Der Rekordbahn winkt die Pensionierung
Sie war ein Pionierprojekt, die am 9. Februar 1970 eingeweihte Luftseilbahn der Hoch-Ybrig AG. Was Grösse und Förderleistung betraf, stach sie damals jede Bahn aus. Und noch heute beeindruckt die inzwischen 51 Jahre alte Pendelbahn ob ihrer physischen Präsenz. Doch das einstige Wunderwerk der Technik kommt ins Alter.
Konzession läuft 2034 aus
Das weiss man nicht nur im Ybrig, sondern auch beim Bundesamt für Verkehr. Dieses liess die Hoch-Ybrig AG wissen, dass die Konzession für deren Pendelbahn im Jahr 2034 ausläuft und nicht mehr verlängert werden kann. Der Zahn der Zeit nagt schon heute an der 1780 Meter langen Anlage. «Der Unterhalt», so Geschäftsleitungs-Mitglied Urs Keller, «wird von Jahr zu Jahr aufwendiger.» Da die Bahn anstandslos funktioniert, hat man zwar noch Zeit im Ybrig. Doch die Frage eines Ersatzes lässt sich nicht mehr wegdenken.
Im Corona-Vorjahr hat die Geschäftsleitung «Nägel mit Köpfen» gemacht. Sie hat entschieden, dass die Luftseilbahn ins Seebli vorzeitig ersetzt werden soll. Und sie hat bereits die Typenwahl getroffen: Statt wie bisher mit einer Pendelbahn, soll das Hoch-Ybrig neu mit einer Gondelbahn erschlossen werden.
Gemäss derzeitigem Planungsstand sollen es dereinst 34 Kabinen mit einer Kapazität von je 10 Personen werden. «Gondelbahnen», so Keller, «haben sich technisch extrem entwickelt und sind beim Publikum erst noch beliebter als Grosskabinen.» Wie vor über 50 Jahren setzt man im Ybrig auf die Garaventa-Gruppe, welche inzwischen zum Weltmarktleader Doppelmayr gehört.
Aus einem werden 13 Masten
Trotz etwas längerer Fahrzeit erhöht sich mit den 34 Kabinen die Förderleistung von aktuell 1100 Personen pro Stunde auf 1580. Motor und Seile sind für maximal 38 Kabinen und für 1780 Personen pro Stunde ausgelegt. «Ob wir diese Kapazitäten auch ausschöpfen», so Keller, «steht noch nicht fest.»
Der Wechsel von einer Pendel- zu einer Umlaufbahn hat einschneidende bauliche Konsequenzen. Dafür braucht es neue Ein- und Ausstiegsstationen sowie neue Masten. War es bisher ein Mast, der die Pendelbahn die 425 Höhenmeter hinauf ins Seebli elegant überwinden liess, braucht es für die Gondelbahn nicht weniger als 13.
Immerhin müssen die bisherigen Tal- und Bergstationen nicht abgebrochen werden. Da die Ein- und Ausstiegs-Perrons südlich (Talstation), respektive nördlich (Bergstation) angebaut werden, können die bisherigen Personenzugänge übernommen werden. Urs Keller rechnet mit einer zweijährigen Bauzeit, wobei im ersten Jahr die Luftseilbahn im Einsatz bleiben kann. Der Betriebsunterbruch reduziert sich deswegen auf ein halbes Jahr.
16 Millionen Franken
Die Hoch-Ybrig AG rechnet mit Investitions- und Abbruchkosten von rund 16 Millionen Franken. Was doppelt so viel ist wie für ihr bisher teuerstes Infrastrukturprojekt – die Sesselbahn auf den Hesisbol.
Allzu schnell werden die Baumaschinen in der Weglosen und im Seebli aber nicht auffahren. «Es wäre schön, wenn wir in drei Jahren mit dem Bau beginnen könnten – sofern es unsere finanzielle -Situation erlaubt », hofft Urs Keller. Wesentliche Aufschlüsse über den zeitlichen Fahrplan werden zwei Abstimmungen liefern: Sowohl in Unteriberg wie auch in Oberiberg müssen im Rahmen einer Zonenplanrevision die zwischenzeitlich notwendig gewordenen Sonderzonen «Seilbahnkorridor» ausgeschieden werden. Wann dies exakt der Fall sein wird, ist noch nicht bestimmt. Und auch dann wartet noch immer das Baugenehmigungsverfahren. Ihre Pensionierung muss sich die Pendelbahn erst noch verdienen.