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Sport
23.07.2021
23.07.2021 09:57 Uhr

Max Heinzer ist Fahnenträger

Max Heinzer ist bereit für eine Olympia-Medaille.
Max Heinzer ist bereit für eine Olympia-Medaille. Bild: zvg
Der Immenseer Max Heinzer nimmt zum dritten Mal an Olympischen Spielen teil. «Ab jetzt gibt es nur noch Top oder Flop», sagt der Fechter kurz vor dem Start. Als Schweizer Fahnenträger wird ihm eine grosse Ehre zuteil.

Eine gewisse Ungeduld hat sich bei Max Heinzer in den letzten Wochen breitgemacht. Der Spitzenfechter aus Immensee will endlich abreisen, ins Flugzeug nach Tokio steigen an seine dritten Olympischen Spiele. Seine Ungeduld ist verständlich, den Fechtsport hat Corona besonders hart getroffen. In den vergangenen 15 Monaten konnte nur ein einziger internationaler Wettkampf stattfinden. «Und dort war eigentlich auch nur die definitive Olympia-Quali das grosse Ziel», sagt Heinzer. 

Die Spiele sind das vorherrschende Thema in den Köpfen aller Fechter, seit Monaten sind sie der einzige Antrieb, sich jeden Tag aufs Neue fürs Training zu motivieren.

Ein Badminton-Duell mit EVZ-Goalie Genoni

Diese lange Zeit ohne Wettkämpfe hat auch am 33-Jährigen gezehrt, das merkt man. Trotzdem sagt Heinzer: «Ich habe unter diesen Voraussetzungen das Maximum rausgeholt.» Seinen Trainingsalltag hat er komplett umgekrempelt, er hält sich seit November im OYM in Cham fit. Im modernen Spitzensportzentrum sind all seine Einheiten genau durchgeplant und wissenschaftlich vermessen. Genau wie andere Athleten – etwa die erste Mannschaft des EVZ oder Skirennfahrer Ramon Zenhäusern – profitiert er von dieser professionellen Betreuung und hat sich als 33-Jähriger athletisch noch mal gesteigert. Das sei hart, aber der Spass komme trotzdem nicht zu kurz. Er erzählt: «Für einen lockeren Start spiele ich manchmal eine Partie Badminton mit EVZ-Goalie Leonardo Genoni.»

Im Fechttraining mit dem Schweizer Team hat er sich ebenfalls neue Impulse geholt und gemeinsam mit dem deutschen, spanischen, österreichischen und tschechischen Team trainiert. «Das war wichtig und hat geholfen. Aber echte Wettkämpfe konnte auch das nicht ersetzen», so der Immenseer.

Eine ideale Vorbereitung auf die Olympischen Spiele würde folglich anders aussehen, aber wenigstens gehe es allen Nationen gleich. 

Auf diesen Moment freut er sich am meisten

Heinzer fühlt sich trotz allem bereit für Tokio und will dort Edelmetall holen. «Das Ziel ist eine Medaille, denn eine olympische fehlt mir in meinem Palmarès noch», sagt der zweifache Vater, der 17 EM- und WM-Medaillen sowie 17 Weltcupsiege auf dem Konto hat (jeweils Team und Einzel). «Ich gehöre dieses Mal nur noch zum zweiten Favoritenkreis. Aber das Schöne beim Fechten ist, dass ich als Weltnummer 16 mit einer Top-Leistung auch die Nummer 1 schlagen kann.»

Dafür muss er aber im Einzel vom 25. Juli einen perfekten Tag einziehen. Die grösseren Chancen rechnet er sich im Team-Wettkampf vom 30. Juli aus. Zusammen mit Benjamin Steffen, Michele Niggeler und Ersatzathlet Lucas Malcotti holte er 2018 WM-Gold, der nächste Erfolg soll jetzt kommen. Nur acht Länder treten in Tokio an, bereits die Qualifikation war für die Schweiz ein «grosser Erfolg», wie Heinzer sagt. «Ab jetzt gibt es nur noch Top oder Flop. Wir starten gleich mit dem Viertelfinal und brauchen demnach nur zwei Siege für den Final-Einzug.» Aber das heisst auch: Nach nur einer Niederlage könnte bereits alles vorbei sein. «Der Druck ist hoch, vor allem nach dieser langen Vorbereitungszeit.»

Bald ist die 15-monatige Warterei aber vorbei, die Ungeduld gestillt und Heinzer will diese einmalige Chance auf Erfolg packen: «Am meisten freue ich mich auf den Moment, wenn es losgeht, wenn der Schiedsrichter endlich sagt: ‹Go!›.»

An der heutigen Eröffnungszeremonie nehmen aus bekannten Gründen nur rund Schweizer 20 Athleten teil. Mujinga Kambundji und Max Heinzer werden die Schweizer Fahne ins Stadion bringen. Bild: zvg

Heinzer darf die Fahne tragen

Zuvor wird Heinzer aber eine ganz spezielle Ehre zuteil. An der heutigen Eröffnungszeremonie darf er zusammen mit Leichtathletin Mujinga Kambundji die Schweizer Delegation als Fahnenträger anführen. «Ich war von der Anfrage von Swiss Olympic positiv überrascht, denn ich bin mir bewusst, dass ich im Vergleich zu anderen noch keine Olympiamedaille gewonnen habe», wird Heinzer in einer Medienmitteilung zitiert. 

Dass er als Fahnenträger angenommen wurde, sei auch eine grosse Ehre für den Degenfechtsport. «Die Olympischen Spiele sind für uns ein grosses Schaufenster. Auch darum bin ich sehr dankbar, als Fahnenträger und Repräsentant der Schweiz einlaufen zu können.» Das sei auch ein Grund gewesen, warum Swiss Olympic Heinzer ausgewählt hat, wie Chef de Mission Ralph Stöckli sagt. «Max vertritt die Athletinnen und Athleten aus kleineren Sportarten, die den Spitzensport als Beruf ausüben. Er ist ein Vorbild für viele von ihnen.»

An der Eröffnungszeremonie nehmen aus bekannten Gründen nur rund 20 Athletinnen und Athleten teil. Kambundji und Heinzer werden die Schweizer Fahne deshalb als Botschafter des Schweizer Spitzensports für alle Olympiateilnehmer ins Stadion bringen. Die Eröffnungszeremonie startet heute um 13 Uhr Schweizer Zeit.

Olympia-Programm Fechten

 

Sonntag, 25. Juli, ab 2 Uhr: Degenfechten Herren Ausscheidung

Sonntag, 25. Juli, ab 8.55 Uhr: Degenfechten Herren Viertelfinals

Sonntag, 25. Juli, ab 12 Uhr: Degenfechten Herren Halbfinals

Sonntag, 25. Juli, 13.20 Uhr: Degenfechten Herren Spiel um Platz 3

Sonntag, 25. Juli, 14.15 Uhr: Degenfechten Herren Final

 

Freitag, 30. Juli, ab 3 Uhr: Degenfechten Herren Team Achtelfinal

Freitag, 30. Juli, 4.25 Uhr: Degenfechten Herren Team Viertelfinal

Freitag, 30. Juli, 6.40 Uhr: Degenfechten Herren Team Halbfinal

Freitag, 30. Juli, 11.30 Uhr: Degenfechten Herren Team Spiel um Platz 3

Freitag, 30. Juli, 12.30 Uhr: Degenfechten Herren Team Gold Medal Game

Laura Inderbitzin und Lars Morger, Sportredaktion March24