Die Tour de Suisse ist ein Volksfest. Es ist die viertgrösste Radrundfahrt der Welt, tausende begeisterte Zuschauerinnen und Zuschauer säumen jeweils die Strassen, wenn die Superstars wie Peter Sagan und Egan Bernal oder die Schweizer wie Stefan Küng vorbeifahren oder ins Ziel sprinten.
In diesem Jahr wird es kein Volksfest rund um die Schweizer Landesrundfahrt geben. Die Tour de Suisse wird auf ein reines Radrennen reduziert. Ständiges Testen, ein Bubblekonzept und höchste Sicherheitsmassnahmen ohne Zuschauer anstelle von Party, Jubel und Geselligkeit werden zum Usus. Hinzu kommt, dass Werbekolonnen, der VIP-Bereich, das Village, Festzelte und anderes wegfallen.
Zuschauer im Zielbereich verboten
Dies ist besonders schade, weil der Tross heuer in Lachen Halt macht. Für das lokale OK bedeuten die von der Tour de Suisse verordneten Einschränkungen eine grosse Herausforderung. «Wir hätten gerne ein Fest für die Bevölkerung veranstaltet. Das ist nun aber nicht möglich», sagt Stefan Näf, Projektleiter Tour de Suisse bei Einsiedeln-Ybrig-Zürichsee. Lange tappten die Lachner Organisatoren im Dunkeln, ob die Tour de Suisse überhaupt stattfinden wird. Nun bleibt nur noch ein Monat Zeit, um alles zu organisieren und die Vorgaben umzusetzen. «Es ist wie eine Übung», sagt Näf. Er ist darum froh, kann er auch in diesem Jahr wieder auf alle letztjährigen ehrenamtlichen OK-Mitglieder zählen.
Nun wissen die Organisatoren, was erlaubt ist und was nicht. Die OK-Mitglieder müssen sich vor dem Anlass testen lassen, weil sie als einzige in Lachen Kontakt zur Tour-Bubble haben. Hinzu kommt, dass Zuschauer auf keinen Fall in der Nähe des Zielgeländes sein dürfen. So müssen die Organisatoren schon 300 Meter vor dem Zielbereich und bis 100 Meter nach dem Ziel sicherstellen, dass niemand in die Versuchung kommt, sich dem Zielbereich zu nähern. Die freiwilligen Helfer, die als einzige live im Zielbereich dabei sein dürfen, sorgen dafür, dass die Strecke gesperrt ist und den Radfahrern vorbehalten bleibt.
Dass dies angesichts der Massen, die auf der restlichen Strecke die Fahrer am Strassenrand anfeuern werden, paradox ist, ist auch Näf klar. Doch er und das lokale OK halten sich nur an die Vorschriften, die die Tour de Suisse vorgibt. Damit dann auch wirklich niemand kommt, empfehlen die Tour-Organisatoren allen Fans, zu Hause zu bleiben. Denn das Schweizer Fernsehen überträgt die Rennen in diesem Jahr bereits zwei Stunden vor Zielankunft anstatt der bisher üblichen 90 Minuten.
Gibt's doch noch ein kleines Fest?
Noch ist nicht in Stein gemeisselt, dass es rund um die Ankunft der Tourfahrer keine Aktivitäten geben wird. Sollte der Bundesrat bis zum 7. Juni weitere Lockerungen beschliessen, kann sich das OK gut vorstellen, mit der lokalen Gastronomie zusammenzuarbeiten und etwas auf die Beine zu stellen. «So könnten wir auch die Leute kanalisieren und verhindern, dass es zu grossen Menschenansammlungen kommt», so Näf. Die Hoffnung, dass die Tour de Suisse in Lachen nicht ganz so trostlos daherkommen wird, stirbt also zuletzt.