Home Region Sport Agenda Schweiz/Ausland Magazin
Sport
27.02.2021

«Ich muss bei mir bleiben und nicht nach aussen schauen»

Bild: zvg
Niklas Hartweg ist an der Junioren-WM im Biathlon in Obertilliach mit dabei. Er schaut mit gemischten Gefühlen auf seine Weltcup-Saison zurück, freut sich aber sehr auf die Titelkämpfe im Osttirol.

Schaut Niklas Hartweg auf seine bisherige Saison zurück, tut er das mit gemischten Gefühlen. Zum ersten Mal ist er von Schweizer Nationaltrainer im Weltcup eingesetzt worden, musste das Experiment aber nach seinen ersten Einsätzen wieder abbrechen. Er fühlte sich im falschen Film. «Da war ich komplett fehl am Platz», bilanziert er nüchtern. Im Vorfeld der Wettkämpfe war er krank und aus diesem Grund nicht mit vollen Kräften am Start. Das machte sich bemerkbar. Langsam in der Loipe und mit einigen Schiessfehlern zu viel verlor deutlich gegenüber anderen Athleten in Reichweite an Boden. Das war frustrierend für den ehrgeizigen Wollerauer.

Selbstvertrauen zurückgeholt

Im IBU Cup konnte er wieder Selbstvertrauen tanken, konnte so an seine von ihm erwarteten Leistungen wieder einigermassen anknüpfen. Das hatte zur Folge, dass er von Nationaltrainer Alexander Wolf ins Aufgebot für die WM «der Grossen» in Pokljuka aufgenommen wurde. Für Aussenstehende eher überraschend, für ihn nicht. Mit seinen Einsätzen ist Hartweg «recht zufrieden». Will heissen: «Mit dem Schiessen in den ersten beiden Wettkämpfen kann ich nicht zufrieden sein. Da habe ich nicht zeigen können, wozu ich eigentlich fähig bin.» Das war für den 20-Jährigen eher frustrierend. «Läuferisch hingegen lief es mir gut, da kann ich zufrieden sein.» Auf jeden Fall hatte er nicht mehr das Gefühl, «komplett fehl am Platz» zu sein.

«Das war ein richtig geiles Gefühl!»

Bestes Schweizer Ergebnis

Dann kam die Staffel. Lange kämpfte Niklas Hartweg als Startläufer der Schweizer um den zweiten Platz mit, ehe er als Fünfte an den nächsten Läufer übergab. «Ein richtig geiles Gefühl» sei das gewesen. «Ich konnte mit namhaften Weltklasseathleten mithalten und sie ein bisschen ärgern», freut sich Hartweg auch eine Woche später noch diebisch. Hartweg war erst zum zweiten Mal als Startläufer eingesetzt worden und hat diese Nomination mit einem guten Resultat mehr als gerechtfertigt.

Auf sich selbst konzentrieren

Dieses Erlebnis gibt dem jungen Wollerauer Biathleten ein gutes Gefühl für die am Sonntag beginnenden Junioren- Weltmeisterschaften im Osttirol. «Ich habe an der WM in Pokljuka letzte Woche gezeigt, dass ich auch unter Druck im Schiessstand eine sehr gute Leistung abrufen kann.» Mit nur einem Fehlschuss in zehn Schüssen zeigte er in der Staffel von allen vier eingesetzten Schweizer Athleten das beste Schiessresultat. Damit macht er sich, ob er will oder nicht, selber Druck für den Einzelwettkampf am Sonntag. Er blickt aber auch auf den 10 Kilometer Sprint am Dienstag. Da schielt er auf eine Medaille und damit auch auf eine gute Ausgangslage einen Tag später bei der 12,5 Kilometer Verfolgung. Und eine Medaille an den Weltmeisterschaften soll es laut Hartweg werden. Er weiss aber auch, dass gute Leistungen zuvor am Tag X nichts bedeuten. Denn je nachdem, welche Athleten von den anderen wichtigen Biathlon-Ländern an der Junioren-WM eingesetzt werden, kann dieses Unterfangen sehr schwierig werden. «Es kann für mich auf beide Seiten kippen, auf die erfolgreiche oder eben auch nicht.» Das kann im Biathlon sehr schnell gehen. «Denn wenn es läuferisch nicht so gut läuft, leidet auch das Schiessen», sagt der Wollerauer. «Aber das ist Biathlon.»

Zuversichtlich: Niklas Hartweg glaubt an seine Medaillenchancen an der Junioren-WM.

Um an der Junioren-WM erfolgreich zu sein, ist es laut Hartweg wichtig, dass «ich bei mir bleibe und nicht nach aussen schaue». Das heisst, er will sich nicht von äusseren Umständen beunruhigen lassen. «Ich weiss, dass ich eine Medaille holen kann», gibt er sich untypisch schweizerisch selbstbewusst. Denn er weiss, dass er im Sommer mit intensivem Training und viel Schweiss eine gute Grundlage geschaffen hat.

Franz Feldmann, Sportredaktion March24 & Höfe24