René Schelbert, seit mittlerweile mehr als einem Jahr gab es kein Schwingfest mehr. Es gibt wohl schönere Zeiten, das Amt als Präsident des Schwyzer Kantonalen Schwingerverbandes anzutreten.
Ja, das ist so. Es fehlt aufgrund der Corona-Pandemie jegliche Planungssicherheit. Wir können nur Monat für Monat nehmen. Das Positivste bis anhin ist sicher, dass die bis 20-Jährigen wieder Schwingen können. Auch Wettkämpfe, jedoch ohne Zuschauer, sind für diese Schwinger erlaubt.
Seit letzter Woche dürfen ja auch die besten 120 Schwinger des Landes wieder trainieren. Was halten Sie davon?
Entweder alle oder keiner. Das ist meine Meinung dazu. Nun herrscht genau die schon viel diskutierte Zweiklassengesellschaft, was ich nicht gut finde. Allerdings ist es sicher positiv, wenn diese Öffnung etwas dazu beitragen kann, dass schneller wieder alle Schwinger ins Sägemehl steigen können. Ich hoffe, dass dies der Fall sein wird.
In der Ostschweiz regt sich ein grosser Widerstand gegen diese Regel. Viele Topschwinger wie beispielsweise Samuel Giger verzichten aus Solidaritätsgründen sogar auf die Möglichkeit, wieder zu trainieren. Wie ist die Stimmung im Schwyzer Kantonalverband?
Ich sag es mal so: Es hat sicher niemand gejubelt, als diese Regel in Kraft trat. Denn damit werden viele Mittelschwinger ausgegrenzt. Dabei lebt der Schwingsport ja gerade von dem, dass alle gleichgestellt sind. Konkret kenne ich aber in unserem Verband noch keinen Fall, wo ein Schwinger auf die Trainingsmöglichkeit verzichtet. Das ist ja auch verständlich. Denn alle wollen am liebsten einfach wieder schwingen. Wir vom Verband legen den Athleten ganz sicher keine Steine in den Weg.
Training ist das eine, Schwingfeste das andere. Die verschiedenen Organisatoren stehen jeweils vor grossen Unsicherheiten. In der Innerschweiz haben die OK der Kantonalen gehandelt und ihre Feste erneut verschoben. In anderen Teilverbänden steht die Entscheidung noch aus.
Ich denke, dass die neuen Bundesratsbeschlüsse gezeigt haben, dass wir in Zusammenarbeit mit den verschiedenen OK und dem ISV richtig entschieden haben. Denn dass bereits im Mai wieder Schwingfeste stattfinden werden, ist unrealistisch. Insbesondere da es für die Schwinger vor dem ersten Ernstkampf eine sechswöchige Aufbau- und Trainingsphase braucht, um das Verletzungsrisiko zu minimieren. Um den Organisatoren der kommenden Schwingfeste behilflich zu sein, hat nun der ISV zusammen mit Experten ein umfangreiches Musterschutzkonzept für die Durchführung von Nachwuchsschwingeten ohne Zuschauer ausgearbeitet. Dies soll die Organisatoren unterstützen.
Hätte nicht der Eidgenössische Schwingerverband ein solches Musterkonzept herausgeben können? Oder kommt da vom nationalen Verband zu wenig?
Der ESV gab im letzten Jahr die Parole «Schwingfeste zu 100 Prozent ja» heraus. Das ist ja auch gut so. Und alle würden ja gerne wieder Schwingfeste durchführen. Aber die momentane Lage erlaubt es nicht. Aktuell ist es tatsächlich so, dass wir der Meinung sind, dass vom Eidgenössischen Schwingerverband zu wenig kommt. Zu wenig in dem Sinne, dass man die Verbände oder die Organisatoren dabei unterstützt, die Schwingfeste in dem Rahmen durchzuführen, wie es der ESV vorgibt.