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Kanton
10.01.2021

Die Zukunft der Schwyzer Volksschule im Blick

Bild: zvg
Das Amt für Volksschulen, die Pädagogische Hochschule Schwyz, der Verband Lehrerinnen und Lehrer sowie der Schulleiterinnen und Schulleiter Kanton Schwyz haben eine gemeinsame Vision für die Volksschule entwickelt.

«Die Zukunft, die wir wollen, muss erfunden werden, sonst bekommen wir eine, die wir nicht wollen.» Mit dieser von Joseph Beuys formulierten Überzeugung haben sich das kantonale Volksschulamt, die Pädagogische Hochschule Schwyz sowie die Lehrerinnen- und Schulleiter-Verbände zusammengetan, um ein Bild zu entwerfen, wie die Volksschule der Zukunft im Kanton Schwyz aussehen soll.  

Schule nicht neu erfunden

Um es vorwegzunehmen: Die Volksschule im Kanton Schwyz wird nicht neu erfunden. So gehen die Autorinnen und Autoren des Papiers, das diese Woche veröffentlicht wurde, davon aus, dass das Bildungsverständnis, wie es im Lehrplan 21 formuliert ist, auch in Zukunft seine Gültigkeit behält. Die Vision in Form von acht Leitsätzen zeigt keine revolutionären Umwälzungen in der Volksschule. «Unsere Vision bewegt sich bewusst zwischen Kontinuität und Innovation. Sie nimmt Bewährtes auf und zeigt Themenfelder, die grundsätzlich neu gedacht werden müssen», so Silvio Herzog, Rektor der PHSZ.

Neu gedacht wird beispielsweise das Zeitverständnis. So soll die Schule der Zukunft einen definierten Tagesablauf mit variablen Anfangs- und Abschlusszeiten ermöglichen. Mit einer bedürfnisgerechten schulergänzenden Betreuung über Mittag und für Hausaufgaben, wie angefügt wird. Konkret kann man sich darunter wohl «gleitende Arbeitszeit» vorstellen – mit Auffangzeiten für Schülerinnen und Schüler, die zu Hause nicht betreut werden können. Für den Schuleintritt werden Modelle entwickelt, die möglichst flexibel auf die individuellen Lern- und Entwicklungsstände der Schülerinnen und Schüler eingehen. Ein Anliegen, das bei den einen oder anderen Eltern auf grosses Echo stossen wird. Auch soll die Volksschule zur Absolvierung der obligatorischen Schulzeit individuelle Tempi ermöglichen, was sowohl leistungsstärkeren als auch leistungsschwächeren Schülern entgegenkommen würde.

Selbstständigere Schüler

Mehr Gewicht will die Volksschule der Zukunft dem interdisziplinären Unterricht und dem selbst organisierten Lernen geben. So soll die heutige Fächerstruktur weitgehend aufgelöst werden, was einem ganzheitlichen Lernen durchaus förderlich wäre. Weiter wird die Schule ein «besonderer Ort der Förderung von Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und kritischem Denken» sein. 

Nur: Ist sie das nicht schon heute, oder sollte es wenigstens sein? Dass Schülerinnen und Schüler bereits in unteren Klassen von mehreren Lehrpersonen unterrichtet werden, ist heute bereits gang und gäbe. Diese Tendenz soll aber verstärkt werden. Die Volksschule der Zukunft soll durch «profilierte Lehrpersonen in unterrichtsbezogenen Teams verantwortet» werden, heisst es. 

Die Schulleitungen sollen mehr Entscheidungsspielraum erhalten – innerhalb von definierten Freiräumen. Weiter können Schulen eigenständige pädagogische Profile entwickeln. Offen gelassen wird aber, ob damit auch eine freie Schulwahl verbunden wäre.

Den Diskurs anregen

Einige Leitsätze und Erläuterungen sind aber Allgemeinplätze: «Die Volksschule der Zukunft fördert die Vielfalt von Lernorten in und ausserhalb der Schule.» War das nicht schon früher so und müsste heute selbstverständlich sein? Oder: «Die Volksschule der Zukunft ist Teil des öffentlichen Lebens und des lebenslangen Lernens.» Das tönt auch nicht wirklich visionär.

Visionen und Leitsätze haben es so in sich: Sie sind oft Papiertiger.
Mit den Visionen sei kein konkreter Umsetzungsplan verbunden, aber im Dialog ein starkes Bild für die Zukunft entstanden, das Orientierung bietet, schreibt Silvio Herzog in der Medienmitteilung. Man wolle damit den Diskurs anregen. Bleibt zu hoffen, dass dadurch die Zukunft erfunden wird, die wir wollen. 

Die komplette Vision zur Volksschule der Zukunft ist hier abzurufen.

Hans-Ruedi Rüegsegger, Redaktion March24 & Höfe 24
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