Home Region Sport Agenda Schweiz/Ausland Magazin
Sport
12.11.2021

Lakers müssen bescheiden bleiben und arbeiten

Trotz der letzten Erfolge muss das Team um Stefan Hedlund bescheiden bleiben.
Trotz der letzten Erfolge muss das Team um Stefan Hedlund bescheiden bleiben. Bild: Thomas Oswald
Stefan Hedlund, der neue Trainer der Rapperswil-Jona Lakers, bleibt auch in der Stunde des Erfolgs ruhig und besonnen. Es geht darum, die Lakers auf einen höheren Level zu bringen. Das bleibe nach wie vor ein langer Weg mit viel Arbeit.

Nein, stolz bin ich im Moment nicht auf meine Leistung hier in Rapperswil.» Trainer Stefan Hedlund schaut ernst an der Bande in der Eishalle nach dem Training. «Wir sind auf einem Weg, der noch lange nicht zu Ende ist», fährt er weiter. Stolz sein könne man am Ende einer Saison, bestimmt nicht jetzt, da erst 23 Spiele in der Regular Season absolviert sind. Dabei hätte der Schwede allen Grund, zufrieden zu sein. 42 Punkte, 70 erzielte Tore 22 von 24 Spieler können mindestens einen Skorerpunkt aufweisen. Zudem sorgen die «jungen Wilden» wie David Aebischer, Inaki Baragano, Nathan Vouardoux und Yannick Brüschweiler für positive Schlagzeilen. Die Rechnung scheint aufzugehen.

Bescheiden bleiben

«Ich habe schon vor der Saison gesagt, dass wir auf einem langen Weg sein werden. Die Mannschaft auf einen nächsten Level zu heben, dafür bin ich hier in Rapperswil angetreten, das ist mein Job», so Hedlund weiter. Er hat in den ersten Spielen der Meisterschaft auch gesehen, dass nicht sofort alles funktioniert. Eine Durststrecke mit vier Niederlagen in Serie liessen für die Lakers Böses erahnen. Doch dann erholte sich seine Mannschaft, schien das neue System angenommen zu haben, stieg gar zum «Favoritenschreck» und «Serienkiller» auf, wie es die Medien betitelten.

«Wir müssen bescheiden bleiben», so Hedlund zu diesem Thema. «Dass die Lakers im letzten Jahr den Playoff-Halbfinal erreicht haben, das ist schön. Wir wollen in Zukunft regelmässig in den Playoffs spielen.» Hedlund ist überzeugt davon, dass er dies mit den Lakers auch erreichen kann. Ein Mosaiksteinchen dazu ist die Aufstellung in jedem Spiel. «Wir haben die Struktur der Mannschaft verändert. Wir spielen jetzt mit praktisch vier gleichwertigen Linien, die alle Tore produzieren können. Da ist es für jeden Gegner schwer auszurechnen, gegen wen er seine beste Verteidigungslinie aufstellen will.» Zudem sei es langfristig sinnvoll, auch in schwierigen Situationen mit vier Linien anzutreten. «Das ist unser Weg, jeder muss Verantwortung übernehmen», ist Hedlund überzeugt. Dies spart zudem auch Kräfte für die wichtige Phase gegen Ende der Meisterschaft und gibt allen Spielern die Möglichkeit, sich zu entwickeln.

«Wir haben die Struktur der Mannschaft verändert.»
Stefan Hedlund, Trainer SCRJ Lakers

Mit wenig Kredit gestartet

Einen wichtigen Pfeiler des momentanen Erfolgs sieht Hedlund darin begründet, dass die Mannschaft seine Ideen mit trage und auf dem Eis umsetze. Er gibt gleichzeitig aber auch zu, dass das im Erfolg immer einfacher sei, als wenn man verliere. Und der Erfolg, zumindest jetzt als Momentaufnahme, ist da.

Sechs Siege in Serie. Platz fünf in der Tabelle. Schon zwölf Punkte Vorsprung auf den ersten Preplayoff-Platz. Die Rapperswil-Jona Lakers sind in der National League definitiv das Überraschungsteam der bisherigen Saison. Dass dies so kommen würde, hätten sich selbst die grössten Optimisten rund um den Verein nicht erträumen lassen. Obwohl die letzte Saison mit der erstmaligen Qualifikation für den Playoff-Halbfinal seit 2006 erfolgreich endete, starteten die Rapperswiler mit wenig Kredit in die neue Saison. Der von Sportchef Janick Steinmann vollzogene Trainerwechsel von Jeff Tomlinson zu Stefan Hedlund hatte für viele kritische Stimmen gesorgt, sowohl bei den Fans als auch rund um den Klub und in den Medien.

Das Duo Steinmann/Hedlund strafte alle Kritiker Lügen. Die Bilanz (siehe oben) spricht für sich. Die Lakers haben schon drei Viertel ihres gesamten Punktestands aus der letzten Saison geholt – gespielt ist noch nicht einmal die Hälfte der Qualifikation. Einen Lauf mit sechs Siegen in Serie war den Lakers letztmals im November 2006 gelungen.

Das System funktioniert

Für diesen Höhenflug gibt es mehrere Gründe. Stefan Hedlund scheint es geschafft zu haben, das Lakers- System zu verbessern und zu optimieren. Augenfällig ist vor allem, dass die Lakers in der Angriffszone anders als früher nicht mehr den direktesten Weg aufs Tor suchen, sondern der Scheibe mehr Sorge tragen und diese so lange zirkulieren lassen, bis der Gegner einen entscheidenden Fehler macht. Dann sind die Lakers eiskalt und nutzen diese aus. Überhaupt spielen die Rapperswiler offensiver als in den vergangenen Jahren und sind kreativer in der Angriffsgestaltung. Obwohl nicht mehr so konsequent wie früher auf das Tor gearbeitet wird, schiessen die Lakers viele Tore. 70 sind zusammen mit dem EV Zug hinter Leader Davos der zweitbeste Wert.

«Wir haben manche Trainings, die sind intensiver als das folgende Spiel»
Stefan Hedlund, Trainer SCRJ Lakers

Einer überragt sie alle

Die Lakers überzeugen immer wieder als Kollektiv. Jeder Spieler bekommt von Trainer Hedlund viel Verantwortung und zahlt diese auch zurück. Jeremy Wick kann seine gute letzte Saison bestätigen und spielt gar noch besser. Nando Eggenberger kann endlich sein ganzes Talent ausspielen und steht nach 23 Spielen bereits bei 16 Skorerpunkten. Er ist drauf und dran, seine beste Saison aus dem letzten Jahr (21 Punkte) deutlich zu übertrumpfen.

So überzeugend das Kollektiv bei den Rapperswilern ist, einer sticht eben doch heraus. Auch in dieser Saison zeigt sich wieder, dass die damals riskante Verpflichtung des Tschechen Roman Cervenka der beste und wichtigste Lakers-Transfer seit dem Wiederaufstieg war. Der 35-Jährige hat nach 23 Spielen bereits 30 Skorerpunkte auf dem Konto und ist damit hinter Langnaus Jesper Olofsson die Nummer zwei der Liga. Cervenka hat eine enorme Ausstrahlung auf dem Eis, macht jeden seiner Mitspieler besser und skort in teilweise unglaublicher Manier. Fiel er in der Vergangenheit neben dem Skoren auch noch durch unnötige Fouls auf, so hat er diese auf diese Saison hin deutlich reduziert. Ein Cervenka in dieser Form gehört zu den besten Spielern der gesamten National League.

Trainer Stefan Hedlund sieht keinen Anlass, sich auf dem Erfolg auszuruhen. Bild: Franz Feldmann

Es gibt noch Luft nach oben

Doch Potenzial nach oben ist selbst bei allen Superlativen vorhanden. Neben Cervenka haben die Rapperswiler Importe noch nicht vollends überzeugen können. Der neue Verteidiger Emil Djuse steht zwar auf Platz drei der internen Skorerliste, hat aber einige Mängel in der Defensive. Captain Andrew Rowe geht mit einer Minus-Bilanz in die Nationalmannschaftspause, kommt bisher auf 0,5 Punkte pro Spiel. Eine Steigerung ist da noch möglich. Kein Faktor für die Lakers war bisher der Kanadier Zack Mitchell. Der Ersatz des langzeitverletzten Steve Moses hat erst sechs Skorerpunkte auf dem Konto. Dennoch ist Hedlund überzeugt von seinen Ausländern: «Roman Cervenka ist der beste Ausländer der Liga. Sowohl unser Captain Andrew Rowe wie auch Zack Mitchell stellen sich ganz in den Dienst der Mannschaft und sind für uns auf und neben dem Eis enorm wichtig. Emil Djuse hat in dieser Woche in der Nationalmannschaft Schwedens viel Eiszeit erhalten und ebenfalls seine Wichtigkeit bewiesen. » Auf das verbesserungswürdige Powerplay angesprochen, sagt Hedlund: «Ja, da haben wir tatsächlich noch Potenzial. Auch das ist ein Teil des Prozesses, das braucht Zeit. Ich bin überzeugt, wenn wir unseren Weg konsequent weitergehen, werden wir auch da erfolgreicher sein.» Den Weg weitergehen heisst für Hedlund, jedem einzelnen Spieler viel Verantwortung zu übertragen und in den Trainings den Rhythmus hochzuhalten. «Wir haben manche Trainings, die sind intensiver und schneller als das folgende Spiel. So sind die Spieler gut vorbereitet.» Dass die Trainings intensiver als früher sind, das belegten auch die ausgewerteten Daten der Spieler, «das ist nicht nur ein Gefühl», lacht Hedlund.

Angesprochen auf seine Rolle bleibt auch Hedlund bescheiden, getreu seinem Motto. «Nein, nein, nicht ich bin wichtig. Das ganze Team ist es.» Und so, wie er es sagt, glaubt man es ihm auch.

Franz Feldmann und Lars Morger, Redaktion March24 & Höfe24