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Region
19.03.2021

Das Städtli in Uznach soll komplett umgebaut werden

Weniger Autos, mehr Lebensqualität: Das verkehrsgeplagte Städtli Uznach soll im Zuge der geplanten Umfahrungsstrasse in verschiedene Zonen eingeteilt und weitgehend vom Verkehr befreit werden.
Weniger Autos, mehr Lebensqualität: Das verkehrsgeplagte Städtli Uznach soll im Zuge der geplanten Umfahrungsstrasse in verschiedene Zonen eingeteilt und weitgehend vom Verkehr befreit werden. Bild: zvg
Rund 18 000 Autos fahren täglich durchs Uzner Städtli – fast so viele wie durch den Gotthardtunnel. Die regionale Umfahrungsstrasse soll Besserung bringen. Im Städtli sind flankierende Massnahmen geplant. Jetzt legt die Gemeinde ein Betriebs- und Gestaltungskonzept auf.

Es sind ambitionierte Pläne, welche die Uzner Behörden für das verkehrsgeplagte Städtli vorlegen. In fünf verschiedene Bereiche aufgeteilt, soll das Konzept mehr Raum für Begegnung und letztlich vor allem weniger Verkehr bringen. Von den rund 18 000 Autos und Lastwagen, die sich heute tagtäglich durchs Städtli wälzen, soll dereinst nur noch ein Bruchteil gezählt werden: «Aktuelle Modellrechnungen belegen, dass mit den flankierenden Massnahmen das Verkehrsaufkommen im Städtchen auf maximal 8000 Fahrzeuge pro Tag reduziert werden kann», sagt der Uzner Gemeindepräsident Diego Forrer.

Forrer betont, dass auch ums Städtchen herum eine Verbesserung der Verkehrssituation erreicht würde. Auf den Zufahrtsstrecken Zürcher-, Gaster- und Rickenstrasse würde die Verkehrsreduktion sogar drei- bis fünfmal geringer werden. «Dies führt auch ausserhalb des Städtchens zu mehr Lebensqualität und einer erheblichen Verbesserung der Verkehrssicherheit», so Forrer.

Mitwirkung der Bevölkerung wegen Corona nicht einfach

Nun legt die Gemeinde ihre Pläne offen, wie das erreicht werden soll. Sie lädt die Bevölkerung ein, sich am Mitwirkungsverfahren zu beteiligen. Das ist jedoch coronabedingt gar nicht so einfach. So wird es beispielsweise keine Informationsveranstaltungen geben, an denen das Projekt vorgestellt werden könnte. Je nach den weiteren Entscheiden zur regionalen Verbindungsstrasse (RVS) und den hoffentlich zahlreichen Rückmeldungen aus der Bevölkerung behält sich der Gemeinderat laut Forrer vor, den persönlichen Austausch mit der Bevölkerung nachzuholen.

Für die Behörden besteht die Herausforderung also darin, die flankierenden Massnahmen im Städtli der Bevölkerung auch ohne Informationsveranstaltungen schmackhaft zu machen. Das wird nun mittels Broschüren versucht, die an die Haushaltungen gesandt werden.

Begegnungszonen sollen das Städtli wieder beleben

Daraus wird ersichtlich, dass etwa Begegnungszonen geschaffen werden sollen, die zum Verweilen einladen und in denen Fussgänger in jedem Fall Vortritt geniessen (siehe Grafik oben).

Neue Eingangstore beim «Ochsen» sowie oben am Städtli beim «Rössli» sollen die neuen Zonen optisch signalisieren und den motorisierten Verkehr möglichst davon abhalten, überhaupt ins Städtli zu fahren – obschon dies nach wie vor möglich sein wird, etwa für Kunden der Geschäfte, Anwohnerinnen, Lieferanten sowie die Busse des öffentlichen Verkehrs und für die Blaulichtorganisationen.

Das neue Eingangstor beim «Rössli». Bild: zvg

Tische und Stühle der Restaurants sollen auf Plätzen die Passanten zum Verweilen einladen. Bänke als Ruhemöglichkeiten genutzt werden sowie Bäume für Schatten im Sommer sorgen. Das Verkehrskonzept ist hauptsächlich auf den Langsamverkehr ausgerichtet. Neben den beiden erwähnten Eingangstoren wird der Kirchplatz aufgewertet, so das Ansinnen der Behörden.

So soll der Kirchenplatz dereinst aussehen. Bild: zvg

Die bisherige Bushaltestelle beim «Rössli»-Tor soll aufgehoben und beim Kirchplatz neu erstellt werden. Der Kirchplatz erhalte durch seine zentrale Lage im Städtchen direkt bei der Stadtkirche ein neues Am­biente. «Publikumsorientierte Nutzungen wie Fachgeschäfte und Gastronomie unterstützen die gewünschte Nutzungsvielfalt und Belebung», heisst es im Konzept. Das Städtli soll ein Ort werden, wo das gesellschaftliche Leben stattfinden kann und sich die Leute (wieder) gerne aufhalten.

Viele Hürden

Bis das Uzner Städtli tatsächlich umgebaut wird, sind noch viele Hürden zu nehmen. Die grösste ist die regionale Verbindungsstrasse A15–Gaster (RVS). Die ist Voraussetzung für das Vorhaben. Denn der grösste Teil des Städtliverkehrs soll auf diese Umfahrungsstrasse geführt werden. Es steht aber derzeit noch nicht einmal fest, ob die Umfahrungsstrasse überhaupt kommen wird, obschon der Kanton St. Gallen und die Region seit Jahren am Planen sind. So hat etwa die Eidgenössische Natur- und Heimatschutzkommission (ENHK) gravierende Bedenken bezüglich des Kaltbrunner Riets angemeldet. Die Kommission erachtet die Strasse gemäss aktueller Planung als nicht bewilligungsfähig. Andererseits leistet die lokale Interessengemeinschaft Mobilität Region Uznach (IGMRU) seit Jahren Widerstand gegen die Umfahrung. Sie will noch in diesem Frühling das fakultative Referendum dagegen ergreifen.

Urs Schnider, Linth-Zeitung
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