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Lachen
12.05.2021

Holz ist plötzlich ein knappes Gut

Der Holzumschlagplatz im Erlenwald, Lachen präsentiert sich aktuell so leer wie schon lange nicht mehr. Das liegt daran , dass der Rohstoff Holz weltweit Mangelware ist. Nun sind auch die Preise gestiegen.
Der Holzumschlagplatz im Erlenwald, Lachen präsentiert sich aktuell so leer wie schon lange nicht mehr. Das liegt daran , dass der Rohstoff Holz weltweit Mangelware ist. Nun sind auch die Preise gestiegen. Bild: ura
Bis vor wenigen Monaten war undenkbar, dass die beachtlichen Mengen an Holz aus der Schweiz bald Abnehmer finden. Aktuell ist die Situation umgekehrt: Holz ist Mangelware geworden.

Noch im September waren die Lager für Holz in der Schweiz gut gefüllt. Nun hat die Situation innerhalb weniger Monate umgeschlagen. Weil die Supermächte USA und China einen unstillbaren Hunger nach Holz zeigen und höhere Preise zahlen als europäische Abnehmer, wird Holz aus Skandinavien und Mitteleuropa, also auch der Schweiz, nach Übersee exportiert. Als Folge davon steigen die Preise für Holz auch bei uns an. In die Zwickmühle geraten dabei Holzbauunternehmen, die Projekte günstig offeriert haben und nun im Einkauf viel mehr Geld hinblättern müssen als bisher. Der Förster hingegen warnt, dass die Fichtenbestände, die das meiste Bauholz ausmachen, zur Neige gehen und wegen des Klimawandels nicht aufgeforstet werden.

Der Holzumschlagplatz Erlenwald in Lachen war im September so gut gefüllt, dass man bald nicht mehr wusste, wohin mit dem Holz. Bild: ura

«Aufgrund der Verknappung des Rohmaterials können wir die Verfügbarkeit einiger Produkte nicht in jedem Fall gewährleisten. Danke für Ihr Verständnis.»

So steht es auf der Website einer bernischen Produktionsfirma im Bereich Holz. Dreischichtplatten, robuste, verleimte Holzplatten, von denen es in der Schweiz Tausende Quadratmeter braucht, werden aus Kostengründen vor allem aus Österreich und Deutschland importiert. Nun zeichnet sich nicht nur bei den Platten, sondern allgemein beim Holz eine Verknappung in Europa ab.

Was tun bei Offerten zu Festpreis?

«Wir haben genug Holz in unseren Wäldern», sagt Clemens Arpagaus, Geschäftsführer Arpagaus Holzbau AG in Galgenen. «Das Problem ist, dass die Waldarbeit zu wenig entschädigt wird, so bleibt viel Holz im Wald liegen.» Nun kaufen allen voran die USA und China Holz in Europa auf. Sie zahlen anscheinend bessere Preise. Infolgedessen ziehen die Preise in Europa deutlich an. «Die Preise für Bauholz sind in den letzten Monaten um 40 bis 60 Prozent gestiegen», erzählt Arpagaus, dies habe Einfluss auf die Preise der von ihnen geplanten Projekte. «Bei Offerten, die man zu einem Festpreis gemacht hat, fragt man sich nun, was zu tun ist.» Nicht immer werde ein Teuerungsanteil eingerechnet, gerade weil im letzten Jahr eher eine allgemeine Minusteuerung geherrscht habe.

Das Problem sei aber nicht nur das Holz, sondern auch der Leim. Wenn der Leim in einem Produktionsunternehmen «just in time», also ohne grosses Lager bestellt und gebraucht wird und im Suezkanal ein Stau von Containerschiffen entsteht, wie es vor einiger Zeit der Fall war, so fehlt in der Produktion ein weiterer Rohstoff. Eine weitere «Verschärfung der Situation findet statt, wenn nun ein Grossteil der Holzbauunternehmen ihre Vorräte aufstocken», gibt Arpagaus zu bedenken. Man wolle ja wegen eines drohenden Engpasses vorsorgen und schon sei der Engpass da. Die Arpagaus Holzbau AG beschäftigt 18 Angestellte.

Enorm gesteigerte Bautätigkeit

Lignum ist der Dachverband der Holzwirtschaft Schweiz. Dort hat man zur ganzen Problematik auch Zahlen. Der Aufschwung in China habe nach der Corona-Pandemie rund acht Prozent betragen. Das führt unweigerlich zu einer erhöhten Bautätigkeit und damit zu einem grösseren Holzbedarf, der aus den eigenen Wäldern nicht gedeckt werden kann. Die USA hat laut Michael Meuter, Verantwortlicher Information bei Lignum, seit einem Investitionsprogramm der US-Regierung eine Zunahme der Bautätigkeit von bis zu 30 Prozent zu verzeichnen. Dazu kommt ein Zollstreit mit Kanada, dem wichtigsten Holzlieferanten der USA. Der Probleme nicht genug seien vor allem in British Columbia riesige Waldflächen vom Borkenkäfer betroffen. Meuter macht darauf aufmerksam, dass die globale Verknappung nicht nur beim Holz zu beobachten sei, sondern auch beim Baustahl, bei Kunststoffrohren und Dämmmaterialien.

Gedrehte Situation

Die Folgen der Holzverknappung sind auch im Holzumschlagsplatz Erlenwald in Lachen zu sehen. Während noch im September riesige Mengen an Rundholz auf den Verkauf warteten, sind nun im Mai nur noch marginale Mengen vorhanden. Das wäre doch eigentlich erfreulich. «Die Rundholzpreise sind jedoch immer noch unter dem Niveau von vor 2018», wehrt Peter Schilliger, Revierförster Wägital ab. Der höhere Preis, den beispielsweise Amerika zahle, sei denn auch der Grund, dass viele Händler dorthin verkaufen. «Das ist eine elementare Marktfunktion», sagt Schilliger. Bei Käferholz müsse man ausserdem in der Lage sein, innerhalb eines gewissen Zeitraumes zu verarbeiten, sonst leide die Qualität.

Urs Attinger, Redaktion March24 & Höfe 24