Neun von zehn Personen kennen jemanden, der psychische Probleme hat. Jeder zweite Mensch in der Schweiz erleidet einmal im Leben eine psychische Erkrankung. Tatsache ist: Psychische Belastungssituationen erleben wir immer wieder im Verlauf unseres Lebens. Um auf die psychische Gesundheit von Menschen aufmerksam zu machen, findet jährlich am 10. Oktober der Welttag der psychischen und seelischen Gesundheit statt. Dieser Aktionstag wird von der World Federation for Mental Health und der Weltgesundheitsorganisation ausgerufen. An diesem Tag wird über psychische Krankheiten informiert und Solidarität für Betroffene und Angehörige ausgedrückt.
Erste Hilfe ist wichtig
Die aktuelle Zeit fordert viele persönliche Ressourcen und kann das psychische Wohlbefinden tangieren. So wird die psychische Gesundheit zu einem lebenslangen Balanceakt. Betroffene erhalten oftmals keine professionelle Hilfe, da sie schweigen, weil psychische Erkrankungen immer noch stigmatisiert werden. Deshalb ist es wichtig, dass psychische Probleme bei Angehörigen, Freunden oder Arbeitskollegen rechtzeitig erkannt werden und Hilfe angeboten wird. Denn je mehr Zeit vergeht, desto grösser wird der Leidensdruck der Betroffenen.
Unbestritten ist, dass es uns allen nützt, wenn jeder, der auf der Strasse unterwegs ist, über einen Nothelferausweis verfügt. Genauso sollte man in alltäglichen Situationen bei psychischen Problemen Erste Hilfe leisten können. Denn im Gegensatz zur Ersten Hilfe auf der Strasse geht es im Alltag meist nicht um Unfälle, sondern um sich langsam verschlechterndes psychisches Befinden. Der Ensa-Kurs (siehe Box) ist Gegenstück zum Erste-Hilfe-Kurs für den Führerausweis. Quasi ein Nothelferkurs für die Psyche.
Ensa-Kurs am BBZ in Pfäffikon
Am Berufsbildungszentrum in Pfäffikon (BBZP) findet momentan ein solcher Ensa-Kurs statt. Dieser mit dem Fokus auf die psychische Gesundheit von Jugendlichen. Rektor Roland Jost berichtet, dass bei Lernenden des Berufsbildungszentrums vermehrt psychische Probleme aufgetreten seien. An einer Tagung vonGesundheit Schwyz wurde man auf das Programm Ensa aufmerksam und entschied, dass man den Kurs als interne Weiterbildung am BBZP anbieten möchte. Ziel sei, dass Lehrpersonenpsychische Schwierigkeiten von Lernenden schneller erkennen können und so zeitnah reagiert werden kann. «Zusätzlich wird das Wissen der Lehrpersonen über die psychische Gesundheit erweitert und stärkt nicht zuletzt auch sie selbst», fügt der Rektor an.
Erfreulicherweise zeigen erste Rückmeldungen, dass sich die Lehrpersonen nach dem Kurs kompetenter fühlen und besser auf Krisen reagieren können. Zusätzlich werde das Thema «Psychische Erkrankungen» durch den Kurs weniger tabuisiert und es kann offener damit umgegangen werden. Wenn es der Gesellschaft gelingt, ein Klima der Offenheit zu schaffen, in dem psychische Belastungen kein Tabu sind, ist ein wesentlicher Schritt getan.