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Kanton
23.02.2021

Kanton muss bei Wirten Härtefallgelder kürzen

Urs Durrer, Vorsteher des kantonalen Amts für Wirtschaft.
Urs Durrer, Vorsteher des kantonalen Amts für Wirtschaft. Bild: zvg
Die Umsetzung der Härtefallverordnung im Kanton Schwyz läuft auf Hochtouren. Bereits wurden 350 Gesuche bewilligt, weitere sind in Bearbeitung.

Die Verteilung der Härtefallhilfe ist in vollem Gang. Bereits wurden im Kanton Schwyz 350 Gesuche von betroffenen Firmen bewilligt und ausbezahlt. Insgesamt seien schon 500 Gesuche eingereicht worden. Im Durchschnitt erhalten die Firmen 65'000 Franken. Wenn morgen der Kantonsrat die Hilfe aufstockt, werden im Kanton Schwyz 27 Millionen Franken zur Verfügung stehen. Das ist aber noch nicht alles. Die Rede ist bereits von einem vierten Härtefallpaket von Bund und Kantonen. 

mit Urs Durrer sprach Jürg Auf der Maur

Morgen wird der Kantonsrat ein weiteres Paket zur Härtefallregelung beschliessen. Mit wie vielen Gesuchen rechnen Sie?

Wir gehen heute davon aus, dass 1'000 bis 1'300 Gesuche von Schwyzer Firmen bei uns eintreffen werden. Sie leiden unter der Coronakrise.

Der Bund spricht bereits vom vierten Härtefallpaket. Was würde das für den Kanton Schwyz finanziell konkret bedeuten?

Mit dem voraussichtlichen Beschluss im Kantonsrat wird allein der Kanton Schwyz seine Hilfe auf rund 27 Millionen Franken aufstocken. Mit einem vierten Härtefallpaket würden wir auf etwa 60 bis 80 Millionen Franken kommen. Das ist vermutlich auch der Betrag, der nötig sein wird, um die Härtefälle im Kanton Schwyz zu entschädigen. Immer vorausgesetzt, der Kantonsrat wird für den Kantonsanteil grünes Licht geben.

(...)

Wie viele Gesuche wurden bereits bewilligt, und mit wie viel Geld kann im Durchschnitt gerechnet werden?

Bis jetzt haben wir bereits 350 Gesuche bewilligt und ausbezahlt. Damit sind wir im Vergleich zu anderen Kantonen sehr sportlich unterwegs. Im Durchschnitt erhält eine Firma 65'000 Franken.

Das soll reichen, die Zukunft einer Firma zu sichern?

Der Staat beteiligt sich ja noch stärker. Grundsätzlich ist der Bereich Löhne von der Kurzarbeitsentschädigung und den EO-Beiträgen abgedeckt. Mit der Härtefallregelung geht es nun darum, dass eine Firma die notwendige Liquidität bekommt. Es geht also darum, dass sie die laufenden Fixkosten für Miete, Versicherung und anderes bezahlen kann.

«Wir versuchen, die vorhandenen Gelder so fair wie möglich zu verteilen. Bei vielen Gastrobetrieben müssen wir kürzen, bei einigen erhöhen.»
Urs Durrer

Jetzt hat der Bundesrat aber beschlossen, dass verschiedene Betriebe, insbesondere Restaurants, weiter geschlossen bleiben müssen …

Stimmt. Aber wir haben das kommen sehen und deshalb bereits Anfang Februar folgende Regelung festgelegt: Wer im vergangenen Jahr 40 Prozent Umsatzeinbruch hatte oder behördlich seit dem 21. Dezember geschlossen ist, bekommt grundsätzlich sieben Monate Fixkosten, wer seit dem 18. Januar, wie die Detaillisten, geschlossen ist, bekommt grundsätzlich fünf Monate Fixkosten ausbezahlt. Das ist im Vergleich zu anderen Kantonen sehr grosszügig.

(...)

Wie schlecht geht es der Schwyzer Wirtschaft? Was sind Ihre Erkenntnisse?

Es liegen uns nun über 500 Gesuche vor, wovon wir 350 bewilligt haben. Der Wirtschaft geht es nicht grundsätzlich schlecht. Aber es gibt einzelne Branchen, denen es miserabel geht.

Welchen denn?

Es sind vorab Eventorganisationen, die Personalrekrutierung oder Reiseunternehmen, die aufgrund der momentanen Situation wirklich nicht mehr ein und aus wissen. Es gibt keine Anlässe mehr, die Reisetätigkeit ist massiv eingeschränkt, und die unsichere Lage bremst Firmen, neues Personal zu suchen oder anzustellen. Diese Unternehmen sind wirklich auf Hilfe angewiesen.

Die Gastrobranche haben Sie nicht erwähnt.

Hier sind wir etwas überrascht. Die meisten Betriebe haben im vergangenen Jahr einen guten Abschluss erzielt.

Ein Wehklagen auf Vorrat also?

Jein. Ein Blick in die uns vorliegenden Gesuche zeigt, dass rund zwei Drittel der Schwyzer Gastrobetriebe im vergangenen Jahr ähnlich hohe Gewinne wie im Vorjahr erzielt haben. Wirklich schlecht geht es einem Drittel oder noch weniger Betrieben.

Worauf führen Sie das zurück? Die Restaurants waren ja fast dauernd geschlossen?

Einerseits haben die Restaurants natürlich wie alle Kurzarbeitsentschädigung oder EO-Entschädigung erhalten. Während der Corona-Krise haben viele Gastrobetriebe dann die Fixkosten reduziert. Beispielsweise mit weniger Personal, da grössere Abstandsregeln im Essensbereich eingehalten werden mussten. Als dann die Restaurants nach dem Lockdown wieder aufgegangen sind, gab es hohe Umsätze. Die Gäste haben schlicht mehr Geld ausgegeben. Aufgrund der tieferen Fixkosten sind somit viele Restaurants profitabler geworden.

Heisst das, dass der Kanton die Härtefallgelder für die Gastrobranche eher kürzen muss und dafür anderen Firmen und Branchen mehr ausbezahlt?

Das ist korrekt. Wir versuchen, die vorhandenen Gelder so fair wie möglich zu verteilen. Bei vielen Gastrobetrieben müssen wir kürzen, bei einigen erhöhen. Für Firmen aus den Bereichen Eventorganisation, Personalrekrutierung und Reiseunternehmen erhöhen wir tendenziell ebenfalls die Gelder.

(...)

Vollständiges Interview in den Printzeitungen zu lesen. 

Jürg Auf der Maur