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Sport
28.04.2021

Emotionen, die ein Leben lang bleiben

Gian-Reto Riedi mit dem Pokal für den Cupsieg.
Gian-Reto Riedi mit dem Pokal für den Cupsieg. Bild: Andreas Eisenring
Neun Jahre spielte der Lachner Gian-Reto Riedi für Jona in der NLA und in der NLB Volleyball. Der Cupsieg macht ihm den Rücktritt «etwas einfacher».

Gian-Reto Riedi schlüpft in eine neue Rolle. «Ich werde nächste Saison in der zweiten Mannschaft Passeur sein», verrät der Volleyballer aus Lachen. «Ich will ausprobieren, wie es ist, im Spiel Regie zu führen.» Acht Jahre lang hämmerte der 28-Jährige Märchler als Aussenangreifer für Jona in der Nationalliga A und in der Nationalliga B auf den Ball, diesen Winter stabilisierte er als Libero in der höchsten Spielklasse die Annahme seines Teams.

In der 1. Liga könne er «im geschützten Rahmen den Schritt vom Leistungs- zum Hobbysportler machen», erklärt Riedi. Ein Jahrzehnt spielte er in der ersten Equipe der ­Rosenstädter. Künftig wird sein Trikot in der Pokalvitrine des Klubs hängen. Er ist der erste Spieler, dem diese Ehre zuteil wird.

Höhepunkt im März

Der März hielt noch einmal einen Höhepunkt parat: Riedi gewann mit dem TSV ­Jona den Cupfinal – zum ersten Mal in der Klubgeschichte. «Es ist schön, dass es so aufging. Das macht den Rücktritt etwas einfacher.»

Beinahe wäre Riedi schon in der für Jona vor kurzer Zeit zu Ende gegangenen Spielzeit nicht mehr dabei gewesen. «Nach etwa vier Jahren in der Nationalliga A fing es an, dass ich mir jeweils Ende Saison Gedanken machte. Immer mehr Spieler aus dem Team, das aus der 1. Liga aufgestiegen war, waren nicht mehr dabei.» Nico und Luca Beeler, ­Valon und Veton Causi, Michi Huser, Raphael Licka, Ruben Oliveras oder Joel Roos: Mit ­ihnen allen war Riedi einst im regionalen Leistungszentrum gewesen und 2012 in die Nationalliga B aufgestiegen.

Riedi hatte 2011 aus dem Volleyballclub March zum 1.-Liga-Konkurrenten Jona gewechselt. Bei diesem hatte er zuvor schon trainiert und in der Juniorenauswahl mitgespielt. Im Nachwuchs reichte es der Talenttruppe vom Obersee aber nie zum Titel. «Wir hatten zwar ein sehr gutes Team, aber auch Verletzungspech und wurden immer nur Dritte», erklärt Riedi. Die erste Trophäe seiner Karriere kam so zum Schluss – als Belohnung für den Aufwand während der ganzen Laufbahn.

«Was kam zurück? Erlebnisse, die nicht jeder machen kann. Viele Freundschaften. Und Volleyball als eine sehr gute ­Lebensschule.»
Gian-Reto Riedi, Volleyballer aus Lachen

«Ab der ­Sekundarschule war ich fünf Mal in der Woche in der Halle. Zu Spitzenzeiten trainierte ich 15 Stunden und balancierte daneben Schule, Kanti und Studium», berichtet der Lachner. «Ich machte auch im Sommer viel für Technik und Fitness. Die Zeit mit Kollegen oder Familie war deshalb beschränkt.» Was dafür zurückkam? «Erlebnisse, die nicht jeder machen kann. Viele Freundschaften. Und Volleyball als eine sehr gute ­Lebensschule.»

Einer, der das Erfolgsrezept verkörpert

«Die Aufstiege sind mir natürlich besonders in Erinnerung. Sie waren prägend», erzählt ­Gian-Reto Riedi. «Aber auch der erste Cup-Halbfinal gegen Näfels. Damals spielten wir noch in der Nationalliga B, die ganze Grünfeld-Halle war voll. Und der Cupfinal sowieso. Und die Trainingslager mit der Junioren-­Nationalmannschaft», zählt Riedi weiter auf. Es gebe eigentlich nichts, was er nicht erreicht habe: «Mehr kann man fast nicht verlangen.» Denn mit Jona Meister zu werden, sei ja nicht realistisch gewesen.

Den Verein verlassen, war für ­Riedi nie ein Thema. «Einerseits hatte ich nie ein Angebot. Andererseits hat es mir in ­Jona ­immer gefallen, denn da waren ­gute ­Kollegen und Freunde und ein Vorstand, der an uns glaubte. Es wäre seltsam gewesen, in Jona zu einem Auswärtsspiel anzutreten.» Riedi steht damit für das Erfolgsrezept des TSV. «Der Erfolg, den Jona ­hatte mit den Aufstiegen von der 2. Liga bis in die NLA, hat viel zu tun damit, dass eine Kerntruppe so lange zusammenblieb.»

Dass Riedi am Ende nicht mehr in jeder Partie aufs Feld geschickt wurde, «konnte ich in diesem Team gut akzeptieren, weil jeder wertgeschätzt wurde.» Es war auch einfacher zu verschmerzen wegen des Erfolgs. Die Saison 2018/19 fast ohne Siege dagegen war hart. «Da hatte ich am Ende recht ­genug.» Auch nach dem Aufstieg in die National­liga A 2014 «waren wir zuerst Kanonen­futter», erinnert sich Riedi. «Wir brauchten lange, um zu checken, worauf es ankommt.»

Kürzlich sicherte sich Jona gegen den regionalen Rivalen Näfels den fünften Platz, die beste Platzierung seit dem Wiederaufstieg in die NLA. Auch Gian-Reto Riedi kam zum Einsatz. «Als mir der Trainer unter der Woche mitteilte, dass er mich einsetzen werde, dachte ich: Das brauche ich nicht wirklich, dieses Arrangierte. Aber dann hat es mir doch gutgetan, diese letzten ­Momente einzusaugen. Diese Emotionen werde ich mitnehmen.»

Stefan Kleiser