Aufmerksam beobachtet er mit seinen gelben Kulleraugen das Geschehen. Denn im Tierpark Goldau teilen sich die Steinkäuze die Voliere mit den Waldrappen; da ist immer so einiges los. Im «waldrapplichen» Gewusel ist der kleine Kauz erst auf den zweiten Blick zu entdecken. Denn er sitzt gerne gut getarnt in den Nischen und Spalten. Er ist auch nicht der Grösste, misst er doch nur rund 22 Zentimeter. Zudem ist er mit seinen ca. 200 Gramm nur in etwa so schwer wie zwei Tafeln Schokolade.
Am meisten bedrohte Eulenart der Schweiz
Das Aussterben des Steinkauzes in der Schweiz konnte gerade noch verhindert werden, schreibt der Natur- und Tierpark Goldau in einer Medienmitteilung. Ursprünglich bewohnte der kleine Vogel, der zu der Familie der eigentlichen Eulen gehört, den Mittelmeerraum sowie die asiatischen Steppen und Halbwüsten. Erst mit der Besiedelung von Mitteleuropa durch den Menschen belebte er als typischer Kulturfolger die hiesigen Gegenden. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gab es in der Schweiz noch mehr als 800 Brutpaare. Durch Überbauung, Rodungen und die Intensivierung der Landwirtschaft schwanden die Lebensräume des Steinkauzes dramatisch. Der Tiefpunkt war Anfang der Nullerjahre erreicht, als nur noch rund 50 bis 60 Brutpaare gezählt wurden.
Bemühungen verschiedener Organisationen und diverse Fördermassnahmen haben dazu beigetragen, dass es mittlerweile wieder 149 Steinkauz-Reviere gibt. Dabei seien zwei Punkte besonders wichtig: Gebiete zur Fortpflanzung sowie Vernetzungsgebiete, um den Austausch zwischen den Populationen zu fördern. Für die Fortpflanzung benötigt der Steinkauz Hohlräume in Bäumen, aber auch in Mauer-nischen. Daher ist der Erhalt von Hochstammobstgärten und Eichenhainen wichtig, wie auch Nisthilfen zum Ausgleich von fehlenden natürlichen Höhlen.
In den letzten zwei Jahren konnten die Steinkauz-Nachzuchten des Natur- und Tierparks Goldau in Deutschland ausgewildert werden: 2019 waren es sechs und 2020 fünf Jungtiere, die zur Stärkung einer Wildpopulation im Naturpark Nuthe-Nieplitz wieder angesiedelt wurden. Das Projekt will eine sich selbst erhaltende Wildpopulation etablieren – dies durch die artgerechte Auswilderung von mindestens 50 Jungvögeln pro Jahr.
Der Natur- und Tierpark Goldau hofft, mit weiteren Zuchterfolgen zur Arterhaltung beitragen zu können – und dass der kleine, unscheinbare Steinkauz durch die Ernennung zum Vogel des Jahres die Aufmerksamkeit erhält, die er verdient.