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20.08.2021
20.08.2021 10:48 Uhr

Analyse: Giger überzeugte bisher am meisten

Wer wird Ende September am Kilchberger den Sieg holen?
Wer wird Ende September am Kilchberger den Sieg holen? Bild: Collage Lars Morger
In etwas mehr als einem Monat findet mit dem Kilchberger-Schwinget der Saisonhöhepunkt der Sägemehlathleten statt. Wer hat sich bisher von seiner besten Seite gezeigt? Wir machen einen Formcheck.

Seit Anfang Juli geht es in der Schwingsaison Schlag auf Schlag. Ein Kranzfest jagt das nächste, nach der langen Pandemiepause kommen alle Schwinger wieder zu genügend Wettkampfpraxis. Diese braucht es auch, denn in etwas mehr als einem Monat steigt mit dem Kilchberger Schwinget das wichtigste Schwingfest des Jahres. Der nur alle sechs Jahre stattfindende Traditionsanlass mit eidgenössischem Charakter ist der Höhepunkt in dieser speziellen Saison.

Wir haben die bisherigen Resultate der Spitzenschwinger etwas genauer unter die Lupe genommen und folgende Rangliste erstellt:

Topfavoriten


Samuel Giger ***
NOSV, Thurgau
Bilanz 2021: 7 Kranzfeste, 7 Kranzgewinne, 6 Kranzfestsiege (darunter Schwägalp und Rigi)

Bild: Keystone

Giger ist in dieser Saison klar der beste Schwinger. Neben den Siegen bei den Kantonalfesten Solothurn, St. Gallen, Thurgau und Schaffhausen gewann der 23-Jährige das Rigi- und Schwägalp-Schwinget. Hinzu kommt der 2. Platz am Innerschweizer Teilverbandsfest. Giger ist im Moment das Mass aller Dinge, das bewies er auf der Schwägalp mit sechs Siegen in sechs Kämpfen, darunter gegen Schwingerkönig Christian Stucki. Der Sieg am Kilchberger wird Stand jetzt über ihn führen.

Kilian Wenger ***
BKSV, Oberland
Bilanz 2021: 3 Kranzfeste, 3 Kranzgewinne, 2 Kranzfestsiege (Brünig und Berner Kantonales)

Bild: Keystone

Ganz zu Beginn der Saison war Wenger noch verletzt, hat darum erst drei Schwingfeste absolviert. Dennoch zeigt sich der Schwingerkönig von 2010 von seiner besten Seite. Auf dem Brünig gewann er wie auch am Berner Kantonalen überzeugend. Hinzu kommt der zweite Platz am Mittelländischen Schwingfest. Momentan ist der Diemtigtaler der formstärkste Berner Schwinger. Am Kilchberger Schwinget gehört er somit auch zu den Siegesanwärtern.

Matthias Aeschbacher ***
BKSV, Emmental
Bilanz 2021: 7 Kranzfeste, 7 Kranzgewinne, 3 Kranzfest­siege (Seeländisches, Oberländisches und Mittelländisches)

Bild: Keystone

Wie auch Giger und Wenger gewann Matthias Aeschbacher an jedem Kranzfest, bei dem er angetreten ist, den Kranz. Hinzu kamen anfangs Saison die drei Kranzfestsiege am Seeländischen, Mittelländischen und Oberländischen. Am Berner Kantonalen, auf dem Brünig und auf der Schwägalp konnte er nicht an die Spitze vorstossen, klassierte sich aber immer weit vorne. Er hat schon mehrfach gezeigt, dass er die Besten schlagen kann – und wird dies in Kilchberg erneut versuchen.

Mitfavoriten


Domenic Schneider ***
NOSV, Thurgau
Bilanz 2021: 8 Kranzfeste, 8 Kranzgewinne, 2 Kranzfestsiege (Zürcher, Glarner-Bündner)

Bild: Keystone

Domenic Schneider hat in dieser Saison bisher abgeliefert. Er gewann das Zürcher und Glarner-Bündner Kantonale und holte sich an sechs weiteren Festen den Kranz, darunter auf dem Weissenstein und der Schwägalp. Der 135-Kilo-Brocken aus dem gleichen Schwingklub wie Samuel Giger gehört nicht zu den allergrössten Favoriten, kann aber wichtige Arbeit für den grossen Favoriten leisten.

Werner Schlegel **
NOSV, St. Gallen
Bilanz 2021: 7 Kranz­feste, 6 Kranzgewinne, 2 Kranzfest­siege (Appenzeller, Thurgauer)

Bild: Keystone

Der Toggenburger Jungspund kennt im Sägemehl nur eins: totaler Angriff. Das sorgt dafür, dass er das eine oder andere Mal ausgekontert wird, aber auch für Erfolg. Einzig auf der Schwägalp verpasste er den Kranz, sonst schwang er stets vorne mit, gewann das Appenzeller und das Thurgauer. Ob er mit seinen 18 Jahren schon reif ist für den grossen Wurf, ist offen. Er kann aber dem einen oder anderen Favoriten ein Bein stellen.

Christian Stucki ***
BKSV, Seeland
Bilanz 2021: 4 Kranz­feste, 4 Kranzgewinne, 1 Kranzfest­sieg (Aargauer)

Bild: Keystone

Schwingerkönig Christian Stucki scheint nach einem soliden Start ein wenig auf der Suche nach der Topform. Obwohl er an allen Festen den Kranz holte, schien ihm zuletzt auf der Schwägalp ein wenig die Spritzigkeit zu fehlen. Doch mit Stucki ist immer zu rechnen – das zeigte sich nicht zuletzt am ESAF 2019, wo ihn nur wenige auf der Rechnung hatten und er sich zum König krönte.

Christian Schuler ***
ISV, Rothenthurm
Bilanz 2021: 6 Kranz­feste, 6 Kranzgewinne, 1 Kranzfestsieg (Schwyzer)

Bild: Keystone

Christian Schuler verewigte sich mit dem 100. Kranzgewinn in der Schwing-Geschichte. Er ist auch in dieser Saison wieder der stärkste Schwyzer und überzeugte mit sechs Kränzen. Die Innerschweizer haben sich in dieser Saison bisher noch nicht von ihrer besten Seite gezeigt, doch Schuler ist bisher eine Konstante, die auch am Kilchberger zu den grössten ISV-Trümpfen gehört.

Aussenseiterchancen


Fabian Staudenmann ***
BKSV, Mittelland
Bilanz 2021: 7 Kranzfeste, 7 Kranzgewinne, 1 Kranzfestsieg (Mittelländisches)

Bild: Keystone

Der 21-jährige Berner hat mit dem Mittelländischen das erste Kranzfest seiner noch jungen Karriere gewonnen. Hinzu kommen die Kränze an drei Bergfesten (Stoos, Brünig und Schwägalp). Am Kilchberger könnte er ein wichtiges Puzzleteil zu einem Berner Sieg sein. Ob er selbst dazu fähig ist, wird sich zeigen.

Damian Ott **
NOSV, St. Gallen
Bilanz 2021: 5 Kranzfeste, 4 Kranzgewinne, 1 Kranzfestsieg (Weissenstein)

Bild: Keystone

Ott überraschte mit seinem Sieg auf dem Weissenstein alle, bodigte nicht weniger als drei Eidgenossen. Mit seiner angriffigen Schwingart holte er in der Folge am Berner und Thurgauer Kantonalen zwei weitere Kränze. Sein Aufstieg wurde auf der Schwägalp ein wenig gebremst, dort verpasste er den Kranz.

Sven Schurtenberger ***
ISV, Luzern
Bilanz 2021: 5 Kranzfeste, 5 Kranzgewinne, 1 Kranzfestsieg (Urner)

Bild: Keystone

Sven Schurtenberger ist noch immer eine verlässliche Waffe des verletzungsgeplagten ISV. An allen Festen, an denen er teilgenommen hatte, holte er den Kranz und gewann vorletzte Woche das Urner Kantonale. Der zweifache Eidgenosse wird neben Christian Schuler und Joel Wicki der wichtigste Innerschweizer sein.

Joel Wicki ***
ISV, Luzern
Bilanz 2021: 2 Kranzfeste, 2 Kranz­gewinne, 1 Kranzfestsieg (Stoos)

Bild: Keystone

Nach seiner Handverletzung schlägt sich Wicki aktuell mit einer Knieblessur herum. Dennoch arbeitet er auf Kilchberg hin. Mit seinem Sieg beim Stoos-Schwinget hat er gezeigt, dass er wieder «heiss» ist. Doch kann er nach den beiden Rückschlägen wieder rechtzeitig topfit werden? Die Antwort gibt’s bald.

Kilian von Weissenfluh ***
BKSV, Oberland
Bilanz 2021: 7 Kranzfeste, 7 Kranzgewinne, 0 Kranzfestsiege

Bild: Keystone

Zwar konnte der 24-jährige Berner Oberländer noch kein Kranzfest gewinnen, überzeugte aber mit seiner Konstanz. Neben dem Kranz am Mittelländischen und Oberländischen holte er die Auszeichnung an zwei Teilverbands- (Berner, Innerschweizer) und drei Bergfesten (Stoos, Brünig und Schwägalp). Er wird ähnlich wie Staudenmann ein wertvoller Helfer für die Berner Topfavoriten sein.

Armon Orlik ***
NOSV, Graubünden
Bilanz 2021: 4 Kranzfeste, 4 Kranz­gewinne, 0 Kranzfestsiege

Bild: Keystone

Der Bündner stieg erst verspätet in die Saison ein und wurde letzten Sonntag auf der Schwägalp erstmals seit 2018 wieder auf den Rücken gelegt. Bisher konnte der Maienfelder noch nicht vollends überzeugen. Orlik ist aber zuversichtlich, dass der Formaufbau in Richtung Kilchberger stimmt und er noch stärker wird. Sollte dies der Fall sein, gehört er zu den Mitfavoriten.

Der Ausserschwyzer


Reto Nötzli ***
Pfäffikon
Bilanz 2021: 6 Kranzfeste, 5 Kranzgewinne, 0 Kranzfestsiege

Reto Nötzli Bild: Archiv

Reto Nötzli wird als einziger Schwinger den Schwingklub March-Höfe am Saisonhöhepunkt vertreten. Nach starkem Saisonstart, wo der Höfner am Stoos-Schwinget Dritter wurde und auf dem Weissenstein lange auf Schlussgangkurs war, verpasste Reto Nötzli am Schwyzer Kantonalen den Kranz um einen Viertelpunkt. Danach holte Pfäffiker sowohl am Zürcher als auch am Zuger das Eichenlaub. Am Kilchberger kann er an einem guten Tag den einen oder anderen Favoriten ärgern.

Lars Morger, Sportredaktion March24 & Höfe24