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24.08.2021

Netzsperren in der Schweiz: Wie sinnvoll sind sie?

Diese Sperren gibt es bereits seit dem 1. Juli 2019 und sie wurden im Zuge des Bundesgesetzes für Geldspiele umgesetzt.
Diese Sperren gibt es bereits seit dem 1. Juli 2019 und sie wurden im Zuge des Bundesgesetzes für Geldspiele umgesetzt. Bild: pixabay
Lange waren sie umstritten, seit geraumer Zeit gibt es sie nun: Sperren, die zum Beispiel den Zugang zu illegalen Glücksspielseiten unterbinden sollen. Doch wie sinnvoll sind sie?

Wer eine Seite aufrufen möchte, die auf der Sperrliste gelandet ist, wird automatisch zu eine Infoseite weitergeleitet. Dort werden Nutzer dann darüber in Kenntnis gesetzt, dass das aufgerufene Angebote in der Schweiz nicht verfügbar ist. Wer auf der Liste landet, entscheiden die Eidgenössische Spielbankenkommission sowie die interkantonische Lotterie- und Wettkommission.

Bereits in der Vergangenheit wurden die Zuständigen belächelt, weil sie etwa leere Spezifikationen veröffentlichten. Mittlerweile ist es möglich, online darauf zuzugreifen. Interessant ist allerdings auch, dass die Sperren leicht zu umgehen sind, da sie DNS-basiert konfiguriert wurden. Nutzt man einfach einen nicht zensurierten Server, lassen sich die Webseiten wie gewohnt aufrufen. Darüber hinaus können Glücksspielseiten einfach per VPN gestartet werden, auch dann greifen die Netzsperren nicht. Letzteres ist aktuell auch in Deutschland zu beobachten. Hier trat am 01. Juli eine neue Glücksspielverordnung in Kraft, die mit erheblichen Restriktionen einhergeht. Wer weiterhin auf unregulierte Glücksspielseiten zugreifen möchte, macht dies aktuell per VPN. Zudem zeigt sich auch in Deutschland, dass neue Gesetze eher langsam umgesetzt werden und mit Problemen einhergehen: So gibt es viele Online Casinos, die noch ohne Beschränkung agieren und nicht gesperrt werden. Sperrungen wie in der Schweiz gibt es in Deutschland nach aktuellem Stand gar nicht.

Internationale Casinobetreiber und Buchmacher sind in Deutschland dazu angehalten, ihr Angebot an die deutschen Gesetze anzupassen, doch nicht alle halten sich daran. Sie bieten weiterhin Live-Casino-Spiele, große Jackpotslots oder Live-Wetten an – und die deutsche Regierung sieht zu. Denkbar wäre, dass es auch in Deutschland bald vergleichbare Sperren wie in der Schweiz gibt. Doch die Realität zeigt, dass es eine Leichtigkeit ist, die Netzsperren zu umgehen.

Zugangssperren in der Schweiz im Detail

Sowohl bekannte wie auch weniger populäre Glücksspielanbieter aus dem Ausland wurden von den Zuständigen auf die Sperrliste gesetzt. Zu finden sind dort zum Beispiel Größen wie bet at home, auf die Schweizer nicht mehr zugreifen dürfen. Es erscheint dann sofort eine Warnung, der zu entnehmen ist, dass auf der Seite Spiele oder Sportwetten angeboten werden, welche in der Schweiz nicht zugelassen sind.

Die Schweiz beschränkt sich auf wenige Glücksspielseiten im Internet, die weiterhin genutzt werden können – und die die Schweizer Kasse natürlich klingeln lassen. Damit hat man sich außerdem zum Ziel gesetzt, illegale und unregulierte Glücksspiele zu unterbinden. Denn die Flut an Online Casinos sorgt nicht nur für einen bequemen Zugang zur Online-Unterhaltung, sondern birgt auch große Gefahren. Schließlich war es noch nie so einfach wie jetzt, ohne jedwede soziale Kontrolle an tausenden von Glücksspielen teilzunehmen. Es braucht nicht mehr als ein Handy oder einen Laptop mit Internetzugang, um auf die Seiten zuzugreifen. Online Casinos und Buchmacher aus dem europäischen Ausland werben zudem mit riesigen Bonuspaketen und ermöglichen große Einzahlungen, was die Spielsuchtgefahr erhöht. Ebenso spielt für die zuständigen Kommissionen die Prävention von Geldwäsche eine wichtige Rolle. Alle Seiten, die in der Schweiz gesperrt sind, erfüllen also nicht die strengen Standards, die festgelegt wurden.

Dass sich die Sperren leicht umgehen lassen, schmälert den Erfolg der neuen Glücksspielgesetze zur Spielsucht- und Geldwäscheprävention ganz erheblich. Denn gerade junge Spieler wissen genau, wie anonym im Internet gesurft werden kann und wie sich DNS-basierte Server austricksen lassen. Im Zweifelsfall hilft eine kurze Google-Suche dabei, schnell eine Lösung zu finden. Zudem machen sich Spieler aus der Schweiz nicht strafbar, wenn sie diese Seiten nutzen. Die Behörde weist lediglich darauf hin, dass dann auf eigene Gefahr gespielt und gewettet wird. Strafrechtliche Konsequenzen für den einzelnen Spieler ergeben sich daraus aber keine. Wer allerdings auf ein schwarzes Schaf hereinfällt und sein Geld verliert, hat keine Möglichkeit, Unterstützung zu bekommen. Wer also auf unregulierte Seiten zugreifen möchte, sollte das Kleingedruckte lesen und zumindest darauf achten, dass eine anerkannte Glücksspiellizenz aus dem Ausland zu finden ist.

Warum sind ausländische Glücksspielanbieter so beliebt?

Was die Schweiz bereits vor zwei Jahren gemacht hat, ist nun auch in Deutschland zu beobachten: Glücksspiele, die zu übermäßigem Spielen animieren, sollen unterbunden werden. Das funktioniert mal mehr, mal weniger gut, wie man an den Statistiken sieht. In der Schweiz werden viele Casinos und Buchmacher gesperrt, in Deutschland sollen sie ihre Angebote entsprechend der neuen Regeln anpassen und sich im besten Falle um deutsche Lizenzen bewerben.

Obgleich die Glücksspielgesetze in beiden Ländern unterschiedlich umgesetzt werden, haben sie doch beide das Ziel, das Glücksspiel besser zu kontrollieren und Spieler zu schützen. Ob die Maßnahmen in Anbetracht der leichten Umgehungen wirklich fruchten, ist zweifelhaft. Denn beliebt sind Buchmacher und Casinoanbieter mit Lizenzen wie der der Malta Gaming Authority auf jeden Fall, stehen sie doch im starken Kontrast zu dem, was andere Länder vorgeben: In Deutschland etwa werden nun vornehmlich Spielautomaten zugelassen, viele andere Glücksspiele wurden gestrichen. In internationalen Casinos findet man diese aber weiterhin, ebenso wie riesige Bonuspakete, die Möglichkeit, viel Geld einzuzahlen, und mehr. Auch Schweizer suchen weiterhin nach Glücksspielseiten, die ein größeres Wettangebot haben und kaum Beschränkungen haben.

Ob die Schweiz für Deutschland ein Vorbild sein wird, bleibt abzuwarten. Dass noch immer illegale Anbieter ihr Unwesen auf dem deutschen Markt treiben dürfen, spricht dafür, auch in Deutschland bald mit Netzsperren zu arbeiten. Doch selbst dann wird es, so beobachten wir es schließlich auch in der Schweiz, immer Möglichkeiten geben, die Sperren zu umgehen. Somit sind die neuen Glücksspielgesetze am Ende ein guter Ansatz, um den Markt zu regulieren, haben aber eindeutig auch Schwachstellen. Wer sich nun entscheidet, auf nicht zugelassenen Seiten zu spielen, spielt auf eigene Gefahr. Zwar macht man sich damit nicht strafbar, sollte aber Vorsicht walten lassen: Eine anerkannte Glücksspiellizenz aus dem Ausland muss zwingend vorhanden sein, um nicht zu riskieren, dass man an unseriöse Anbieter gerät. Noch dazu sind einige Portale sehr kritisch, wenn es um die VPN-Nutzung geht. Ratsam ist es also, auf die jeweils zugelassenen Plattformen zu setzen – doch es ist keine große Schwierigkeit, auch andere Anbieter zu nutzen.

Linth24