von Anouk Arbenz
Heute ist internationaler Hebammen-Tag. Hebammen sind gefragt wie nie, da sie nicht zuletzt die Fähigkeit besitzen, auf die individuellen Bedürfnisse von (werdenden) Müttern und Eltern einzugehen.
Wer sich mit der Geburt seines Kindes auseinandersetzt, steht bald schon vor der Entscheidung: Gebäre ich im Spital, zu Hause oder in einem Geburtshaus? Laut Christine Fässler aus Buttikon und Nina Ziegler aus Siebnen ist es für Eltern und Kind essenziell, dass sich die Mutter an ihrem Geburtsort absolut wohl fühlt. Ich habe die beiden Frauen bei ihrer Arbeit begleitet.
Was brauchst du heute von mir?», fragt Christine Fässler die frischgebackene Mama in deren Wohnung in Siebnen, während sie den kleinen David wickelt. 19 Tage ist es her, seit die beiden Frauen mit Unterstützung des – damals baldigen – Papas den Kleinen gemeinsam auf die Welt brachten. Hier, in der Wohnung von Andrea Bunge und ihrem Partner. Im Badezimmer, genau genommen. Nur gerade 18 Minuten vergingen ab dem Zeitpunkt, als Christine Fässler die Wohnung erreichte, bis zu dem Moment, als David das Licht der Welt erblickte.
Seit diesem Tag war Fässler schon elfmal bei Bunges zu Besuch. In der ersten kritischen Phase täglich oder sogar zweimal pro Tag, um Gewicht, Temperatur und Atmung des Babys zu überwachen und die Eltern in der Säuglingspflege anzuleiten. Aber auch die plötzliche Elternrolle und die 24-Stunden-Belastung sind Themen, mit denen Fässler in der Anfangszeit mit den frischgebackenen Eltern spricht.
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Die Hebamme, unsere Vertraute
Einen Tag später und rund 30 Kilometer entfernt, im Zürcher Oberland, ist Nina Ziegler aus Siebnen ebenfalls dabei, ein Neugeborenes zu wickeln. Quentin kam erst einen Tag zuvor im Spital mit der Saugglocke zur Welt. Nun verbringen Mutter, Kind und Vater die Wochenbett-Zeit im Geburtshaus in Bäretswil. Eigentlich hätte Maja** auch im Geburtshaus gebären wollen.
Ihr erstes Kind hatte sie spät in der Schwangerschaft verloren, die Zeit damals im Krankenhaus hat sie schlecht in Erinnerung. «Wir fühlten uns nicht gut betreut.» Anders nun im Geburtshaus. «Hier schätzen wir die 1:1-Betreuung und das Familiäre.» Doch es gab Komplikationen und Maja brauchte eine PDA-Spritze gegen die Schmerzen, die sie nur im Spital bekommt.
Nina überprüft den Herzton von Quentin und schaut sich seine Hautfarbe im Licht des Fensters an. Zufrieden übergibt sie den Kleinen seinem Vater. Anschliessend untersucht sie die Mutter und stellt ihr Fragen zu ihrem Befinden. Maja fragt, ob es normal ist, dass sie beim Stillen im Unterbauch ein starkes Ziehen spürt. Ziegler nickt und erklärt: «Beim Stillen wird Oxycotin ausgeschüttet, das kann Nachwehen auslösen. Das ist unangenehm, aber völlig normal.»