Märchler lanciert im Aargau unbemannten Helikopter
Ein Spielzeug ist er definitiv nicht, der rund zweieinhalb Meter lange, knapp einen Meter hohe und rund 55 Kilogramm schwere Helikopter, der über einem Feld im Freiamt im Kanton Aargau seine Runden dreht. Der Anavia HT-100, den der Business Developer Daniel Krättli vom Boden aus steuert, ist ein wahres Hightech-Gerät. Vor kurzem ist Anavia mit dem ersten in der Schweiz entwickelten und hergestellten unbemannten Helikopter mit über 65 Kilogramm Zuladung an die Öffentlichkeit getreten. «Wir sind dabei, ein weltweit führender Hersteller und Anbieter von unbemannten Helikoptern zu werden», sagt Jon Andri Jörg, der Kopf der Connova AG. Jon Andri Jörg ist in Siebnen aufgewachsen, wo seine Mutter heute noch lebt. «Ich bin an den Wochenenden oft in der March», sagt der 52-jährige Familienvater.
Helikopter von A bis Z selbst entwickelt
Bauteile für ein grosses Ganzes zu produzieren ist eines, ein Produkt von Grund auf zu entwickeln etwas anderes. «Wir wollten selber etwas machen», sagt Jon Andri Jörg. So wurde die Idee geboren, einen unbemannten Helikopter zu entwickeln und zu produzieren. Entstanden ist in drei Jahren ein hochtechnisches Fluggerät. Von der Zellenstruktur über die Mechatronik bis zur Software entwickelt das Team von Anavia alles selber. Was nicht vor Ort hergestellt werden kann wie Triebwerk oder Getriebe, lässt sich das Jungunternehmen anfertigen.
Entstanden ist mit dem Anavia HT-100 ein vielseitig einsetzbares Fluggerät mit zwei Rotoren, das völlig autonom fliegt. «Einsatzbereiche sind beispielsweise Flüge in unwegsamem Gebiet, sei es, um Hochspannungsleitungen zu kontrollieren, abschmelzende Gletscher zu vermessen aber auch Überwachungsaufgaben wahrzunehmen», so Jörg. Es gehe aber auch um Sicherheit. So würde beim unbemannten Helikopter auf Flügen bei schlechten Bedingungen keine Besatzung gefährdet. So könnte der HT-100 auch für Suchflüge bei schlechtem Wetter eingesetzt werden.
Helikopter findet selbstständig den Weg zurück
Nicht nur die modularen Payload-Möglichkeiten machen laut Jörg den Anavia HT-100 attraktiv, sondern auch die finanzielle Seite. So liegen die Kosten pro Flugstunde um einiges tiefer als bei einem herkömmlichen Helikopter – nicht zuletzt aufgrund des geringen Treibstoffverbrauchs von 13 Litern pro Stunde. «Sollte der Kontakt von der Kontrollstation zum Helikopter abbrechen, fliegt er selbstständig zum Ausgangspunkt zurück», erzählt Jon Andri Jörg weiter. Und für Notfälle ist der HT-100 von Anavia mit einem Back-up-Elektromotor ausgerüstet, mit dem er sicher landen kann. Weiter ist der unbemannte Helikopter mit «FLARM» ausgerüstet, einem Kollisionswarnsystem für Leichtflugzeuge.
Luftfahrtgesetz dem unbemannten Heli anpassen
Das Interesse am eben lancierten Heli-kopter ist gross. Mit zehn potenziellen Kunden steht Anavia in Kontakt. «Wenn alles gut läuft, können wir den ersten Helikopter Mitte Mai ausliefern.» Derzeit wird im Gebäude der Connova in Villmergen eine Halle für die Produktion des Anavia HT-100 bereit gestellt.
Was nun in der Schweiz und Europa noch fehlt, ist die Anpassung des Luftfahrtgesetzes für unbemannte Helikopter. Denn über bewohntem Gebiet darf der Anavia HT-100 noch nicht eingesetzt werden.
Vollständiger Artikel in den Printzeitungen «March-Anzeiger» und «Höfner Volksblatt» zu lesen.