Die Coronazeit ist nicht für jeden Menschen gleich leicht zu ertragen. Deshalb haben wir bei Claudia Albrecht, Fachperson für Trauerbegleitung, Beziehungscoach und Care-Giver (ambulante psychische Nothilfe) im Kanton Schwyz, nachgefragt, wie man mit einzelnen herausfordernden Situationen in dieser Zeit am besten umgeht.
Was rät sie Menschen, die jetzt eine enge Bezugsperson verlieren? «Da die Anzahl der Personen, die an der Beisetzung teilnehmen dürfen, beschränkt ist, macht es Sinn, sich zu überlegen, wer das Abschiednehmen am meisten braucht. Vielleicht hat jemand bereits im Spital Abschied nehmen können und muss bei der Beisetzung nicht unbedingt dabei sein», so Albrecht. «In einem weiteren Schritt kann eine grössere Gedenkfeier für die Zeit nach Corona geplant werden, die auch Aussenstehenden die Möglichkeit gibt, sich zu verabschieden.»
Als Alternative zur «klassischen» Anzeige in der Zeitung schlägt Albrecht vor, darin dazu aufzurufen, den Angehörigen Erinnerungen zu schicken. Heilsam seien beispielsweise selbst geschriebene Briefe, Kinderzeichnungen oder Fotos. Einerseits wird den Trauernden damit Anteilnahme geschenkt, sie sehen, dass die verstorbene Person auch anderen wichtig war. Andererseits bietet es eine Beschäftigung für Freunde und Bekannte – auch für Kinder, wie Albrecht betont.
Als Alternative zum Leidmahl empfiehlt Albrecht, das Lieblingsgericht der verstorbenen Person zu kommunizieren und es in dessen Ehren zu essen.
Eine weitere psychische Herausforderung mag momentan die Wohnsituation sein, die je nach Umstand relativ gegensätzliche Schwierigkeiten mit sich bringt. Personen, die alleine wohnen, haben weder Besuch noch geselligen Ausgang. Personen, die in einer Gemeinschaft wohnen, kann hingegen die Decke auf den Kopf fallen.
Bei Alleinstehenden bestehe die Herausforderung oft darin, keine kreisenden Gedanken zu entwickeln, führt Albrecht aus. Diesen könne man beispielsweise mit einem strukturierten Tagesablauf entgegenwirken. Falls möglich, solle man kurz an die frische Luft gehen oder regelmässig mit Freunden telefonieren. «Sinnvoll ist auch, sich Gedanken darüber zu machen, was man nach der Corona-Zeit gerne machen würde und was man aus dieser Zeit beibehalten möchte», sagt Albrecht.
Und welchen Schwierigkeiten begegnen Paare und Familien? Grundsätzlich seien wir uns nicht gewohnt, so viel Zeit auf engem Raum miteinander zu verbringen, erklärt Albrecht. Es bestehe die Gefahr, sich gegenseitig zu überfordern. «Im Vorteil sind Paare, die mit Konflikten bereits vor Corona gut umgehen konnten», gibt der Beziehungscoach eine Einschätzung. «Wertschätzung und Komplimente sind Gold wert», rät sie. Ansonsten helfen gewöhnliche Kommunikationstipps – zum Beispiel, per Ich-Botschaften von seinen Gefühlen zu sprechen.
In dieser Zeit sei es aber auch schlicht und einfach wichtig, dass man auch mal die Fünf gerade sein lassen und seine Ansprüche der Situation anpassen könne, betont Albrecht.