Die Schlagzeile «Es fehlt an Lehrpersonal – aber nicht im Kanton Schwyz» liess die Eltern aufatmen, sorgte beim LSZ (Dachorganisation der Lehrpersonen im Kanton Schwyz) aber für Kopfschütteln. In einer Medienmitteilung meldeten sich die LSZ-Mitglieder am Freitag deshalb zu Wort. Der Titel des Schreibens: «Scheinbarer Nicht-Mangel».
Stellen mit «kreativen» Lösungen besetzen
Mit nur 20 von 1831 unbesetzten Stellen könne der Unterricht zwar stattfinden, doch dies bedeute nicht, dass es dem Kanton nicht an Lehrpersonal fehlen würde, meint LSZ-Präsidentin Rita Marty. Nicht zuletzt sind die Schulleitungen per Gesetz ohnehin dazu verpflichtet, jede offene Stelle «irgendwie » zu besetzen. Aber was ist gemeint, mit «irgendwie»?
Erklärt wird in der Medienmitteilung wie folgt: «Fehlt das richtig ausgebildete Personal, muss man halt ‹kreativ› werden.» Was Aussenstehende nicht sähen, seien die teilweise «hanebüchenen» Lösungen, welche für das Durchsetzen des Unterrichts «zusammengestückelt » würden. So ist die Klassenlehrerin zeitweise Heilpädagogin, aus dem Teilzeit- wird eher ein Vollzeitpensum und die Pensionierten werden zurück ins Schulzimmer geholt.
Lehrkräfte für integrative Förderung besonders rar
Die Nachfrage nach Lehrkräften sei grösser als das Angebot – zum Beispiel auf der Kindergartenstufe. «Da hoffen wir, dass mit der Lohnangleichung etwas Entspannung eintritt», sagt Marty.
Doch nicht nur für die Kleinsten der Volksschule, sondern auch für die Lernenden der 5. und 6. Klasse sind die Lehrpersonen, welche die Klassenverantwortung übernehmen sollen, bei weitem nicht im Übermass vorhanden. Auf der Sekundarstufe I hapert es ebenfalls: Kaum eine Lehrkraft will eine Sek C (Werkschule) unterrichten.
Brenzlig ist die Situation vor allem, wenn es darum geht, die Stellen für die Integrative Förderung zu besetzen: «In der Schweiz sind adäquat ausgebildete schulische Heilpädagoginnen und Heilpädagogen rar.» Und das nicht erst seit heute, sondern schon seit Jahren.
Lohnunterschied und administrativer
«Die Arbeitsbedingungen im Kanton Schwyz verschärfen das Problem zusätzlich», sagt Marty weiter. Andere – besser zahlende – Kantone, würden das Schwyzer Personal abwerben. Eine Primarlehrperson im Vollzeitpensum verdient im Kanton Zürich jährlich 97 010 Franken brutto – als Anfangslohn. Im Kanton Schwyz, welcher auf der Rangliste lediglich auf Platz 19 steht, beträgt der Jahresanfangslohn 75 928 Franken brutto.
Der Reiz, ausserkantonal zu arbeiten, besteht aber nicht nur wegen des Lohnunterschieds: «Im Kanton Schwyz müssen die Lehrerinnen und Lehrer viel mehr administrative Aufgaben übernehmen als an anderen Orten », erklärt Marty.
Lehrkräftelücke wird grösser
Die Erläuterungen des LSZ sprechen für sich. Sie machen die massgebenden Gründe nachvollziehbar, warum das Lehrpersonal dem wachsenden Druck nicht mehr standhalten will – oder kann – und deshalb immer mehr Fachkräfte auf ein Teilzeitpensum reduzieren. Manche Lehrerinnen und Lehrer kehren dem Beruf nach einigen Jahren ganz den Rücken.
Das ist ein zusätzliches Problem, zumal die vielen Lehrkräfte der Babyboomer-Generation in Rente gehen und der Nachwuchs unter den gegebenen Umständen es nicht vermag, die grösser werdende Lücke adäquat ausgebildeter Fachkräfte zu schliessen.