexperte Lukas Schmid stellt darum erst eine Zwischenbilanz dar.

Die Studie stützt sich auf die vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) und dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) erhobenen Daten. Zudem liegen ihr Primärdaten zugrunde, die Avenir Suisse im Frühsommer 2021 erhoben hat.

Kanton Schwyz nahm nicht an Umfrage teil

Hier gilt anzufügen, dass gemäss Lukas Schmid der Kanton Schwyz, wie auch Nidwalden und das Tessin, sich wegen der hohen Arbeitsbelastung der Adressaten innerhalb der Verwaltung nicht in der Lage sah, die Umfrage zu beantworten. Die Untersuchung deckt den Zeitraum von Juni 2020 bis November 2021 ab.

Milliardenschweres Hilfspaket

Vor allem im wirtschaftlichen Bereich hat die Schweiz im internationalen Vergleich die Folgen der Pandemie gut überstanden – so die Studie.

Vom Teillockdown im letzten Winter betroffen waren auch alle Restaurants. Bild: Franz Feldmann

Dies, obwohl Anfang 2021 ein erneuter Shutdown ausgerufen wurde mit Schliessungen im Gastronomie-, Kultur-, Freizeit- und Nonfood-Detailhandelsbereich.

Rund zwölf Prozent der Gesamtwirtschaft auf Härtefallhilfen angewiesen

Auch der Kanton Schwyz hat sich gut erholt (wir berichteten). Als Reaktion auf den höchsten Rückgang des BIP seit der Ölkrise 1975 schnürte die Schweiz milliardenschwere Hilfspakete – um Massenentlassungen zu verhindern und unternehmerische Strukturen zu erhalten.

Neben Kurzarbeitsentschädigung, Erwerbsersatz für Selbstständige und spezifischen Branchenunterstützungen in den Bereichen Sport und Kultur, fallen hier die Härtefallhilfen ins Gewicht. Rund zwölf Prozent der Gesamtwirtschaft war davon betroffen.

Afp-Beiträge bevorzugt

Neben den Covid-19-Krediten zu Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020, setzten die Kantone später hauptsächlich auf eine Entschädigung in Form von nicht-rückzahlbaren Beiträgen ­(A-Fonds-perdu, kurz Afp).

15 Kantone, darunter Schwyz, sahen im Winter 2020/21 vom Gebrauch von Darlehen und Bürgschaften ab – abgesehen von Start-up-Bürgschaften. Bild: Vorla.ch

Entschädigungen in Form von Darlehen oder Bürgschaften fristeten ein Schattendasein. 15 Kantone, darunter Schwyz, sahen im Winter 2020/21 vom Gebrauch von Darlehen und Bürgschaften ab – abgesehen von Start-up-Bürgschaften.

Härtefallentschädigung ab Jahresumsatz von 5 Mio. Franken

Für Firmen mit einem Jahresumsatz von über 5 Mio. Franken übernahm der Bund ab März 2021 die Finanzierung der Härtefallentschädigung zu 100 Prozent.

Für Unternehmen mit einem Jahresumsatz von weniger als 5 Mio. Franken übernahm er 70 Prozent der Härtefallentschädigung, der Rest entfiel auf die Kantone.

95,2 Mio. Franken für Härtefälle im Kanton Schwyz

Damit geriet die Darlehensoption weiter ins Hinter­treffen. «Bis Anfang November 2021 zahlten die Kantone Afp-Beiträge im Umfang von knapp 4 Mrd. Franken aus», so die Studie.

Im Kanton Schwyz verschlang das Härtefallprogramm insgesamt 95,2 Mio. Franken. Davon wurden 78 Mio. Franken durch den Bund und 17,2 Mio. Franken durch den Kanton finanziert.

Kritik am Vorgehen der Kantone

Die Entscheidung der Kantone, die Härtefallgelder mehrheitlich als Afp-Beiträge auszuzahlen, begründeten sie gemäss Avenir Suisse damit, dass der Staat in einer Entschädigungsverantwortung stehe, da er einem Teil der Wirtschaft die Ausübung ihrer ­Tätigkeit untersagt hatte.

Die Denkfabrik kritisiert, dass dies die Firmen von der Verantwortung freispreche, sich für Unvorhergesehenes vorzubereiten. Afp-Zuschüsse würden Unternehmen helfen, die keine Reserven aufgebaut haben.

Der Staat habe nun ein Präjudiz dafür geschaffen, dass sich der Aufbau von Reserven für Unternehmen nicht lohne.

Franziska Kohler, Redaktion March24 & Höfe24