von Magnus Leibundgut
Von Regen gibt es weit und breit keine Spur. Das ist für Landwirte, Gärtner und Fischer am Sihlsee eine Hiobsbotschaft. Denn Letztere beklagen das Vertrocknen von Eiern und Laich der Hechte, weil der See einen ausgesprochen tiefen Wasserstand erreicht hat.
Aus Sicht des Etzelwerks ist dies allerdings kein Grund, um in Panik auszubrechen: «Tiefe Seestände im Frühjahr sind keine Seltenheit für Stauseen», sagt Daniele Pallecchi: «Die aktuelle Lage am Sihlsee ist daher nichts Aussergewöhnliches.» Der SBB-Mediensprecher erklärt den aktuellen Seestand mit drei Faktoren: Einerseits würden Ende April Bauarbeiten durchgeführt, die einen tiefen Seestand bedingen.
Turbinen arbeiten auf Hochtouren
Andererseits würde die reduzierte Verfügbarkeit anderer SBB-Wasserkraftwerke im Frühjahr zu einem stärkeren Einsatz der Turbinen im Etzelwerk führen. Zu guter Letzt spielt auch noch die Witterung eine Rolle: «Es gibt derzeit tiefere Zuflüsse, die den Seespiegel langsamer ansteigen lassen als üblich», konstatiert Pallecchi.
Was wären die Folgen für den Sihlsee und das Etzelwerk, wenn die Trockenheit weiter andauern würde? «Der aktuelle Seestand hat keinen direkten Einfluss auf die Stromproduktion», führt der SBB-Mediensprecher aus: Ausnahme sei die reduzierte Fallhöhe, die den Energiekoeffizienten verringere. «Unsere Modelle planen bei durchschnittlichen Zuflüssen eine Seefüllung bis Anfang Juni», schildert Pallecchi.
Klimawandel mit Folgen
In der Tat war der Wasserstand des Sihlsees auch schon tiefer als heuer: Im Jahr 2013/14 betrug der Messwert 884,40 Meter, im Jahr 2007/08 lag derSee auf der Höhe von 884,20 Meter. Dass das Etzelwerk «Muggengeld » bezahlen muss, zuhanden des Bezirks Einsiedeln, kommt selten vor.
Letztmals war das Mückengeld im Jahr 1998 fällig. Der neue Konzessionsvertrag sieht diese Bussgelder weiterhin vor, allerdings mit deutlich höheren Beträgen: Für den ersten und den zweiten Tag sind es je 20 000 Franken, für den dritten und vierten Tag je 33 000 und ab dem fünften Tag dann 45 000 Franken.
Wenn die Trockenheit in unseren Breitengraden weiterhin überhandnimmt, könnte denn der Klimawandel das Etzelwerk dereinst teuer zu stehen kommen. Fürs Erste verhält sich der derzeitig aktuelle Messwert beim Sihlsee stabil und verharrt so um den Wasserstand von 885 Metern über Meer herum.