Bei Manfred und Vreni Ziegler in Siebnen wird noch gemostet wie vor Jahrzehnten. Auf einer über 80-jährigen Presse erzeugen sie den schmackhaften Fruchtsaft für den Eigenbedarf, für den Verkauf in ihrem Hofladen sowie auch für andere Obstbauern.
Für die Familie Ziegler ist dieses Jahr wegen des Hagels und Dauerregens im Sommer ein mageres Mostjahr. Denn das Hochstammobst, das in der Regel vermostet wird, fällt nur zu einem Viertel an. Die Äpfel aus der Obstanlage hingegen, waren durch Netze geschützt. Deshalb gediehen sie gut und sind zahlreich vorhanden. Ein Kunde aus dem Nachbardorf Wangen hat jedoch Glück gehabt. Er hat auch beim Mostobst guten Ertrag und bringt diesen zur Mostpresse von Manfred Ziegler.
Manfred Ziegler betreibt in Siebnen eine kleine Hofmosterei. Er presst jedes Jahr für etwa 30 bis 40 Kunden sowie für sich selbst aus Äpfeln und Birnen Most. Die Presse leistet seit über 80 Jahren Grosses. Am Anfang funktionierte sie noch mit Wasserdruck. Weil ein Zylinder einen Riss aufwies, den man nicht mehr schweissen konnte, wurde die Presse auf Ölhydraulik umgestellt. So erzeugt die Presse heute noch einen Druck von bis zu 20 Tonnen.
Mosten früher und heute
Die Zeiten in der Mostindustrie haben sich geändert. Vor 20 Jahren gab es noch viele kleine Mostereien, in denen die Bauern ihren eigenen Most pressten. Nun, 20 Jahre später, hat die Mostindustrie ein völlig anderes Gesicht. Dominiert wird sie von den zwei grossen Firmen Ramseier und Möhl. Viele Bauern liefern die Äpfel nun an diese Unternehmen. Die Firmen übernehmen vom Pressen bis zum Verkauf alles. Da für die Bauern allerdings nur noch ein Hungerlohn von 8 bis 13 Franken pro 100 Kilo übrig bleibt, haben einige Bauern nach Alternativen gesucht. Etwa 30 Bauern pressen ihren Most nun bei Manfred Ziegler. So können Wege eingespart und Beziehungen gepflegt werden. Einer seiner Kunden, der an diesem Morgen seine frisch gepflückten Äpfel zur Presse bringt, erzählt: «Ich habe heute 60 Harassen Äpfel zur Presse gebracht; das sind etwa 800 Kilogramm.» Die Äpfel können zu 75 Prozent in Most umgewandelt werden.