Es ist 23.35 Uhr in der Cornèr Arena in Porza bei Lugano. Die Spieler der SC Rapperswil-Jona Lakers liegen sich in den Armen, während auf der anderen Seite hängende Köpfe zu sehen waren. Wenige Augenblicke zuvor – nach 96 Minuten und 55 Sekunden Spielzeit – hat Gian-Marco Wetter Niklas Schlegel im Lugano-Tor ein letztes Mal in dieser Spielzeit bezwungen.
Dieser Treffer, herrlich vorbereitet von Martin Ness, liess bei den Rapperswilern alle Dämme brechen. Auch den Spielern ist bewusst, dass sie Historisches geschafft haben. Erstmals seit über 15 Jahren stehen die Rapperswiler im Playoff-Halbfinal. Es ist erst das zweite Mal überhaupt in der Klubgeschichte. «Es ist wunderschön», sagte ein glücklicher Gian-Marco Wetter.
Erneut war es gestern eine sehr starke Teamleistung, die die Lakers zeigten. Von hinten bis vorne wurde gekämpft, wurden Schüsse geblockt, haben sich die Spieler aufgeopfert. Dass, wie schon beim Overtime-Sieg vom letzten Samstag, die vierte Linie für den Siegtreffer verantwortlich war, unterstreicht diese Tatsache. «Es war eine grossartige Teamleistung. Wir haben immer daran geglaubt, dass wir dies schaffen können, auch wenn niemand mit uns rechnete», sagte Verteidiger Daniel Vukovic, der auch gestern wieder als Vorkämpfer in Erscheinung trat.
Das Spiel hätte schon früher enden können
Dass sich die beiden Mannschaften über 97 Minuten duellieren, wäre aus Rapperswiler Sicht aber nicht unbedingt nötig gewesen. Denn schon in der war schon in der regulären Spielzeit alles angerichtet.
Bis 2 Minuten und 39 Sekunden vor Schluss schien klar: Die SCRJ Lakers gewinnen in Lugano und feiern den zweiten Playoff-Halbfinal-Einzug nach 2006. Zu bestechend spielten die Rapperswiler im Schlussdrittel. Zu solid standen sie in der Defensive. Zu stark war Melvin Nyffeler.
Doch ein Eigentor stellte alles auf den Kopf. Jani Lajunen brachte die Scheibe auf das Tor, wo sie vom Schlittschuh von Fabian Maier ins Tor prallte. Lugano – zuvor alles andere als zwingend – war zurück im Spiel. Ohne Torhüter gingen sie auf Tutti. Die Lakers brachten es gleich zweimal (Eggenberger, Vukovic) nicht fertig, die Scheibe im verlassenen Kasten unterzubringen. So gaben sie Lugano einen letzten Auftrieb – und prompt fiel der Ausgleich noch. Verlängerung war angesagt – wie schon beim letzten Rapperswiler Gastspiel im Südtessin.
Moses traf doppelt
Dabei hat alles so gut ausgesehen. Nach torlosen zwei ersten Dritteln gingen die Lakers in der 42. Minute durch Wick in Führung. Drei Minuten später glich Loeffel für Lugano zwar aus. Doch Steve Moses mit einem Doppelpack in der 47. und 52. Minute brachte die Lakers scheinbar vorentscheidend in Führung.
Dass ausgerechnet Moses, der erstmals seit elf Spielen wieder traf und in den letzten Spielen mehr durch seine ineffziente Chancenauswertung aufgefallen war, schien zu diesem Spiel, dieser Serie, diesen Lakers zu passen, hätte Lugano nicht den Spielverderber gespielt.
Doch dies dürfte den SCRJ Lakers gestern Abend total egal gewesen sein. Denn sie haben Historisches vollbracht. Mit dem Einzug in den Playoff-Halbfinal schreiben sie Klubgeschichte.