Locker sitzt Biathletin Amy Baserga im Café in Pfäffikon. Einige Monate sind vergangen, seit sie letztmals wettkampfmässig im Einsatz stand. Mit einer gewissen Distanz lässt sich viel leichter auf die vergangene, aufwühlende Saison zurückblicken. Sie muss nicht lange nachdenken, wenn es um die Highlights des letzten Winters geht: «Die Juniorinnen-WM ist immer noch sehr präsent.» Kein Wunder, denn Baserga war die erste Athletin von Swiss-Ski, die auf dieser Stufe zwei Goldmedaillen geholt hat. «Es ist nicht nur der sportliche Erfolg, sondern auch die Tatsache, dass ich mich auf einen Wettkampf gezielt fokussieren kann, auch wenn die Vorbereitungen alles andere als optimal waren.» Die Einsiedlerin hat gelernt, dass sie sich auf den Tag X zusammenreissen und konzentrieren kann. Diese Erkenntnis nimmt sie gerne mit und macht sie stark. Auf jeden Fall schaut sie noch immer gerne diese Videos an. «Ach ja, das war doch etwas richtig Cooles, du hast da etwas geleistet », lacht sie verschmitzt.
Trainings verpasst
Letzte Saison ist sie mit einer verkürzten Vorbereitung nicht ideal in den Winter gestartet. Das scheint sich bei Baserga weiterzuziehen. Auch in diesem Sommer lief einiges nicht optimal. Der Beginn war recht zufriedenstellend für die bald 21-Jährige. «Ich bin ins 9-köpfige Frauenteam gekommen, habe mit Andreas Kuppelwieser und Sandra Flunger super Trainer.» Baserga konnte von guten Trainingseinheiten in Lenzerheide, Martell, Antholz und Oberhof profitieren. Zwar haben sie immer wieder kleine Blessuren an einem vollen Training gehindert, gröberes war aber nicht dabei.
Dann passierte nach zwei Tagen Training in Antholz beim Liegen auf die Schiessmatte das, was sie lange beschäftigt hat: Die Kniescheibe sprang heraus, sie riss sich die Innenbänder und Sehnen am hinteren Oberschenkel. «Ich habe noch 30 Minuten trainiert, dann kamen die Schmerzen.» Sie musste nach Hause, um ein MRI zu machen. «Jetzt ist es schon sieben Wochen her», sagt sie zu diesem Zeitpunkt, viel unangenehme Reha-Arbeit alleine waren das Resultat. Auch nicht gerade förderlich für die Motivation. «Ich kann alles ausser Skating machen, das Knie hält.» Zwar weiss sie das, aber der Kopf hat noch immer nicht das volle Vertrauen in den eigenen Körper. Das macht das Trainieren keineswegs einfach für Baserga. Gerne wäre sie mit den anderen Frauen voll am Trainieren. Sie will nicht immer eine «Extrawurst » im Training, auch wenn ihr diese von den Trainern zugestanden wird. «Es ist nicht schön, hören zu müssen, ‹Baserga macht etwas anderes›.» Jetzt, wo sie neu im Team ist, würde sie gerne voll mitmachen.
Zuerst bekam sie das Ok fürs Velofahren, hatte keine Schmerzen mehr. Endlich raus aus dem Reha-Alltag, freute sie sich. «Gut», sagte sie sich, «ich mache eine coole Bike-Tour.» Das hätte sie besser sein lassen. Sie stürzte auf den Kopf und holte sich eine Hirnerschütterung. Das bedeutete wieder eine Woche Pause, eine Woche lang nichts tun. Dann gings reduziert ins Trainingslager, und einmal mehr diese «Extrawurst». Auch dieses Mal konnte sie nicht voll mitmachen, was sie so gerne getan hätte. Mittlerweile geht es wieder, der Kopf macht mit. «Nun hoffe ich, dass es den ganzen Winter durch genug ist», lacht sie und seufzt.