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Kanton
11.05.2021

Trinkwasser und Milch sind einwandfrei

Das 50-köpfige Team des Laboratoriums der Urkantone hat seit 2019 insgesamt 215 Trinkwasserproben auf Pflanzenschutzmittelrückstände untersucht.
Das 50-köpfige Team des Laboratoriums der Urkantone hat seit 2019 insgesamt 215 Trinkwasserproben auf Pflanzenschutzmittelrückstände untersucht. Bild: zvg
Dem Jahresbericht des Laboratoriums der Urkantone ist zu entnehmen, dass der Kanton Schwyz kein Problem mit Pflanzenschutzmitteln, Keimen und Pestiziden hat. Nur eine Probe war positiv.

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Wasserqualität der Seen und Flüsse in der Schweiz in Bezug auf Nährstoffe stark verbessert. Laut dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) liegt der Grund dafür im Bau und der Verbesserung von Abwasserreinigungsanlagen. Trotzdem sind die Gewässer, vor allem kleinere, insbesondere aufgrund von Mikroverunreinigungen nicht überall in der Lage, ihre für Mensch und Ökosysteme wichtigen Funktionen zu erfüllen. Und: In Einzugsgebieten mit intensiver Landwirtschaft oder grossem Siedlungsflächenanteil sind einzelne Seen zu stark mit Phosphor belastet. Dort sind oft auch Rückstände von Düngemitteln, Pflanzenschutzmitteln und weiteren künstlichen organischen Substanzen zu finden.

Beruhigende Ergebnisse

Seit 2019 untersucht das Laboratorium der Urkantone unser Trinkwasser daher regelmässig auf Pflanzenschutzmittelrückstände. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen zeigen ein klares und positives Bild: Alle 215 untersuchten Trinkwasserproben entsprachen den gesetzlichen Vorgaben. Im ersten Jahr wurden 66, im zweiten Jahr 149 Wasserproben auf 60 verschiedene Substanzen von Pflanzenschutzmitteln inklusive Chlorothalonil und seine Metaboliten untersucht. Dem Trinkwasser in den Urkantonen kann also eine gute Qualität attestiert werden.

Untersucht wurde im letzten Jahr auch die Milch. Denn wenn Landwirte mit Pestiziden arbeiten, findet man die Chemikalien auch in der Milch der Kühe vor. Der Konsum von Pestizidrückständen kann im Menschen und beim Tier die Zellteilung stören, das Entstehen von Krebs begünstigen, das Erbgut verändern, das Immunsystem beeinträchtigen oder auch Allergien auslösen. Doch auch hier gibt es gute Nachrichten: Von den 42 untersuchten Rohmilchproben wurde nur in einer Probe ein Pestizid nachgewiesen – jedoch unterhalb des Rückstandshöchstwertes. Die Proben waren auf dem Bauern-hof, aus Milchsammeltanks und Milchautomaten sowie an Milchsammelstellen entnommen worden.

Keine Keime gefunden

Aufgrund der Schliessung von Gastronomiebetrieben im letzten Jahr sind weniger Lebensmittel- (-5 %) und weniger Chemikalienkontrollen durchgeführt worden (- 24 %). Wie das Laboratorium der Urkantone schreibt, habe es die Betriebe während dieser Zeit in Bezug auf das Take-away unterstützt. So sind im letzten Jahr 2116 Lebens-mittelinspektionen durchgeführt worden.

Krankmachende Salmonellen, Listerien oder Kolibakterien wurden in keiner Probe nachgewiesen. Bei einem Sechstel der untersuchten Betriebe sei die Dokumentation der -Selbstkontrolle ungenügend gewesen. Knapp jedes fünfte Lebensmittel habe beanstandet werden müssen, da Prozesse und Tätigkeiten «nicht konform» waren.

Kantonschemiker und Betriebsleiter des Laburk, Daniel Imhof, stellt sich unseren Fragen. Bild: zvg

«Das Ergebnis ist keine Überraschung»

Die Qualität des Wassers und der Milch ist gut. Was bedeutet dies für die anstehende Abstimmung der beiden Agrarinitiativen? Ein Gespräch mit dem Kantonschemiker und Betriebsleiter des Laburk, Daniel Imhof.

Die Untersuchungen zeigen, dass die Urkantone keine Probleme haben in Bezug auf Pflanzenschutzmittel im Trinkwasser oder Pestizide in der Milch. Warum ist die Qualität hier so viel besser als in anderen Kantonen?

Der Unterschied in den Ergebnissen liegt zum einen daran, dass in den Urkantonen praktisch kein Intensivacker- und Weinbau stattfindet und zum anderen, dass das Trinkwasser vermehrt aus Quell- und nicht aus Grundwasser gewonnen wird, wo sich Pflanzenschutzmittel weniger kumulieren.

Ist es überhaupt noch nötig, das Trinkwasser und die Rohmilch weiter zu untersuchen?

Der Weg des Eintrages von Pflanzenschutzmitteln in unsere Lebensmittel ist nicht abschliessend reproduzierbar, weshalb weitere Untersuchungen notwendig sind. Es ist auch nicht auszuschliessen, dass illegale Anwendungen stattfinden.

In einer von 42 Rohmilchproben wurden Pestizidrückstände nachgewiesen.
Darf dieser Bauernhof weiter Milch verkaufen?

Es handelte sich um eine Kampagne der Zentralschweizer Kantone. Es wurde in einer Rohmilchprobe aus dem Kanton Zug das Pflanzenschutzmittel DDT (Dichlordiphenyltrichlorethan) nachgewiesen. Der Wert lag jedoch deutlich unter dem Höchstwert für Rohmilch. Andernfalls hätte die Rohmilch nicht in Verkehr gebracht und bis zur Klärung der Kontamination auch keine weitere Rohmilch mehr verarbeitet werden dürfen.

Der Jahresbericht kommt just vor der Abstimmung zu den Agrarinitiativen – ist das nicht heikel?

Das Laboratorium der Urkantone ist gemäss Konkordat verpflichtet, jährlich einen Rechenschaftsbericht abzugeben. Dieser erfolgt seit jeher in der ersten oder zweiten Maiwoche. So ist es Zufall, dass dieser vor der Abstimmung veröffentlicht wird. Bereits letztes Jahr wurde über die Ergebnisse der Pflanzenschutzmitteluntersuchungen im Trinkwasser informiert. Somit überrascht das diesjährige Ergebnis nicht.

Dürften die Ergebnisse des Jahresberichts die Abstimmung beeinflussen?

Nein, es wurden bereits in den letzten Jahren Untersuchungen durchgeführt und publiziert. Die Resultate sind daher nicht überraschend. Über Pflanzenschutzmittel, insbesondere
Chlorothalonil, wird seit Sommer 2019 in der ganzen Schweiz intensiv berichtet. Auch das Laboratorium der Urkantone wurde regelmässig von Medien und interessierten Kreisen über die Belastung von Pflanzenschutzmitteln befragt. Es ist hinlänglich bekannt, in welchen Regionen der Schweiz eine Belastung vorliegt.

 

Anouk Arbenz, Redaktion March24 & Höfe24
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