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Pfäffikon
14.01.2021

Threema profitiert von Änderungen bei WhatsApp

Bild: Threema
Während viele Nutzer der Facebook-Tochter die App von ihren Geräten löschen, steigen die Downloadzahlen des Pfäffiker Kurznachrichtendiensts Threema rasant an.

Der Schweizer Kurznachrichtendienst Threema mit Sitz in Pfäffikon profitiert von den Diskussionen um die neuen Nutzungsbedingungen und Datenschutzrichtlinien des Platzhirschen WhatsApp. Auch die Gratis-Alternativen Telegram und Signal legen deutlich zu.

«Die Zahl der Downloads hat sich seit dem vergangenen Donnerstag etwa verfünffacht», sagte Threema-Sprecher Roman Flepp gestern Mittwoch gegenüber dem Finanznachrichtendienst AWP. «Normalerweise liegen sie bei einigen Tausend pro Tag, jetzt bei mehreren Zehntausend.»

Grund: Neue Geschäftsbedingungen von WhatsApp

Auslöser des WhatsApp-Exodus sind offenbar Befürchtungen, dass mit den geänderten allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) künftig viele persönliche Daten mit anderen Facebook- Unternehmen geteilt werden. Die Nutzer müssen die neuen Bedingungen bis zum 8. Februar akzeptieren.

Threema wirbt damit, dass sich der Dienst auch komplett anonymisiert nutzen lässt und weder Mobilnummer noch E-Mail-Adresse nötig sind. Bei der Sicherheit wird neben der Verschlüsselung auch gerne auf den Standort der Server in der Schweiz verwiesen. Im Unterschied zu den Wettbewerbern muss man beim Download der App für Android oder Apple aber zahlen, derzeit drei Franken. «Wenn Sie nicht für ein Produkt bezahlen, sind sie selbst das Produkt», lautet ein Motto von Threema.

Über den deutschsprachigen Raum hinaus gewachsen

Im September 2020 war der deutsche Finanzinvestor Afinum beim Pfäffiker Unternehmen eingestiegen. Die vom Investor bereitgestellten Ressourcen sollen helfen, über den deutschsprachigen Raum hinaus zu wachsen und Freiräume für «visionäre neue Ideen und Projekte» zu eröffnen, wie es hiess.

Zudem wurde mit der Threema Holding AG in Zürich eine Dachgesellschaft gegründet. Das soll mehr Flexibilität etwa beim Thema Mitarbeiterbeteiligung schaffen. Die drei Gründer und Entwickler führen das Unternehmen weiterhin und bleiben mit einem «wesentlichen Anteil» an der Gesellschaft beteiligt.

Über acht Millionen Nutzer

Im Oktober 2020 bezifferte das Unternehmen mit knapp 30 Mitarbeitenden die Zahl der Nutzer auf rund acht Millionen. Auf die Unternehmenslösung Threema Work entfallen davon mehr als zwei Millionen in rund 5'000 Unternehmen, Behörden, Verbänden und Schulen, wie es weiter hiess. Zu den Kunden zählen etwa auch Schweizer Bundesbehörden, Bosch, Daimler oder Lehrkräfte des Landes Baden-Württemberg.

Im Vergleich zu WhatsApp und Telegram ist Threema jedoch weiterhin ein Zwerg. Die Facebook-Tochter hat weltweit mehr als zwei Milliarden Nutzer (Stand Februar 2020) und Telegram 500 Millionen. Letztere meldete dieser Tage mehr als 25 Millionen Neuregistrierungen innert 72 Stunden. Auch der US-Anbieter Signal mit rund 10 Millionen Nutzern verbuchte zuletzt ebenfalls einen starken Anstieg der Download-Zahlen, der von einem Tweet von Tesla-Chef Elon Musk noch verstärkt wurde.

sda