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Sport
04.03.2021
05.03.2021 09:22 Uhr

Die Region hofft auf ein ESAF in Mollis

So soll das Glarner Festgelände in vier Jahren aussehen.
So soll das Glarner Festgelände in vier Jahren aussehen. Bild: Visualisierung ESAF 2025
Ausserschwyz fiebert aus touristischer, politischer und sportlicher Sicht mit der Kandidatur für das Eidgenössische Schwingfest 2025 im Glarnerland mit. Die Abgeordneten des nationalen Schwingerverbandes entscheiden am Samstag, ob ihr Eidgenössisches 2025 in den Kanton Glarus oder nach St. Gallen kommt.

Seit Dienstag sind die Meinungen definitiv gemacht. Bis dann hatten die 281 Abgeordneten des Eidgenössischen Schwingerverbands (ESV) Zeit, ihre Wahl für den Austragungsort des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfests 2025 zu treffen. Stattfinden wird der grösste Sportanlass der Schweiz am 30. und 31. August 2025.

Zur Auswahl stehen die Kandidaturen ESAF 2025 Glarnerland+ und St. Gallen. Beide Kandidaturen machten im Vorfeld für ihr Anliegen mobil, im Falle von St. Gallen ein wenig mehr als im Falle von Glarus. Für den Kandidaturverein in Glarus würde «ein Traum in Erfüllung gehen», wenn er den Zuschlag für «ESAF 2025 Glarnerland+» erhielte. Jakob Kamm, der Präsident des Kandidaturvereins ESAF Glarnerland, sagte vergangene Woche gegenüber Radio Central, er ­habe ein sehr gutes Bauchgefühl und hoffe auf eine Zusage.

Jakob Kamm Bild: zvg

In der Präsentation der Kandidatur heisst es: «Die Chance, ­dieses Fest zu organisieren, motiviert kantons­übergreifend nicht nur die Glarner, sondern eine ganze Region.»

So sind neben den Glarnern auch die Schwinger des Verbands Rap­perswil und Umgebung im Trägerverein dabei sowie bei einer Zusage auch der Schwingverein Mels. Besonders für die Exponenten aus dem Linthgebiet ist die Wahl speziell, da sich sowohl die Schwinger als auch die politischen Gemeinden offen gegen die Kandidatur im eigenen Kanton stellen und die Glarner unterstützen. «Wir haben uns entschieden, die Glarner Kandidatur zu unterstützen, weil das geplante Festgelände auf dem Flugplatz Mollis uns geografisch und emotional näher liegt», sagt Peter Hüppi, Ge­meinde­präsident von Gommiswald. Er ist der politische Verbindungsmann aus der Region zum Organisations­komitee. Für Hüppi hätte ein Schwingfest im Tal­kessel, umgeben von Bergen, einen besonderen Charme. «Ich fände es schön, wenn das Glarnerland beweisen könnte, dass ein Eidgenössisches nicht nur in einer grossen Stadt möglich ist.»

«Fiebern auf Samstag hin»

Für eine Mitwirkung am Trägerverein hat auch der Schwingklub March-Höfe grünes Licht gegeben, womit der Anlass bei einer Zusage breit abgestützt ist und eine ganze Region profitieren könnte. «Wir würden ein Schwingfest im Glarnerland sehr begrüssen, das wäre ein Riesending für die ge­samte Region», sagt Dany Zbinden von den Zwilchbüeblä Lachen, einer Gruppe von Schwingerfreunden.

Dany Zbinden Bild: Screenshot

Sie haben dem Schwingklub March-Höfe ebenfalls zugesagt, am ESAF mitzuhelfen, wenn es denn zum Zuschlag kommt. Für den Samstag ist er schon voller Freude und guten Mutes. «Wir fiebern auf den Samstag hin und sind sehr gespannt.»

«Die Hotels im Kanton würden sicherlich profitieren.»
Urs Durrer, Vorsteher Amt für Wirtschaft Schwyz

Nicht nur für die Schwingfreunde, sondern auch für die Ausserschwyzer Hotellerie und Wirtschaft im Allgemeinen wäre ein Grossanlass wie ein Eidgenössisches Gold wert. Der Vorsteher des Schwyzer Amts für Wirtschaft, Urs Durrer, meint: «Gerade die Hotels würden von diesem Anlass sicherlich profitieren.»

Dieser Überzeugung ist auch Simon ­Elsener, Geschäftsführer der Tourismus­organisation Einsiedeln-Ybrig-Zürichsee. Für den Aufwand der Glarner hat die Region Zürichsee-Linth 50 000 Franken gesprochen. Dies durchaus in der Hoffnung auf eine «Divi­dende». Insbesondere für die Unter­bringung hat die Glarner Kandidatur das St. Galler und Schwyzer Linthgebiet vorgesehen. Im eigenen Kanton würden gar nicht genügend Betten zur Verfügung stehen. «Wenn nur ein kleiner Teil der Hunderttausenden Besucher touristische Angebote in der Region nutzt, gibt das bereits eine schöne Wertschöpfung», sagt Elsener.

Simon Elsener Bild: zvg

In einer Befragung des ESAF Zug gaben zudem 70 Prozent der Be­sucherinnen und Besucher an, sie ­würden für einen Ausflug oder ein Wochen­ende wahrscheinlich wiederkommen.

Aufgabe des Tourismus sei es, für die Festbesucher die richtigen Ange­bote für das Zielpublikum anzubieten, sagt Elsener. Dabei sei der Kuchen gross genug für die gesamte Gross­region. Zahlen betreffend Budget des Fests und erwarteter Wertschöpfung kann für die Glarner Kandidatur allerdings keiner der Angefragten nennen. Das OK hat sich diesbezüglich bisher öffentlich nicht geäussert. Sicher ist laut Elsener aber: Finde das Fest in St. Gallen statt, sei der Nutzen für die Region Zürichsee praktisch null. Das habe man während des Eidgenössischen in Zug gesehen, das noch etwas näher an Ausserschwyz lag als St. Gallen.

Schwyz würde Hand bieten

Auch der Schwyzer Volkswirtschafts­direktor Andreas Barraud würde sich über ein ESAF in Mollis freuen. «Sie haben sich Mühe gegeben, ein gutes Konzept ausgearbeitet und die Infrastruktur ist vorhanden.» Es sei heute wichtig für einen solchen Grossanlass, dass auch die Rahmenbedingungen stimmten. «Mollis hat da gute Karten», ist er überzeugt.

Andreas Barraud, Vorsteher des Volkswirtschaftsdepartements Bild: Keystone

Barraud hat zwar bisher noch nichts Konkretes aus Glarus gehört, geht aber davon aus, dass dies ab nächstem Samstag ändern wird. «Sie werden sicher mit uns Kontakt aufnehmen, wenn Mollis den Zuschlag bekommt. Und dann sind wir offen.» Denn schon immer habe der Kanton Schwyz gute Beziehungen mit Glarus gepflegt und würde auch beim ESAF Hand bieten – ganz nach dem Motto der Kandidatur Glarnerland+.

So oder so ein Fest der Superlative

Die Zahlen des Festes in Zug sind noch in frischer Erinnerung. Über 400 000 Besucherinnen und Besucher waren über die drei Festtage vor Ort, eine Wertschöpfung von gut 83 Millionen Franken wurde schweizweit generiert und der Reingewinn betrug knapp drei Millionen Franken. 2013 in Burgdorf waren die Zahlen noch ein Stück tiefer, es wurden 300 000 Besucher und rund 63 Millionen Franken Gesamt-Wertschöpfung genannt. Das ESAF 2025 soll – egal ob im Glarnerland oder in St. Gallen – zwar ebenso gross wie Zug, aber nicht grösser werden. So lautet die Ansage der beiden Kandidaturkomitees. Hier ­einige Zahlen aus den Bewerbungs­dossiers:

Schwinger-Arena:
• Glarnerland 56 500 Plätze
• St. Gallen 56 000 Plätze
Festgelände:
• GL 80 Hektaren
• SG 60 Hektaren
Budget:
• GL nicht bekannt
• SG 35 Millionen Franken
Kapazität ÖV vor 7.30 Uhr:
• GL 23 600 Besucher
• SG 60 000 Besucher
Camping in Fussdistanz:
• GL 20 000 Gäste
• SG 10 000 Gäste
Betten:
• GL innerhalb einer ÖV-Stunde (inklu­sive Ausserschwyz): 6800 Hotelbetten, inklusive Chur, exklusive Zürich (13 000 Hotelbetten)
• SG innerhalb einer ÖV-Stunde: 4400 Hotelbetten und circa 9000
in Massenunterkünften und Wohnungen.

So sieht die ÖV-Planung aus

St. Gallen will die Gäste, von denen es 90 Prozent mit dem ÖV erwartet, von den drei Bahnhöfen St. Gallen, Gossau und Herisau mit Shuttlebussen aufs Gelände bringen. Dieses liegt zudem direkt an der Autobahn A1 – eine optimale Verkehrsanbindung. Die Glarner wollen den grösseren Teil der ÖV-Reisenden über Näfels und von dort zu Fuss ankommen lassen. Rund die Hälfte der ÖV-Anreisenden soll beim stillgelegten Bahnhof Weesen aussteigen und dort auf Shuttlebusse umsteigen. Eine Option ist gemäss Bewerbungsunterlagen auch ein Shuttlezug von Ziegelbrücke, mit Sonderhalt neben dem Festgelände auf dem Flugplatz Mollis.

Lars Morger, Sportredaktion March24 & Höfe24