Keine Veranstaltungen mehr mit über 100 Personen, nicht mehr als 50 Gäste in einem Lokal, Abstand zwischen den Menschen, eingeschränkter öffentlicher Verkehr, Grenzkontrollen wieder eingeführt – die einschneidenden Massnahmen des Bundesrates gegen das Coronavirus dürfen als historisch bezeichnet werden.
Übers Wochenende hagelte es denn auch Absagen und Schliessungsankündigungen. Alle grösseren Einrichtungen haben geschlossen oder eröffnen schon gar nicht, Pflegeeinrichtungen dürfen nur noch in Ausnahmefällen betreten werden. Lediglich vereinzelte, kleinere Veranstaltungen finden statt, einige Vereine haben gar ihre Proben eingestellt.
Die Reaktionen der Bevölkerung auf diese Ankündigungen schwankten zwischen Panik, Gelassenheit und Galgenhumor. Vor den Lebensmittelläden entstanden am Freitagabend und am Samstag denn tatsächlich zwischenzeitlich Kolonnen, einzelne Detaillisten stellten gar eine Security vor die Türe. Auch wenn alle vordergründig Hamstereinkäufe verurteilen, waren etliche Regale von haltbaren Esswaren, aber auch Gemüse schon schnell leergekauft. Allerdings wiesen die Grossverteiler ständig darauf hin, dass es keine Engpässe in der Versorgung geben werde und die Einkaufsgeschäfte bis auf weiteres auch unbeschränkt offen bleiben. Tatsächlich zeigte am Samstagnachmittag ein Blick in die örtlichen Einkaufscenter, dass die Regale bis auf wenige Ausnahmen bereits wieder aufgefüllt waren. Angst um die Versorgungssicherheit muss beim Anblick des immer noch überquellenden Angebots nun wirklich niemand haben.
Die Zeit der Bewährung steht allerdings erst diese Woche an. Dies betrifft vor allem die Bildungseinrichtungen. Ab heute und bis mindestens 4. April sind sie nämlich alle geschlossen. Universitäten, Hochschulen und Gymnasien dürften sich mehr oder weniger problemlos übers Internet organisieren können – Homeschooling sozusagen. Eine echte Herausforderung werden dürfte es aber für die Lehrer-, Schüler- und Elternschaft der kleineren Kinder, also die Primarschule und die Kindergärten. Diesen Unterricht kann man nicht einfach so ins Internet verlegen. Einerseits weil die Konzentration und allenfalls auch das technische Wissen noch nicht so ausgeprägt sind, anderseits weil hier die Betreuung auch zuhause sichergestellt sein muss. Diese Schulen werden wohl nicht darum herum kommen, weiterhin ein zentrales Betreuungsangebot aufrechtzuerhalten. Zu viele Kinder dürfen da jedoch auch nicht teilnehmen, ansonsten könnte man ja gleich wieder normalen Unterricht erteilen. Die Kompetenz für diese Massnahmen liegt beim Kanton. Das Bildungsdepartment teilt mit, dass es mit den Schulträgern der Gemeinden und Bezirke prüfen werde, ob und in welcher Form Betreuungsangebote eingerichtet werden können.
In den nächsten Tagen werden also Schulbehörden, Schulleitungen und Lehrerschaft gefordert sein, einen geregelten Unterrichtsablauf einzurichten. Sie stehen in stetem Kontakt zu den Eltern, Lehrmittel für zuhause wurden jedenfalls schon am Freitag mitgegeben. Ein Programm für das Lernen zuhause stellen sie jetzt zu Beginn dieser Woche zusammen, ein paar Tage wird es wohl schon dauern, bis sich alles eingespielt hat.
Komplizierter dürfte auch die Organisation in vielen Familien mit kleineren Kindern werden. Wer geht wie arbeiten? Wer übernimmt die Betreuung? Die Grosseltern sollten es nicht sein, weil gerade sie zur Risikogruppe gehören. Nachbarschaftshilfe und Solidarität könnten also nun plötzlich eine neue Bedeutung erlangen.