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Altendorf
05.04.2021
06.04.2021 09:28 Uhr

Eine Ära geht heute zu Ende

Bild: mor
Der Landgasthof Rose in Altendorf wird nach 72 Jahren definitiv geschlossen. Vor einer Woche wurde noch das Inventar unter die Leute gebracht.

Maria Bellmont-Deuber war Zeit ihres Lebens in der «Rose» in Altendorf und lernte das Arbeiten schon als Kind. Zusammen mit ihrem Mann Josef Bellmont führte sie die bescheidene Wirtsstube ab 1949. «Damals konnte man vom Gasthaus allein nicht leben, darum betrieb mein Mann auch eine Fuhrhalterei», erzählt sie anschaulich. Die Zeiten wurden besser und schon 1961 wurde der gesamte Altbau abgerissen und ein Neubau mit Saal und Bühne entstand. Die Landwirte ersetzten ihre Pferde öfter durch Maschinen, so dass Josef Bellmont auch eine Werkstatt im Neubau unterhielt. «In den 1960er-Jahren hatten wir schon viele Stammgäste, dazu gab es den Durchgangsverkehr, der uns jahrelang viele Gäste brachte.» Die guten Jahre waren auch strenge Jahre, die beiden Töchter Brigitte und Liselotte mussten früh mit anpacken.

«Es sollte einfach heimelig sein»

Weitere Umbauten und Anpassungen folgten: «Es sollte einfach immer heimelig bei uns sein», fasst Maria Bellmont zusammen. Die Investitionen zahlten sich aus. Denn im Gasthaus spielte sich viel Dorfleben ab. Es bildete zusammen mit dem «Schwanen», dem «Kreuz» und dem «Schweizerhof» ein beliebter Treffpunkt. Vereine gingen ein und aus, politische Versammlungen fanden statt, die Fasnacht wurde gefeiert und Jassrunden geklopft. Die gut-bürgerliche Speisekarte wurde geschätzt. «Doch mit der Zeit kamen Veränderung, die Autobahn wurde gebaut, die Mehrzweckhalle auch, andere Lokale mit neuen Angeboten wurden bevorzugt», so Maria Bellmont. 

  • (v. l.) Nicole Bachmann, Liselotte Bachmann-Bellmont, Maria Bellmont und Brigitte Bellmont. Bild: am
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  • Manche Schnäppchenjäger griffen kräftig zu. Bild: am
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  • Hier wurde beraten, ob das Silberbesteck noch zeitgemäss sei. Schön ist es auf jeden Fall, und etliche Stücke wurden mitgenommen. Bild: am
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Corona – dann «kürzer treten»

Die seit Monaten verordnete Coronapause brachte auch neue Gedanken mit sich. Sollte Nicole Bachmann die «Rose» wirklich weiterführen? Die Köchin, die in grossen Betrieben, auch im Ausland und in guten Positionen gearbeitet hatte, liebäugelte damit, den Betrieb zu übernehmen. «Wir haben alle gesehen, dass grosse Investitionen nötig wären», fährt Maria Bellmont fort. Bachmann habe diese Gedanken schliesslich verworfen. 

Stattdessen haben die älteren Bellmont-Frauen sich mit dem «Kürzertreten» befasst – immerhin wird Maria Bellmont am 11. April 93 Jahre alt. Gedanken darüber, den Betrieb ganz aufzugeben, mündeten in der Vorstellung, den Lebensabend in Lachen zu verbringen. Und: «Es kam immer wieder vor, dass jemand ins Restaurant kam, Interesse an der Liegenschaft zeigte und uns auch ein Angebot machte.» 

An Einheimische verkauft

Dass die Bellmonts sich schliesslich zum Verkauf bereiterklärten, hat wohl auch mit der Käuferschaft zu tun. Die machte nicht nur ein faires Angebot, sie ist auch Nachbar. Martina und Hanspeter Odermatt-Knobel sind im Dorf verwurzelt. Was allerdings mit der Liegenschaft geschehen soll, ist noch offen. «Wir müssen zuerst allerlei Abklärungen treffen. Wir haben noch keine konkreten Pläne», sagt Hanspeter Odermatt auf Anfrage.

Bild: mor

Rückblick auf den Landgasthof zur Rose Altendorf

1897 erwarb Lorenz Deuber das Haus zur Rose. 

1949 kaufte das Ehepaar Josef und Maria Bellmont-Deuber das Restaurant Rose von Vater Lorenz Deuber ab. Nebst Restaurant waren im selben Haus ein Kolonialwarengeschäft und eine Fuhrhalterei angegliedert (siehe Foto oben links).

1961 wurde auf dem Grundstück ein Neubau erstellt mit Saal und Bühne, einer Werkstatt für landwirtschaftliche Kleinfahrzeuge, Gästezimmer und Wohnungen.

1986 und 1992 wurde renoviert.

1998 verstarb Josef Bellmont. Tochter Brigitte Bellmont trat in die Fussstapfen ihres Vater, nachdem sie bereits seit 1986 im Betrieb mitarbeitete.

2005 ergänzte auch Tochter Liselotte Bachmann-Bellmont das Küchenteam. Vor drei Jahren verstärkte deren Tochter Nicole Bachmann das Team.

Im November 2020 wurden die Stammgäste in Kenntnis gesetzt, dass der Betrieb am Ostermontag, 5. April, aufgegeben wird.

Am 26. und 27. März war Inventarverkauf.

Die Liegenschaft an der Churerstrasse 1 in Altendorf wurde an Martina und Hanspeter Odermatt-Knobel veräussert. 

Johanna Mächler, Redaktion March24 & Höfe 24