Ganz viel Nerven und erhebliches Engagement hat es den 37-jährigen Siebner Kantonsrat gekostet, um im Kosovo an den Wahlen teilnehmen zu können. Doch es hat sich für ihn gelohnt: Nach Auszählung von 97 Prozent der Stimmen kam die linke Vetevendosje, die Partei des ehemaligen Bürgerrechtlers Albin Kurti, auf 48 Prozent der Stimmen.
Der Ausgang des Urnengangs kommt den Wünschen vieler Kosovaren nach einem grundlegenden Wandel entgegen. Misswirtschaft und Korruption sind dabei die Hauptpunkte. «Die Leute aus dem Ausland, aber auch die Bevölkerung im Kosovo haben eingesehen, dass es nicht so weiter gehen kann», so der Siebner Berisha.
In diese Gruppe «hineingerutscht»
Begonnen hat die Reise für Kushtrim Berisha damit, dass er sich in der Schweiz dafür interessiert hat, wie an den Wahlen im Kosovo teilgenommen werden kann. Er nahm mit einer Aktivistengruppe von Kosovo-Albanern, die der Vetevendosje nahe stehen, Kontakt auf. Er sei dann in diese Gruppe hineingerutscht, da er als ehemaliger Projektleiter und heutiger Accountmanager bei der Swisscom über das Know-how verfüge, Projekte zu leiten.
Dank grossem Interesse und sehr vielen Anfragen konnte Berisha einen Airbus A320 buchen, in dem 174 Schweizer Kosovo-Albaner Platz fanden. Um es möglichst vielen zu ermöglichen, an der Wahl teilzunehmen, wurden Sponsoren gesucht. «So musste am Schluss jeder von uns 150 Franken für ein Ticket bezahlen.»
«Ein Privileg, wählen zu können»
Vor dem Rückflug haben alle im Kosovo einen PCR-Test gemacht. Wieder in der Schweiz, sagt Berisha rückblickend: «Im Kosovo ist es ein Privileg, wählen zu können. Ich kann darum nicht verstehen, wenn man in der Schweiz nicht wählen geht.» Die Wahlbeteiligung der knapp 1,8 Millionen Stimmberechtigten im Kosovo wurde von der Wahlkommission mit 45,5 Prozent angegeben.
Was der künftige Premier des Kosovos nun braucht, sind erfahrene Manager, die regieren können. Kurti zählt darum auch auf die Auslandkosovaren aus der Diaspora in der Schweiz, in Deutschland, Österreich oder Frankreich. Für den Schwyzer SP-Kantonsrat und zweifachen Familienvater Berisha ist dies allerdings keine Option: «Nein, ich bin in der Schweiz zu Hause. Für mich ist es wichtig, dass wir die Wahl gewinnen konnten.»