mit Susanne Thellung
sprach Stefan Grüter
Von der internationalen Grossbank UBS zur Schwyzer Kantonalbank – wie gross war der Kulturschock?
Viel kleiner, als bei denjenigen vermutet wird, die mich danach fragen. Da ich bei der UBS immer im Schweizer Markt gearbeitet habe, habe ich hier ein ähnliches Umfeld angetroffen. Der Betrieb ist etwas kleiner, aber mindestens so familiär. Im technologischen Bereich bringe ich beispielsweise das eine oder andere mit, das ich jetzt gut bei der SZKB einbringen kann.
Ist es in Sachen Ansehen ein Abstieg?
Im Gegenteil, ein Aufstieg. Die Wertschätzung dieser Funktion ist sehr hoch. Ich erhielt nicht nur Blumen und Schokolade, als bekannt wurde, dass ich als CEO der SZKB gewählt worden bin, sondern auch eine Vielzahl von herzlichen Gratulationen.
Als ehemalige Regionaldirektorin für alle Kundensegmente in den Zentralschweizer Kantonen kennen Sie die Zentralschweiz sehr gut. Sie sind in Wädenswil aufgewachsen, da sind die Ausserschwyzer Bezirke March und Höfe für Sie wohl auch kein fremdes Land, oder?
Ausserschwyz ist für mich so etwas wie Heimat. Mein Vater war ein passionierter Faustballer in Wollerau – zuerst als Aktiver und später als Schiedsrichter. Als Kind lernte ich alle Faustballplätze in Ausserschwyz kennen. Einige sind zwar in den letzten Jahren Überbauungen zum Opfer gefallen. Wir haben viele Freunde, die in Ausserschwyz leben. Mit Ausserschwyz verbinden mich Jugenderinnerungen, den inneren Kantonsteil kenne ich, weil wir seit sechseinhalb Jahren in Brunnen wohnen. Kürzlich war ich in Lachen, und es fühlte sich irgendwie an wie eine Heimkehr; (lacht) die Verkehrsführung ist immer noch grauenhaft. Früher haben wir immer die Lachner Chilbi mit der Wädenswiler Chilbi verglichen …
Welche ist grösser und schöner?
Ehrlich gesagt bin ich schon längere Zeit nicht mehr an der Lachner Chilbi gewesen, aber die Wädenswiler Chilbi ist aus meiner Sicht kleiner geworden. Dies mag aber auch daran liegen, dass sich meine jetzige Optik gegenüber meiner Kindheitsoptik etwas verändert hat.
Sie sind die erste Frau an der Spitze der Schwyzer Kantonalbank, ist das ein Vorteil oder ein Nachteil?
Ich weiss nicht, wie es sich als Mann anfühlen würde, aber mir wird wahnsinnig viel Wohlwollen entgegengebracht. Viele Frauen betonen: endlich mal eine Frau. Dass der doch als eher konservativ geltende Kanton Schwyz eine Frau an die Spitze der Kantonalbank gewählt hat, wird doppelt positiv gewertet. Aber ja, man stellt mir Fragen, die einem Mann nicht gestellt werden. So interessiert man sich sehr stark für die Organisation der Betreuung für meinen zweijährigen Sohn. Dies zeigt, dass es die Menschen interessiert, wie man die Vereinbarkeit von Beruf und Familie konkret umsetzt. Hier müssen wir uns in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft einsetzen. Die jungen Familien wollen Beruf und Familie kombinieren, und bei Personen in exponierter beruflicher Situation interessiert man sich besonders dafür.