Der schwarze Opel der Fahrschule Hägar in Siebnen ist unübersehbar und von den Ausserschwyzer Strassen eigentlich nicht wegzudenken. Doch irgendwann wird auch Heinrich Hegner pensioniert. Und dieses «irgendwann» ist jetzt.
Nach 40 Jahren als Fahrlehrer und über 3000 Auto- und Motorradschülern ist für Hegner Schluss. Wie er sagt, will er seine derzeitigen Schüler noch durch die Fahrprüfung bringen und sich dann zurückziehen. Mit Michael Gemperli aus Schübelbach konnte ein geeigneter Nachfolger gefunden werden. Er hat das Autofahren bei Hägar erlernt und ist seit zwei Jahren als Fahrlehrer bei Fresh Up tätig. Per 1. September startet Gemperli mit der gleichnamigen Fahrschule in Wangen. Ganz von der Strasse verschwinden wird Hägar aber nicht. «Fahrlehrer ist ein 6-Tages-Job», sagt er. Damit Michael Gemperli einen freien Tag geniessen könne, helfe er ihm aus
«Belastbarkeit der Schüler sinkt»
In den 40 Jahren, in denen Hegner Fahrlehrer ist, hat sich einiges verändert. «Die Verkehrsdichte hat zugenommen, und die Belastbarkeit der Schüler sinkt», fasst Hegner zusammen. Die Schnelllebigkeit mache auch auf den Strassen nicht Halt. Ständige Weiterbildung sei als Fahrlehrer deshalb wichtig. «Es ist ein fortlaufender Lernprozess», sagt er. Zudem habe er lernen müssen, auch mal Nein zu sagen. Und ja, bei 60 000 bis 70 000 Kilometern im Jahr müsse man mit Unfällen rechnen, antwortet er auf die entsprechende Frage.
Erlebt hat Hägar vieles. Ein Beispiel: «Eine Schülerin hatte plötzlich Unterleibsschmerzen. Ich fuhr sie zum Arzt, und es stellte sich heraus, dass sie eine Eileiterschwangerschaft hatte.»
«Die Schüler ernst nehmen»
Michael Gemperli bietet im VW Fahrstunden für Schalt- und Automatikgetriebe sowie für Anhänger an. Aus seiner Sicht verfügt ein guter Fahrlehrer über Fingerspitzengefühl. «Man muss jeden Schüler ernst nehmen und offene Fragen sofort beantworten», sagt Gemperli. Manchmal müsse man die Schüler aber auch erziehen.
Auf die Frage, was er vom erfahrenen Hegner lernen könne, sagt Gemperli: «Dass ich die Gelassenheit und Ruhe bewahre, aber trotzdem mit offenen Karten spiele.» Und was gibt Hägar seinem jungen Berufskollegen mit auf den Weg? «Er soll so bleiben, wie er ist und darauf achten, dass der freie Tag nicht zu kurz kommt.»