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Kanton
02.09.2021

Noch eine Chance für das Kinderparlament?

Das Kinderparlament tagte jeweils im Kantonsratssaal.
Das Kinderparlament tagte jeweils im Kantonsratssaal. Bild: Kinderparlament
Das Kinderparlament soll weiter bestehen. Zwei Kantonsräte reichten beim Schwyzer Regierungsrat ein Postulat ein. Es hat zum Ziel, die Regierung dazu zu bewegen, eine Vorlage zu unterbreiten oder andere Massnahmen zu prüfen.

Das Kinderparlament des Kantons Schwyz soll seinen Betrieb nach der Corona-Pause nicht wieder aufnehmen (wir berichteten). Es scheitert in einem der reichsten Kantone der Schweiz an der Finanzierung. Bis 2011 zahlte der Kanton 10 000 Franken, von 2011 bis 2013 nur noch 5000 Franken und seither lag die Finanzierung in privaten Händen. Es sei aber immer schwieriger geworden, Sponsoren für das Anliegen zu gewinnen, unter anderem weil Gegenleistungen in Form von Werbebannern fehlten. Man wolle aber keine Sportveranstaltung sein, so die IG Kinderparlament.

Finanziell und fachlich unterstützen

Nun haben sich die Kantonsräte Jonathan Prelicz (SP, Goldau) und Dominik Blunschy (Die Mitte, Ibach) mit einem Postulat an den Regierungsrat gewandt: «Wir fordern den Regierungsrat auf, zu prüfen, ob dem Kantonsrat eine Vorlage zu unterbreiten oder ob eine andere Massnahme zu treffen ist, damit das Kinder- und das Jugendparlament in Zukunft finanziell und fachlich/ideell durch den Kanton unterstützt werden.» Prelicz und Blunschy liefern gute Gründe für die Fortsetzung und Finanzierung des Kinder- und Jugendparlaments. Sie zitieren das Kinder- und Jugendleitbild des Kantons Schwyz: «Kinder und Jugendliche sind in ihrer Autonomie und Entwicklung sowie in ihrer sozialen, kulturellen und politischen Integration zu fördern.» (Leitsatz 2.1). Nun könnte man einwenden, dass diese Arbeit auch durch Sportvereine, Lager, Chöre, Pfadi, Kirchen und Parteien gemacht werden kann. Aber auch die politische Diskussionskultur will gelernt sein.

Kinder- und Jugendleitbild empfiehlt Kinderparlament

Der Leitsatz 3.2 aus dem Kinder und Jugendleitbild heisst: «Die freie Meinungsäusserung, Mitsprache und Mitbestimmung von Kindern und Jugendlichen wird gefördert.» Was ist dazu besser geeignet als das Formulieren von Anliegen, Wünschen und Zukunftshoffnungen im Kinder und Jugendparlament? Das Leitbild gibt eine diesbezügliche Empfehlung: «Der Kanton unterstützt das Kinder und Jugendparlament (zum Beispiel zur Verfügung stellen von Infrastruktur). Auch den Schulen wird empfohlen, den Schülern die Teilnahme an Sessionen des Kinder- und Jugendparlaments zu ermöglichen.» Jugendparlamente gibt es in verschiedenen Kantonen wie Zürich oder St.Gallen und beide Appenzell. Während der Coronapandemie wurde zum Teil auf Online-Formate ausgewichen oder es wurden Podcasts erstellt. Kinderparlamente existieren auch in grösseren Städten wie Bern oder Luzern.

Es ist wichtig Kinder auch in ihrer politischen Integration zu fördern. Bild: Schwyzer Kinderparlament

Gedanken von Redaktorin Johanna Mächler zum Kinderparlament

Was trauen wir unseren Kindern zu?

Wie viele kleine Erlebnisse ein Kinderleben doch prägen … Da geschieht es, dass im Spiel ein Küchentuch vom Balkongeländer fällt. Es wird durch einen Storen aufgefangen. Wie holen wir das Tuch herauf? Zwei Kinder machen sich Gedanken. Mit einem Besenstiel, mit einem Ast? Das dreieinhalbjährige Mädchen hat die zündende Idee: Mit dem Staubsauger, und sie weiss auch, aus welcher Steckdose der Strom kommt.

Was trauen die Grossen den Kleinen zu? In allen Dingen des Lebens werden Kinder gefördert, – nicht aber, wenn es um Politik geht. Wenn Eltern mit Politik nichts am Hut haben, werden sie ihren Kindern auch nicht viel erklären. Aufgabe der Schule ist es eher nicht. Darum sind Politiker gefragt, die ihr Wissen und ihre Erfahrung weitergeben. Kinder sollen ihre Rechte kennen, zu einer Meinung finden. Doch die Abschaffung des Kinderparlaments in unserem Kanton zeigt, dass dies den allermeisten Politikerinnen und Politikern egal und sogar unwichtig ist. Ausgerechnet ihnen …

Dabei wäre es nicht schwierig, ein interessantes Kinderparlament zu veranstalten. Die meisten anderen Schweizer Kantone tun es. Im Kanton Schwyz arbeitet der Vorstand der IG Schwyzer Kinderparlament ehrenamtlich. Er kapituliert nun, weil ihm die finanziellen Mittel ausgegangen sind und die Sponsorensuche schwierig sei. Da gibt es also einen Vorstand, der die Arbeit mit den Kindern organisiert, aber das Geld fehlt. Die Rede ist von einigen Tausend Franken. Über diese finanziellen Sorgen kann man sich nur wundern. Wieso kriegt die IG Kinderparlament kein Geld vom Kanton Schwyz? Werden Kinder nicht ernster genommen als vor 50 Jahren? Was traut man ihnen zu? Oder soll die eigene Meinung gar nicht gefördert werden?

Urs Attinger und Johanna Mächler, Redaktion March24 & Höfe24