An der Gemeindeversammlung Reichenburg ging es gemäss Traktandenliste um die erfreuliche Rechnung 2020. Sämtliche Nachkredite, die Verwaltungsrechnung, Investitions- und Bestandesrechnung wurden angenommen.
Zu reden gaben vor allem das Alterszentrum zur Rose und der daneben geplante Bau von Alterswohnungen: Die finanzielle Schieflage im Alterszentrum hat offenbar mehrere Gründe. Ganz klar waren die Einkünfte der Cafeteria wegen Corona geringer (rund 51 000 Fr.) und die Ausgaben für Hygiene in Bezug auf Corona ausserordentlich. Doch der Verlust im Betriebsergebnis beträgt 406 000 Franken, was Fragen aufwarf.
Was sind Gründe für die Krise?
Anwohner Edi Diethelm wollte wissen, wie die Schieflage entstanden sei und ob Strategien vorhanden seien, um aus dieser Situation herauszukommen. Klaus Kistler, Präsident der Betriebskommission zur Rose, erklärte, dass die grösste Abweichung bei den Pensions und Pflegetaxen entstanden sei. Die tiefere Besa-Einstufung von Bewohnerinnen und Bewohner führte zu weniger Ertrag. «Es wurde eine externe Analyse in Auftrag gegeben», so Kistler. Auch sei die neue Heimleitung unter Reto Weber seit letztem Herbst mit Reorganisation und Optimierung beauftragt. Man habe festgestellt, dass das «Verhältnis von Personal und Aufwand nicht stimmt».
Säckelmeister René Schellenberg bestätigte die Aussage, dass das Alterszentrum zur Rose von der Gemeinde unterstützt wird. Bisher wurden Darlehen vor insgesamt eine Million Franken getätigt.
Anwohner Franz Kistler warf ein, wie man eine grössere Sanierung des 30 Jahre alten Hauptgebäudes zur Rose angehen wolle, wenn jetzt schon Geld fehle. Gemeindepräsident Kistler erklärte, dass die Sanierung der bestehenden «Rose» aber bereits im Verpflichtungskredit für die Alterswohnungen enthalten sei. Im Moment seien jedoch Fassade und Isolationzurückgestellt worden.
Einsprecher sind kritische Bürger
Diethelm doppelte nach, dass nötige Investitionen«nicht den Betrieb abwürgen oder erschweren» dürften. Dies sei einer der Gründe, weshalb er und weitere
Reichenburger um die Gruppe Pro Reichenburg Einsprache gegen den geplanten Neubau gemacht hätten. Man müsse «das Schiff erst auf Kurs bringen, bevor der neue Bau beginnt». Die Einsprache ist seit dem letzten März hängig, statt des geplanten Spatenstichs heisst es nun abwarten. Nach einer formellen Einsprache wurde die materielle Einsprache eingereicht, die aktuell in Behandlung ist. Vier Personen aus dem Gemeinderat sind in der Sache im Ausstand. Die Einsprecher hinterfragen zudem die demografische Altersentwicklung, das bauplanerische Vorgehen und argumentieren für mehr regionale Zusammenarbeit unter den Altersversorgern.
Armin Kistler schilderte die komplexe Berechnung der Pflegetaxen seit dem Jahr 2013 und folgerte, dass aktuell «personelle Konsequenzen ergriffen werden», dies, obwohl die Auslastung in der «Rose» bei 97 Prozent liegt, wie er auch erwähnte.
Ja des Stimmbürgers massgebend
Gemeindepräsident und Betriebskommissionspräsident – unterstützt von Andy Kistler, Präsident der Baukommission – zeigten sich letztlich zuversichtlich, die von der Gemeinde unabhängige und spezialfinanzierte Rose-Rechnung wieder in Griff zu bekommen. Auch beriefen sie sich darauf, dass die Einwohner zum Vorhaben ja gesagt hatten. Die Stimmbürger hatten den Verpflichtungskredit von 20,4 Mio. Franken im September 2018 für den Bau der Alterswohnungen auf der Liegenschaft Rössli gutgeheissen.