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Sport
01.02.2021

«Zwischen den Lakers und mir ist alles in Ordnung»

Schlüsselspieler, Identifikationsfigur, Publikumsliebling: Goalie Melvin Nyffeler nimmt bei den Rapperswil-Jona Lakers gleich mehrere tragende Rollen ein. (Bild: Keystone)
Schlüsselspieler, Identifikationsfigur, Publikumsliebling: Goalie Melvin Nyffeler nimmt bei den Rapperswil-Jona Lakers gleich mehrere tragende Rollen ein. (Bild: Keystone) Bild: Keystone
Melvin Nyffeler gefällt es bei den SCRJ Lakers, und er schliesst ein längerfristiges Engagement nicht aus.

Melvin Nyffeler, wie geht es Ihnen?
Es geht mir eigentlich gut.

Eigentlich?
Im Grossen und Ganzen geht es mir gut. Nach meiner Corona-Erkrankung im Oktober benötigte ich mehr Zeit, als ich gedacht hatte, bis ich mich wieder vollständig fit fühlte. Die einmonatige Trainingspause wirkte nach. Doch in den letzten sieben Spielen merkte ich, dass die Form zurückkehrt und ich wieder auf meinem gewohnten Level spielen kann.

Und ausgerechnet in dieser Phase verletzen Sie sich?
Ja. Ich habe mir im Spiel gegen Biel am letzten Dienstag eine Fussverletzung zugezogen.

Wie gravierend ist diese Verletzung?
Ich werde sicher vier bis sieben Wochen ausfallen. Ich habe wenig Schmerzen und muss deshalb nicht operiert werden. Ich hoffe, schnellstmöglich wieder im Tor zu stehen.

Sie haben Ihre Corona-­Erkrankung angesprochen. Das war bestimmt keine einfache Zeit, zumal Sie, Ihre Frau Gina und Söhnchen Leevi positiv getestet wurden?
Es war tatsächlich sehr mühsam. ­Meine Frau und ich hatten einen eher milden Verlauf. Wir hatten beide kein Fieber, spürten es nur fünf, sechs Tage. Ich hatte etwas Halsweh, hustete, ­hatte Gliederschmerzen und litt unter ­Geschmacksverlust. Grosse Sorgen machten wir uns um Leevi. Er hatte zwei Tage lang sehr hohes Fieber. Mit Medikamenten und Hausmitteln wie Essigwickeln gelang es uns schliesslich, das Fieber zu senken.

«Wir werden im Sommer sicher noch einmal über einen Mehrjahres-Vertrag reden.»

Etwas auf den Magen schlagen können hätten Ihnen zudem die etwas zögerlich verlaufenen Verhandlungen über einen neuen Vertrag bei den Lakers. Statt eines Vierjahres-Vertrages erhielten Sie nur ein Angebot für eine weitere Saison.
Es hat sich tatsächlich etwas in die Länge gezogen. Aber schliesslich haben wir eine Vereinbarung treffen können, die für beide Parteien in der momentanen Situation stimmt.

Dieser Einjahresvertrag ist aber nicht das, was Sie wollten?
Ich hätte gerne einen Mehrjahrsvertrag unterschrieben. Nur lässt dies die aktuelle Lage nicht zu. Dem Klub fehlen wegen Corona und deren Auswirkungen die Planungssicherheit und Einnahmen. Geschäftsführer Markus Bütler und Sportchef Janick Steinmann kommunizierten stets ­offen mit mir und zeigten mir die Proble­matik auf, die ­ihnen Corona beschert. Ich verstand ihre Argumente, brachte Verständnis auf für die Situation, und so ist alles in Ordnung zwischen den ­Lakers und mir. Der Einjahresvertrag ist die beste Option für beide Parteien.

Einen Mehrjahresvertrag mit den Lakers hätten Sie aber immer noch gerne?
Ja, das ist so. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, noch einige Jahre für die Lakers zu spielen. Der Klub bedeutet mir sehr viel. Wir werden im Sommer sicherlich noch einmal zusammensitzen und über einen Mehrjahresvertrag sprechen.

Es könnte aber auch sein, dass Sie ein Angebot eines anderen Klubs erhalten, das sportlich wie finanziell lukrativer ist als das von den Lakers?
Das ist möglich. Das ist das ­Risiko, das die Lakers mit dem Einjahresvertrag eingehen. Es wird jedenfalls spannend sein, zu beobachten, wie sich das Ganze entwickeln wird.

«Zuschauer fehlen mir ­extrem. Ein leeres Stadion hat etwas Frustrierendes an sich.»

Wie sind Sie mit Ihren persön­lichen Leistungen in der bisherigen Saison zufrieden?
Ich muss sagen, dass es coronabedingt wirklich keine einfache Saison ist. Aber das geht wohl allen im Eishockeygeschäft so. Ich persönlich möchte mit meinen Leistungen dazu beitragen, dass die Mannschaft stets die Chance hat auf einen Punkt­gewinn oder Sieg. Das ist mir, glaube ich, auch in dieser Saison mehr oder weniger gut gelungen.

Sie haben einmal gesagt, dass Sie diese Saison zum ersten Mal das Gefühl hätten, zur Arbeit und nicht zu einem Spiel zu gehen. Leiden unter dieser «Nicht-Atmosphäre» die Konzentration oder Leistungsbereitschaft?
Die Zuschauer fehlen mir. Sie fehlen extrem. Die Fans sind ein wesentlicher Teil unseres Sportes. Die Fans gehören dazu. Sie treiben uns an, sorgen für Emotionen. Ein leeres Stadion hat etwas Frustrierendes. Das Gefühl bei einem Spiel ohne ­Zuschauer ist nicht dasselbe wie mit Zuschauern. Zur Konzentration und Leistungsbereitschaft: Gerade weil wir Profis sind, muss die Einstellung gleich sein, egal, ob wir vor leeren oder besetzten Rängen spielen. Wir können froh sein, dass wir unseren Sport überhaupt ausüben dürfen. Da wäre ein geringeres Engagement der Spieler ein völlig falsches Signal. Was die Einstellung und das Engagement betrifft, ist mir jedenfalls kein Unterschied zu «normalen» Zeiten aufgefallen.

Man könnte meinen, dass ohne Zuschauer die Auswärtsteams eher punkten. Bei den Lakers ist dies aber gar nicht der Fall. In 17 Partien resultierten vier Siege. Warum tun sich die Lakers auf fremdem Eis immer noch so schwer?
An den Fans der Heimteams kann es diese Saison definitiv nicht liegen, dass wir auswärts nicht mehr Siege holen. Vielleicht treten wir auswärts zu zaghaft, zu zögerlich auf. Es ist auch nicht alles schlecht, was wir bei Auswärtsspielen machen. Wir hatten einige ­gute Spiele, aber am Ende doch kein Erfolgserlebnis. So etwas kann sich dann im Hinterkopf festsetzen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Die Rückkehr zum Alltag von früher. Die momentane Corona-Situation mit den Schutzmassnahmen ist für ­alle schwierig. Die Lebensfreude leidet darunter. Ich möchte meinem Sohn doch so gerne die Welt zeigen. Aber draussen sieht er mich ja nur mit der Corona-Maske.

Ruedi Gubser, Südostschweiz Glarus