Es ist eine enorme Kostensteigerung. 600'000 Franken soll die Stadt Rapperswil-
Jona ab 2022 an die Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft (ZSG) bezahlen. Dies gab die Stadt am Donnerstag in einer Medienmitteilung bekannt. Aktuell zahlt die Stadt 270'000 Franken im Jahr. Bis 2019 waren es gar nur 150'000 Franken.
Die Stimmbevölkerung hat am 9. Mai darüber an der Urne zu befinden. Zur Urnenabstimmung kommt es, weil die Stadt die üblicherweise im Juni stattfindende Bürgerversammlung wegen der ungewissen epidemiologischen Lage bereits abgesagt hat.
Neue Angebote ab Rapperswil
Begründet wird die Kostensteigerung zum einen damit, «dass das Angebot der ZSG auf die Saison 2020 in der Region verbessert wurde», wie es in der Mitteilung der Stadt heisst. Konkret wurden zusätzliche Kurse ab Rapperswil geschaffen, wie Stadtpräsident Martin Stöckling an einer Medienorientierung erklärte.
Zum anderen schwelt bereits seit zwei Jahren eine Kostendiskussion zwischen der ZSG und den St. Galler und Schwyzer Gemeinden am Zürichsee. Gemäss ZSG sind diesen über Jahre im Vergleich zu den Zürcher Seegemeinden tiefere Beiträge abverlangt worden.
Hintergrund der Debatte ist der tiefe Kostendeckungsgrad der ZSG. Dieser rührt daher, dass die Zürichsee-Schifffahrt in das Tarifsystem des Zürcher Verkehrsverbunds (ZVV) eingegliedert ist. Eine schweizweit einmalige Konstellation. Dadurch sind die Schiffsbillette auf dem Zürichsee günstiger als auf anderen grossen Seen der Schweiz – auf langen Strecken sogar deutlich. Aufgrund des Drucks aus dem bürgerlichen Zürcher Kantonsrat führte der ZVV Ende 2016 einen Zuschlag von fünf Franken pro Schifffahrt ein.
Der sogenannte Schiffsfünfliber stiess jedoch auf viel politischen Widerstand und Unmut bei Fahrgästen. Die Passagierzahlen brachen 2017 um 30 Prozent ein. Trotzdem stiegen die Einnahmen der ZSG um 2,4 Millionen Franken. Der Kostendeckungsgrad der Schifffahrt erhöhte sich von 37 auf immerhin knapp 50 Prozent. Aufgrund der Proteste, die auch die ZSG-Mitarbeitenden täglich zu spüren bekamen, beerdigte die Zürcher Regierung den Schiffsfünfliber Anfang 2018 wieder.
Die Vorgabe an die ZSG blieb, den Kostendeckungsgrad bis zum Fahrplan 2022/23 auf 50 Prozent zu steigern. Auch darum kündigte die ZSG die bisherige Vereinbarung mit der Stadt Rapperswil-Jona und anderen Gemeinden am See.
Zürich zahlt – St. Gallen nicht
Die neue Vereinbarung basiert gemäss Stadt auf einer Offertkalkulation pro Linie, in der jeweils die Kosten und die zu erwartenden Erlöse der einzelnen Angebote abgebildet sind. Ursprünglich wollte die ZSG von der Stadt gar 750' 000 Franken pro Jahr. Die Stadt selber bot 2019 der ZSG 400' 000 Franken an. Die nun vereinbarten 600' 000 Franken bezeichnet Stöckling als «Verhandlungsergebnis».
Zwei Faktoren führen laut dem Stadtpräsidenten dazu, dass Rapperswil-Jona neu besonders stark zur Kasse kommt. Nach der Stadt Zürich sei Rapperswil wahrscheinlich der Anlegestandort mit den meisten Verbindungen. Zweitens, und deutlich gewichtiger, zahle der Kanton St. Gallen nichts an die Schifffahrt, da er diese nicht als Teil des öffentlichen Verkehrs betrachte. Der Kanton Zürich übernimmt dagegen die Hälfte der Kosten der Seegemeinden. «Wir gingen für eine Mitfinanzierung auf den Kanton zu, erhielten aber eine Absage», sagte Stöckling.
Den neuen Beitrag hält er für vertretbar. «Der Stadtrat ist der Auffassung, dass die ZSG und ihr Angebot wichtig sind für die Standortattraktivität, insbesondere für den Tourismus». Das generiere Wertschöpfung. Die Bevölkerung profitiere zudem von den günstigen Tarifen auf dem See.
Was passiert, wenn es an der Urne ein Nein gibt, ist laut Stöckling offen. «Vermutlich würde die ZSG ihr Angebot in Rapperswil reduzieren.»