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Sport
15.07.2021

«Königliches Spiel» in der Curlinghalle

Kariertes Brett im Mittelpunkt: Nur 35 statt mehr als 300 Frauen und Männer spielen in der Flimser Waldhaus Arena um die Schweizer-Meister-Titel.
Kariertes Brett im Mittelpunkt: Nur 35 statt mehr als 300 Frauen und Männer spielen in der Flimser Waldhaus Arena um die Schweizer-Meister-Titel. Bild: Livia Mauerhofer
Diese Woche finden die Schweizer Schach-Meisterschaften in Flims statt. Ein Augenschein bei Dame und Läufer in der Waldhaus Arena.

Dienstag, kurz nach 14 Uhr. Für einmal gleiten keine Curlingsteine über das Eis. Auch die Flimser Hausherrin Binia Feltscher-Beeli, Europa- und Weltmeisterin, ist kein Faktor. Von den Anwesenden in der Waldhaus Arena kennt sie niemand, haben einige von ihr zumindest aber schon gehört. Dafür kennen alle die Biografien von Wladimir Kramnik, Viswanathan Anand und Magnus Carlsen. Sie haben wie Feltscher-Beeli den WM-Titel gewonnen – nicht im Curling, dafür im Schach. Ziel des «Königlichen Spiels» ist es, den Gegner schachmatt zu setzen, heisst, dessen König auf dem karierten Schachbrett die Flucht zu verunmöglichen.

Dritte Titelkämpfe in Flims

In dieser Woche dreht sich alles um Dame, Turm, Läufer – und natürlich König. Schon zum dritten Mal nach 2012 und 2016 finden die Schweizer Schach-Meisterschaften in der multifunktionalen Waldhaus Arena statt. Der Churer Peter Wyss, bis vor einer Woche Zentralpräsident des schweizerischen Schachbundes, hat seinen Teil dazu beigetragen. Das ist ein offenes Geheimnis. Und das ist gut so. Den dominierenden Akteuren Fabian Bänziger (Pfäffikon), Joe Gallagher, Davide Arcuti und Noah Fecker gefällt es trotz Dauerregens in Graubünden. Sie sind gerne hier, loben genauso wie die im Frauenturnier tonangebenden Lena Georgescu und Gohar Tamrazyan das Organisationskomitee und die Infrastruktur.

Lange noch offen

Dass die Schweizer Meisterschaften in Flims trotz des Coronavirus stattfinden können, war lange Zeit offen. Nachdem die eigentlichen Titelkämpfe mit erwarteten 300 bis 350 Teilnehmerinnen und Teilnehmern pandemiebedingt abgesagt werden mussten,darf zumindest die nationale Elite ihre Besten küren. Konkret haben neben acht Junioren und Senioren nur neun Frauen und die zehn punktbesten Schachspieler des Landes die Zulassung für das Männerturnier erhalten. Korrekt ist diese Kategorienbezeichnung nicht, sie müsste Open lauten. Mit der Tessinerin Yelena Sedina und der Iranerin Ghazal Hakimifard sind gleich zwei Frauen im Tableau vertreten. Beide schlagen sich ausgezeichnet.

Gemeinsame Analyse

Dank den letzten Lockerungsschritten des Bundesrates wären in der Waldhaus Arena Zuschauer erlaubt. Wären, weil nur einige Familienangehörige vor Ort sind, um die Duelle direkt an den Schachbrettern oder aus der nahen «Sports Bar» mitzuverfolgen. Dort wird jede zu Ende gegangene Partie, unabhängig vom Ausgang, von den Konkurrenten gemeinsam besprochen und bis in die Details analysiert. Und es wird auch weiter gespielt, zum Spass und aus Freude am «Königlichen Spiel».

von René Weber (Text) und Livia Mauerhofer (Bilder)