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Sport
22.03.2021

Marcel Fässler hat genug vom Profirennsport

Bild: PD
Einer der erfolgreichsten Schweizer Rennfahrer verabschiedet sich aus den Cockpits der Rennwagen und wird Leiter der Motorsportabteilung von Sportec. Zudem hilft er, einen F1-Simulatoren zu entwickeln.

Vor 37 Jahren drehte ­Marcel Fässler aus Gross ­seine ersten Runden im Kart, im vergangenen November beendete er mit dem 12-Stunden Klassiker von Sebring in Florida seine international erfolg­reiche Karriere. Trotz des Abschieds von den Rennstrecken der Welt bleibt Marcel Fässler dem Rennsport erhalten. Mit seiner immensen Erfahrung leitet der 44-Jährige neu bei Sportec die Motorsportabteilung. Ziel: Der Schweizer Rennstall soll dereinst im Lang­streckenbereich Fuss fassen, wo der Schwyzer mehrere Jahre dominierte. Aktuell sitzt Fässler allerdings selber viel am Steuer. Er testet den brandneuen KTM GTX, dessen exklusive Vertretung Sportec innehat. «Ein sehr spannender Rennwagen», konstatiert er.

Weiterhin dem Motorsport verbunden

Daneben setzt sich der Vater von vier Töchtern in Hinwil regelmässig als Entwicklungsfahrer in den neuen Formel-1-Simulator von Alfa Romeo Racing. «Eine grossartige Aufgabe, die mich ehrt und mir sehr viel Spass macht», sagt der sympathische Hobbyskirennfahrer, der auch schon das berüchtigte Inferno-Rennen in Mürren gewonnen hat. Der TCS-Botschafter wird zudem weiterhin seine eigenen TCS-Sportfahrkurse leiten und als TV-Experte bei MySports sein Fachwissen als Co-Kommentator für die Formel E-Rennen einbringen.

«Es freut mich sehr, dass der Wechsel von der Rennfahrerkarriere in ein neues Berufsleben so reibungslos verlaufen ist», erzählt der Schwyzer. «Und es ist eine Bestätigung meiner bisherigen Arbeit, dass meine Erfahrung als Rennfahrer weiterhin gefragt sein wird.» Fässler galt während seiner Karriere nicht nur als schneller Mann, sondern immer auch als fairer Sportsmann und insbesondere auf der Langstrecke als einer der absoluten Spezialisten für das Fahren in der Nacht.

Marcel Fässler (rechts) gewinnt 2011 als erster Schweizer das berühmte 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Bild: PD

Steiler Aufstieg

Als Sohn eines talentierten Hobbyrennfahrers lernte Fässler als Schulbub die Rennsportwelt kennen. Dank zielstrebiger Sponsorensuche und ­guter Resultate arbeitete er sich auf den Kartbahnen hoch, bis er sich als 17-Jähriger gegen internationale Konkurrenz durchsetzen und ein Förderprogramm in Frankreich gewinnen konnte. Mehrere ­Jahre fuhr er diverse Monoposti im Heimatland seines da­maligen Idols Alain Prost, weitgehend unbemerkt von der hiesigen Rennsportwelt. Das änderte sich sofort, als er in die ­deutsche Formel 3 einstieg und auf Anhieb eine Menge hochgelobter europäischer Talente weit hinter sich liess. Sein Vizemeistertitel veranlasste den damaligen Mercedes-Rennleiter Norbert Haug, den Schwyzer gleich in das DTM-Werks­team zu holen. Vier Jahre gehörte Fässler zur Weltspitze im Tourenwagensport, wurde Rookie of the Year, holte mehrere Rennsiege, zahl­reiche Podestplätze, Pole-Positions und fuhr schnellste Runden. Die Belohnung waren Formel 1-Testfahrten im Mc­Laren und Einsätze als Fahrer des Safety-Cars in der Formel 1.

Nicht ganz einfach

Nach dem Wechsel von Mercedes zu Opel ass Fässler hartes Brot in der DTM und fuhr anschliessend in kleineren Rennserien, bis ihn im Jahr 2010 Audi als Werksfahrer engagierte. Es war der Start in die zweite, international noch weit erfolgreichere Karriere. Mit den Ingolstädtern holte er auf der Langstrecke neben Le Mans Siege in Spa, Interlagos, Bahrain, Silverstone, ­Sebring und Austin, dazu mehrere Podest­plätze und gewann Welt- und Vizeweltmeistertitel in der FIA WEC-Serie, für welche er auch in der «Hall of Fame» geehrt wurde.

«Ich hatte als Bub diesen grossen Traum, ein erfolgreicher Rennfahrer zu werden.»

Nach dem Rückzug von Audi aus dem Rennsport, erreichte Fässler für das Corvette-Werksteam in den USA auf traditionsreichen Rennstrecken wie Sebring und Daytona Siege und Podestplätze.

Richtiger Moment

Der Zeitpunkt für den Rückzug aus dem Profirennsport stand für Fässler schon länger fest. Er will nicht als ­Pilot wahrgenommen werden, der den Absprung verpasst hat. Gleichzeitig will er früh genug dran sein, um in die zweite Hälfte des Berufslebens einzusteigen. Wie es scheint, einmal mehr sehr erfolgreich. Sein Blick zurück ist ein zufriedener: «Ich hatte als Bub diesen grossen Traum, ein erfolgreicher Rennfahrer zu werden. Dass ich diesen Weg auf meine Art, mit ehrlichem und hartem Einsatz, mit Durchhaltewillen und dem Glauben an meine Passion gegangen bin und es mit meinen Leistungen bis an die Weltspitze geschafft habe, macht mich stolz. Ich habe alles gegeben und mehr erreicht, als ich mir je erträumt habe.» Für Fässler charakteristisch, dass er anfügt: «Mein grosser Dank gilt all den vielen Menschen, die immer an mich geglaubt haben und mich auf vielfältige Weise und mit grossem Engagement auf dem Weg nach oben unterstützt haben.»

Sportredaktion, March24 & Höfe24